Viel Grün und sichtbares Wasser

Der „Freie Platz“ mit Bütt ist ein wichtiger Ort mit Geschichte für die Stadtplanung. Bürgermeister Steffen Bonk und Bauamtsleiter Alexander Müller treffen bei der Ortsbesichtigung auf Erstklässler der Phorms-Schule. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Steinbach. Unser Dorf soll schöner werden. Kleinere städtebauliche Projekte wurden schon vor Jahrzehnten so überschrieben. Diese Idee steckt auch hinter dem Gestaltungskonzept für die „Alte Dorfmitte“. Mit viel Kosmetik am Wegesrand, viel Grün und Wasser, neuer Pflasterung von Straßen und Plätzen, grün-blauen Achsen entlang von Verbindungswegen und ein bisschen Abriss und Neubau soll dem alten Ortskern zwischen Kirche, „Freien Platz“ und einem kleinen Bereich im Umfeld des Höck’schen Hofes neuer Charme gegeben werden.

Wie frei soll der „Freie Platz“ in Zukunft sein? Das ist die erste Frage, die beantwortet werden soll, wenn das vorliegende Konzept jetzt vertiefend diskutiert wird. So hat es das Parlament am Montag beschlossen. Ein Festplatz ist er geblieben, auch nach der Trennung von der holländischen Partnerstadt Pijnacker, nach der er bei der letzten Auffrischung umbenannt wurde. Europafest und Weihnachtsmarkt werden hier veranstaltet, Parteien nutzen ihn für Sommerfeste, einmal in der Woche ist er Marktplatz. An der Bütt mit der kleinen Wasserverlängerung machen Schulklassen Pause beim Wandertag, Bäume beschatten die zentrale Ortsmitte. Aber so richtig lieb ist der Platz den Steinbachern nicht mehr.

Für Bürgermeister Steffen Bonk ist die Tendenz klar, ein Festplatz soll das Gelände bleiben, nimmt er vorweg. Mit neuem, historisierenden Pflaster vielleicht, mit einer wieder länglichen Wasserbütt wie in früheren Zeiten, gerne auch mit Raum für eine Außenbewirtschaftung des Gasthauses „Zum Goldenen Stern“. Ein „bisschen mehr Bach könne man zeigen“, finden Bonk und Bauamtsleiter Alexander Müller, der sich intensiv mit alten und neuen Planungen für die Ortsmitte beschäftigt hat. „Irgendwie das blaue Band des Wassers erlebbar machen“, so Müller, das Hauptthema ins Licht rückend. „Grün-blaue Achsen“ ist ein Stichwort, sichtbares Wasser und jede Menge „Straßenbegleitgrün“, aber immer dezent in Szene gesetzt. Von der Straße „Am alten See“ etwa bis zur Bornhohl, auch der alte Durchgang „Schreiber“ zwischen Bornhohl und Bahnstraße könne wieder geöffnet und apart gestaltet werden.

Fast 65 Seiten Gestaltungskonzept eines Büros für Landschaftsarchitektur und Städtebau liegen den städtischen Gremien vor. Sie sollen auch mit lokalen Partnern, Vereinen und den Bürgern erörtert werden. Es geht nach dem bereits vorgestellten Projekt „Kulturhof“ wieder um das Konzept „Lebendige Zentren“, im Masterplan des „Integrierten städtischen Entwicklungskonzepts“ jetzt mit dem Untertitel „Alte Dorfmitte“. Steinbach will nach der guten Erfahrung mit dem Projekt „Soziale Stadt“, mit Sanierung und Neugestaltung des Bürgerhauses und Belebung des Quartiers drumherum, wieder von Fördergeldern profitieren. Die Zeit läuft, das Förderprogramm läuft Ende 2029 aus, letzte Anträge müssen rechtzeitig eingehen, Maßnahmen durchgeplant und begonnen sein. Von rund 12,5 Millionen Euro war kürzlich noch die Rede, inflationsbedingt stünden jetzt eher 14 bis 15 Millionen zur Debatte, so Bonk. Auf zwei Drittel davon aus dem Förderprogramm hofft die Stadt, den Rest muss sie selbst beisteuern. Da könnten bei Straßenerneuerung auch die Anlieger zur Kasse gebeten werden, die andererseits aber auch Fördergeld bei Sanierungsarbeiten an ihren Häusern erwarten könnten.

In der Kirchgasse ist das Thema, dort wird die Stadt ihr Haus Nr. 3 abreißen, um den Blick auf die uralte St.-Georgs-Kirche auch aus dem vorderen Bereich der Gasse freizumachen und Platz im hinteren Bereich des Grundstücks für eine Erweiterung der Stadtbücherei zu schaffen. Der Kirchplatz ist Teil im Ortsmitte-Erneuerungspuzzle. Vorgesehen ist eine Sanierung der Kirchmauer nach altem Vorbild, linksseitig allerdings etwas niedriger als Sitzfläche und Verbindung zum Vorplatz. Wichtig: Bei dieser Variante bekommt auch die alte Dorflinde mehr Raum zum Überleben in harten wasserarmen Zeiten. Die Kirche sei mit im Boot, sagt der Bürgermeister, auch auf deren Gelände sind in den Plänen des Büros „lichtelandschaften“ Tische und Stühle unter freiem Himmel eingezeichnet.

Das Fördergebiet „Alte Dorfmitte“ liegt zu etwa 60 Prozent nördlich der Bahnstraße, der Rest auf der anderen Seite der viel befahrenen Durchgangsstraße, die einst laut Bonk auf „Dackelhöhe“ angehoben wurde. Dort liegt direkt an der Straße gegenüber des „Freien Platzes“ das Anwesen „Höck’scher Hof“, das die Stadt vor einem Jahr für fünf Jahre angemietet hat. Ein Teil davon ist zum Planungsbüro geworden – was aus dem Juwel in der Ortsmitte werden könnte, wird aus dem vorgelegten Konzept noch nicht erkenntlich. Im vergangenen Sommer wurde es mit Musikveranstaltungen und Open-Air-Kino bespielt, beim großen Ziel der Planung der neuen „Alten Dorfmitte“ könnte das Ensemble sehr hilfreich sein. Geht es doch vorrangig neben der Aufhübschung um die „Stärkung der Aufenthaltsqualität“ im Quartier.



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