Damit Steinbach nicht bei Starkregen überflutet wird

Auf dieser Wiese in Höhe des Gewerkschaftshauses wird an der Waldstraße ein Rückhaltebecken gebaut. Es soll im nächsten Jahr fertig werden und rund 5000 Kubikmeter fassen. Foto: HB

Steinbach (HB). Wenn er unter Wasser steht, dann sieht der Freie Platz so trostlos aus, wie es sein langweiliger Name vermuten lässt. Bei der Bürgerversammlung wurde dieses Bild aus fernen Tagen gezeigt, denn Starkregen und Hochwasser waren vergangenen Donnerstag das zentrale Thema. Die Wasserwüste im historischen Stadtkern sollte den knapp 50 Teilnehmern vermitteln, dass die Gefahr nicht abstrakt, sondern sehr konkret ist und der Magistrat Vorsorge trifft.

Die Eintracht spielte um diese Zeit in Piräus und die Coronazahlen gehen derzeit rasant nach oben. Deshalb blieb mehr als die Hälfte der Stühle leer, als Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski das Bürgerforum eröffnete. Bürgermeister Steffen Bonk hatte Alexander Müller, Chefplaner im Rathaus, mitgebracht. Müller hat unter dem Eindruck der Juli-Katastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und in Absprache mit Stadtbrandinspektor Matthias Bergmann ein 25 Seiten umfassendes Hochwasserschutzkonzept zu Papier gebracht und ins Netz gestellt.

Bei Starkregen ist mit Niederschlagsmengen jenseits von 100 Litern pro Quadratmeter zu rechnen. Das Wasser strömt dann vom Tau- nushang in den Flutgraben an der Waldstraße und muss abgefangen werden, bevor es die Häuser in der Obergasse erreicht. Deshalb hat der Magistrat unterhalb des Neuwiesenwegs, auf der Höhe des Gewerkschaftsseminars, ein Grünareal mit mehr als 8000 Quadratmetern gekauft. Dort wird bis Ende nächsten Jahres ein Rückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen von rund 5000 Kubikmetern ausgehoben und mit Erdwällen eingefasst. Dieses Reservoir soll die Niederschlagsmengen zurückhalten, die bei einem längeren Starkregen zu erwarten sind.

An anderen Stellen sind Maßnahmen bereits realisiert worden. Vor dem Parkplatz an den Kindergärten, dort mündet der Waldstraßengraben in ein Entwässerungsrohr, soll ein Stahlgitter sperriges Treibgut abfangen und den Durchfluss sichern. Oberhalb der Brummermann-Siedlung wird der Nicolaiweg durch eine Mulde und einen Staukanal abgeschirmt. Auch weiter östlich wurde jenseits der Feldbergstraße ein breiter Graben ausgehoben. In der Bürgerversammlung wurden dennoch Zweifel an der Wirksamkeit des Konzeptes geäußert. Alexander Müller schließt ein weiteres Rückhaltebecken am Nicolaiweg nicht aus. Auch die Bornhohl bleibe bei Starkregen ein „kritischer Punkt.“ Unter Wasser stehende Keller könne niemand ausschließen, merkte der Bürgermeister an und mahnte private Schutzmaßnahmen an.

Es war die letzte Bürgerversammlung, in der derart ausführlich über das Projekt „Soziale Stadt“ berichtet wurde. Das Programm zur Stadterneuerung geht mit der Sanierung der obereren Berliner Straße in die vorletzte Runde. An der von Hochhäusern aus den 70er-Jahren flankierten Straße will die Stadt, das betonte der Bürgermeister einmal mehr, 40 zusätzliche Parkplätze schaffen, mehr Bäume pflanzen und die Gehwege verbreitern. Das gelingt, weil das Nassauische Heim und der Volks-, Bau- und Sparverein Flächen an die Stadt abtreten. Bauamtsleiter Müller sieht jetzt doch eine realistische Chance, den Straßen- und Kanalbau bis Ende kommenden Jahres abzuschließen. In jedem Fall wird in der Herzbergstraße 2023 der Schlusspunkt unter die zehn Jahre dauernde Stadterneuerung gesetzt. Aus ihr verschwinden die hässlichen Leitplanken.

Die Bürger erfuhren auch, dass der Walter-Herbst-Weg, vergangenes Jahr zu Ehren des verstorbenen Ex-Bürgermeisters eröffnet, über die Berliner Straße hinaus bis zur künftigen Kita im Wingertsgrund verlängert werden soll. Nächstes Jahr wird aus dem Provisorium im Hessenring ein ordentlicher Überweg, und die Verbindung zur Frankfurter Straße wird ebenfalls mit hellem Asphalt beschichtet. Alexander Müller kündigte zudem an, dass 2022 der Fußweg durch die Wiese zwischen Birkenweg und Wingertsgrund angelegt wird. Inklusive Bäume und Sträucher.

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