50 Jahre Stadtrecht und der Tod eines „Dinos“

Steinbach (HB). Beim Rückblick auf 2021 hat der Bürgermeister von einem „verrückten Jahr“ gesprochen. Bei der Vorausschau auf 2022 kommt Steffen Bonk – Stand heute - eine solche Formulierung nicht in den Sinn. Wenn die Stadt ihre Pläne verwirklichen kann und Corona nicht wieder zum Stolperstein wird, macht sie einen weiteren Entwicklungsschritt, wird ein runder Geburtstag gefeiert und ein „Dinosaurier“ beerdigt

Fangen wir mit dem „Dino“ an, mit dem die „Rostlaube“ am S-Bahnhof gemeint ist, die in den 80er Jahren errichtet wurde. Generationen von Radfahrern haben sich über das Monstrum grün und blau geärgert. Stützpfeiler, Dach und die als „Felgenkiller“ gefürchteten Schienen zum Abstellen der Räder sind längst nicht mehr zeitgemäß. Jetzt endlich werden unter der Regie des Regionalverbands Nägel mit Köpfen gemacht. In den nächsten Monaten erwartet der Bürgermeister die Montage von 60 Stahlbügeln zum Anschließen der Velorahmen, ebenso das Aufstellen von Mietboxen – Fahrradgaragen, wie sie auf der Weißkirchener Seite des Bahnhofs bereits vorhanden sind. Eine Servicestation mit Schlauchmaterial und den gängigen Werkzeugen wird das Angebot komplettieren.

Ein weiteres Uraltprojekt wird Ende Januar tatsächlich begonnen. Am Quartier Alter Cronberger Weg rückt ein Bautrupp im Auftrag der Stadt Eschborn an, um den Radweg über eine Strecke von 1,5 Kilometern bis in den Niederhöchstädter Skulpturenpark zu verlängern. Die Stadt Steinbach ist ganz entspannt, denn die reiche Nachbarkommune hat die Planungskosten übernommen, und das Land gibt das Geld für den Bau.

Der Radweg entlang der Landesstraße nach Oberhöchstadt – daran zweifelt Steffen Bonk nicht im geringsten – wird keine unendliche Geschichte. In diesem Jahr liegt die baureife Planung beim Bauherrn, dem Hochtaunus kreis, auf dem Tisch und im kommenden Jahr geht es los. Innerorts wird der Radweg in der Kronberger Straße fortgesetzt, aber die Ausführung – Fahrradstreifen oder separater Weg – ist zwischen Stadt und ADFC noch strittig. Als Grundlage für die Radverkehrspolitik verfügt die Stadt mittlerweile über den Netzplan eines Frankfurter Fachbüros, der sich noch in der Abstimmung befindet. In der Bahnstraße, so viel darf schon mal verraten werden, ist der Stein der Weisen nicht gefunden worden, Die Velonutzer sollen tunlichst auf Paralellstraßen ausweichen und den Speditions-Brummis aus dem Weg gehen, schlagen die Experten vor. Die Stadtverordneten können das Planwerk freilich modifizieren.

Corona ist schon oft Spielverderber gewesen. Ende September sollte sich die Pandemie gnädig zeigen, denn es steht eine Festwoche an, in der 50 Jahre Stadtrecht gefeiert wird. Zum Beispiel bei einer Party im Bürgerhaus mit Musik von Annodazumal. 1972 war die Hochzeit der „Beatles“ bereits vorbei, aber die „Rolling Stones“ gut dabei. Den Schlusspunkt unter das mehrtägige Programm wird am 25. September die Stadtrallye setzen. Davor ist bei der Neuauflage von „Steinbach Open Air„ eine Menge los, nicht mit 70 Veranstaltungen wie im Vorjahr, aber immerhin drei Wochen während der Ferien: Waldgottesdienst, Kinderevent, Konzerte auf dem St. Avertinplatz und Kino auf der Wiese in der Aue. Kann sein, dass auch die erste offene Boule-Stadtmeisterschaft im Thüringer Park über die Piste geht.

Stadtbrandinspektor Matthias Bergmann freut sich seit geraumer Zeit auf den Umzug an die Bahnstraße. Dort wird die Kommune für mehr als fünf Millionen Euro einen Stützpunkt für die Freiwillige Feuerwehr bauen, der das marode Gerätehaus am Rathaus ablöst. Wenn alles passt, kann im Spätherbst der Grundstein gelegt werden. Der Einzug ist für 2024 fest eingeplant Bereits Ende nächsten Jahres soll die Kita im Wingertsgrund bezogen werden, die als Projekt der Sozialen Stadt zu zwei Dritteln von Bund und Land finanziert wird. An der Stadt bleiben aber immer noch rund zwei Millionen Euro hängen. In das Gebäude am Südrand der Gemarkung werden 120 Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren und ein Familienzentrum einziehen. Zu dem Komplex gehören bis zu sechs Wohnungen, die nach dem Willen der Koalitionäre von FDP und SPD für städtische Bedienstete mit schmalem Budget reserviert werden.

Wohnungsbau in großem Stil, das weiß Steffen Bonk, steht nicht auf der Agenda aller Parteien, stattdessen werden Lücken geschlossen in der „Tasche“ hinter der Königsteiner Straße genauso wie am Taubenzehnten, wo vier Grundstücke zur Versteigerung anstehen. Darüber hinaus wird ein ein Projekt mit bezahlbarem Wohnraum entwickelt, das mit einer Mietobergrenze ausgeschrieben wird. Die dürfte zwischen zehn und zwölf Euro pro Quadratmeter liegen und wird ein Drittel der Wohnungen einschließen. Wenn alles klappt , sind sie 2025 und damit noch in dieser Legislaturperiode bezugsfertig.

Im alten Stadtkern werden im Rahmen des Entwicklungsprogramms „Lebendige Zentren“ in den kommenden Jahren zwölf Millionen Euro investiert. Im Fokus steht die Kirchgasse, in der die Stadt derzeit die Bausubstanz der ehemaligen Schmiede und des benachbarten Wohnhauses prüfen lässt. Die Kommune hat die Immobilien geerbt und möchte daraus einen „Heimathof“ mit Stadtmuseum und Kleinkunstbühne machen. In dem fraglichen Gebiet gibt es auf einer Fläche von 207 Hektar 288 Liegenschaften, die sich von der Kronberger Straße bis zur Altkönigstraße und vom Alten See bis zur Bahnstraße verteilen.

Die Zukunft der Stadt hängt davon ab, wie ergiebig die Gewerbesteuerquelle im Gründchen sprudelt. Die Umsatzzahlen der Firmen geben Anlass zum Optimismus, und die Entwicklung der Flächen schreitet ebenfalls voran. Der Neubau der Zentralapotheke macht dies augenfällig.



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