Vor allem die Hexe hat es Yvonne Hofmann angetan

Yvonne Hofmann ist die neue Kasperlfrau an der Seite von Otto Mayr bei der Bad Homburger Kasperl-Kompanie. Und Otto Mayrs Enkel Elijas ist als kleiner Regisseur auch mit von der Partie. Foto: Bergner

Bad Homburg (a.ber). Wer weiß schon, dass beim Kasperltheater alle „bösen“ Figuren wie Räuber oder Zauberer von unten auf die Bühne treten und alle „guten“ Gestalten von der Seite? Dass der Kasperl nie rückwärts aus dem Bühnenbild verschwindet und jede Aktion des Spiels genau geplant ist und nie nur improvisiert? Yvonne Hofmann, die neue Bühnen-Partnerin von Otto Mayr bei der Kasperl-Kompanie Bad Homburg, lacht. „Ich muss jetzt alle Techniken des Kasperlspiels lernen, Stimmen einüben und das Bewegungstempo der Puppen darauf abstimmen“, sagt die 1961 geborene Ober-Eschbacherin. Yvonne Hofmann hatte auf die Anzeige „Kasperlfrau gesucht“ geantwortet – und übt nun fleißig mit dem erfahrenen Kasperlspieler. Bei den Proben im evangelischen Gemeindehaus Gonzenheim auch mit dabei: Otto Mayrs Enkel Elijas, der als kleiner Regisseur die Proben beobachtet und kommentiert.

Die studierte Soziologin Yvonne Hofmann, die früher Kindertheater beim Turnverein Ober-Eschbach und Krippenspiele sowie Kindergottesdienste der dortigen katholischen Kirchengemeinde gestaltet hatte, liebte schon als kleines Kind das Kasperltheater. „Als ich die Anzeige in der Zeitung las, habe ich eine Nacht drüber geschlafen und entschieden: Das ist genau das, wo du deine Kreativität wieder einmal ausleben kannst.“ Sie ersetzt nun Katarina D’Antoni, die Tochter Otto Mayrs, die zehn Jahre lang mit ihrem Vater die Kasperl-Kompanie aufgebaut und erfolgreich gemacht hatte.

Mit gelben T-Shirts und bemalten Westen stimmen sich die beiden Spieler nun nicht nur äußerlich aufeinander ab. Laut Otto Mayr ist alles „Learning by Doing“. Yvonne Hofmann hat sich erst einmal in die Hexe verliebt – „da kann man so schön mit seiner Stimme spielen“, sagt sie. Als sie das Krokodil vorführt, erläutert ihr Otto Mayr, dass sie darauf achten müsse, das Tempo ihres Sprechens genau mit den Bewegungen des Krokodilmauls in Einklang zu bringen. Vieles klappt schon prima, die großen neuen Hohnsteiner Kasperlfiguren, die Otto Mayr angeschafft und mit schönen Kostümen individuell hat ausstatten lassen, leben auf.

Mit kritischer Miene sitzt Otto Mayrs sechsjähriger Enkel Elijas Lamp bei den Proben dabei, beobachtet, kommentiert und reagiert als Regie-Assistent. Ob der erfahrene Puppenspieler Otto mit tiefer gurgelnder Stimme den Räuber auftreten oder den Zauberer hochnäsig reden lässt, ob Yvonne Hofmann das „Publikum“ anspricht und in Dialog mit den kleinen Zuschauern tritt – Elijas schaut gespannt zu und sagt auch, wenn ihm etwas nicht gefällt. „Wir sind froh, dass wir durch ihn eine Reaktion bekommen, wie unser Spiel wirkt“, sagt Otto Mayr. Kritisch hat Mayr sich selbst in letzter Zeit mit dem Münchener Kollegen „Dr. Döblingers geschmackvolles Kasperltheater“ beschäftigt – „die kriegen das mit dem Sprachfluss und den Bewegungen perfekt hin und spielen mit enormem Elan!“

Dass die für Ostermontag geplante Aufführung „Kasperl und das Goldene Ei“ in der Englischen Kirche nun wieder wegen Corona abgesagt worden ist, entmutigt die beiden Puppenspieler nicht. Schade sei es natürlich, weil Yvonne Hofmann als echtes „hessisches Mädsche“ die Rolle des Hasen extra auf Hessisch geschrieben hatte. Jetzt wollen die beiden in der Innenstadt Bad Homburgs erstmal große Plakate mit der Aufschrift „Der Kasperl wünscht frohe Ostern“ aufhängen. Und das neue Stück ist fast fertiggeschrieben: „Kasperl besiegt den Coronateufel“. Das will die Kasperl-Kompanie ab 5. Mai viermal als Open-Air-Aufführung im Schlosspark spielen, so der Plan. Auch beim diesjährigen Bad Homburger Sommer wollen Otto Mayr und Yvonne Hofmann die Kinder mit Aufführungen erfreuen.

„Außer Corona ist gerade unser einziges wirkliches Problem, dass wir einen dauerhaften Übungsraum in Bad Homburg suchen, der mindestens 2,50 Meter hoch ist – so hoch ist nämlich unser Kasperltheater.“



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