Steinbach: Weit entfernt vom Kriminalitätsschwerpunkt

Der Eisenzaun soll vor Vandalismus am Weiher schützen. Foto. HB

Steinbach (HB). In diesen Wochen ist die Debatte über die Sicherheit in der Stadt wieder hochgekocht. Im Polizeibericht kursierten Einbruchdiebstähle, Pflastersteinwürfe, Exhibitionismus im Stadtwald und schließlich ein schlimmer Fall aus der Berliner Straße, in der eine Gruppe mit dem Messer über einen Fußgänger herfiel. Solche Meldungen beeinflussen das subjektive Sicherheitsgefühl maßgeblich und stehen in der nächstjährigen Kriminalstatistik. Doch was sagt die aktuelle Straftatenbilanz – als objektiver Gradmesser – über die Lage in Steinbach aus? Kein Grund zur Besorgnis, verlautet aus der zuständigen Oberureler Polzeistation.

Im vergangenen Jahr wurden im Stadtgebiet 340 Delikte angezeigt und davon 55,6 Prozent aufgeklärt. Ganz oben steht wie überall im Hochtaunuskreis die Sachbeschädigung. Dabei wurden überwiegend Autos beschädigt, aber auch Haltestellen demoliert, Bänke und Fassaden beschmiert. Schon häufig war der Zaun am Weiher Aggressionsobjekt. Immer wieder landeten Holzplanken in dem Gewässer an der Steinbachaue, und Kommunalpolitiker verlangten regelmäßig Gegenmaßnahmen, riefen nach der Stadtpolizei oder brachten die Videoüberwachung ins Gespräch, die freilich an Kriminalitätsschwerpunkte gebunden ist. Davon kann nicht die Rede sein, wenngleich die Öffentlichkeit auf Vandalismus an diesem exponierten Ort besonders empfindlich reagiert. Doch an dem mittlereile asphaltierten Weiher-Sitzplatz fliegen die Fetzen nicht mehr. Dort hat die Stadt im vergangenen Jahr auf einer Länge von zehn Metern einen Eisenzaun eingezogen und damit auf diesem Abschnitt für Ruhe gesorgt.

Schmierereien beseitigt der Bauhof immer wieder an Bänken in der Steinbachaue, an der Mauer der Geschwister-Scholl-Schule und auf dem Grünen Weg am Rande des Freizeitparks, der das Quartier der Sozialen Stadt zum Gewerbegebiet abgrenzt. Präventionsexperten raten dazu, beschädigte Flächen umgehend zu säubern, um keine Schmuddelecken entstehen zu lassen, die Folgetaten begünstigen. Wirksame Kontrollen sind im Stadtgebiet wegen der dünnen Personaldecke nicht möglich, betont Bürgermeister Steffen Bonk immer wieder unter Verweis auf lediglich 2,6 Stellen bei der Stadtpolizei. Zum Vergleich: Im gesamten Hochtaunuskreis wurden im vorigen Jahr 1204 Sachbeschädigungen angezeigt und ein gutes Viertel davon aufgeklärt. Es waren 155 Fälle weniger als 2018. In Steinbach beträgt die Aufklärungsquote bei 75 Fällen in diesem Deliktfeld sogar 28 Prozent

Nach der Sachbeschädigung schlagen Betrügereien wie der Engeltrick oder die Polizistenmasche mit 31 Fällen zu Buche. Die 20 Rauschgiftdelikte, überwiegend der Besitz von Marihuana, wurden bei generalpräventiven Kontrollen aufgedeckt. Wohnungseinbrüche halten sich mit 17 Straftaten, darunter vier Versuche, in Grenzen. Einschlägige Straftäter sind nach den Beobachtungen der Polizei nicht mehr auffällig mit Rucksäcken oder Taschen unterwegs, sondern stehlen Wertgegenstände, die sie in der Kleidung verstauen können.

Zur Bewertung der Sicherheitslage operiert die Polizei mit der sogenannten Häufigkeitsziffer (HZ), der Zahl der Straftaten, hochgerechnet auf 100 000 Einwohner. Dabei sind die größten Städte Bad Homburg, Oberursel und Friedrichsdorf Spitzenreiter. Steinbach belegt unter den 13 Kommunen gleichauf mit Neu-Anspach den sechsten Platz, liegt jedoch mit der HZ von 3183 weit unter dem Landesdurchschnitt von 5823. Besonders sicher dürfen sich die Einwohner von Glashütten fühlen, bei denen lediglich 92 Straftaten bekannt geworden sind, und die auf eine Häufigkeitsziffer von 1706 kommen.

Steinbach gehört mit Bad Homburg und Königstein zu den Hochtaunus-Kommunen, in denen die Fallzahlen zum dritten Male hintereinander abgenommen haben. 2017 standen in der Statistik 478 Fälle, danach 388 und nunmehr 340, was einer Reduzierung um rund zehn Prozent entspricht. Im Kreisgebiet nahmen die Strafataten von 9983 auf 9035 Fälle ab – ein Minus von 9,5 Prozent.



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