Erste Hühnerstein-Kinder müssen zur Kita in den Nachbarort

Bad Homburg (js). Es geht voran „Am Hühnerstein“. Das Baugebiet am Ortsrand von Ober-Erlenbach, das zum Vorzeigeobjekt moderner städtischer Quartiersplanung werden soll, wächst stetig aus dem einst landwirtschaftlich genutzten Boden. Das Dorf am Dorfrand nimmt Gestalt an, dies sollte bei der Inspektion der Großbaustelle mit Stadtplanern und Oberbürgermeister, mit Stadtwerke-Direktor und regionaler Presse im Sommer in erster Linie verkündet werden. Auf zusammen 205 Baugrundstücken werden neue Heimstätten errichtet, viele davon speziell für junge Familien konzipiert, ein Kindersegen im Ortsteil wird erwartet. Nur der Platz für die Kinder fehlt noch.

Nun sind die ersten Eigentümer eingezogen „Am Hühnerstein“, doch die vorgesehene Kindertagesstätte für sechs Gruppen befindet sich noch in Planung. „Sie wird voraussichtlich Ende 2022 (in Abhängigkeit von der Entwicklung mit Corona) in Betrieb genommen werden“, heißt es aus der zuständigen Abteilung im Rathaus. Die Kindertagesstätte soll fertig sein, wenn die ersten Familien einziehen, wurde indes beim Dorfspaziergang im Sommer verkündet. Die Diskrepanz der Aussagen hat vor allem die BLB in Rage gebracht. „Eine absolute Fehlplanung“, konstatiert deren Oberbürgermeister-Kandidat Armin Johnert, es sei Zeit, sich „in Grund und Boden zu schämen“. Anlass war eine Vorlage im Stadtparlament, die Bürgervertreter sollten einem Kooperationsvertrag mit der Nachbarstadt Friedrichsdorf über die Überlassung von Plätzen in der neuen Kinderbetreuungsstätte „Hugenottenstraße 119“ zustimmen.

Vor allem für Kinder ab dem dritten Lebensjahr, die so genannten Ü3-Kinder, hat Bad Homburg viel zu wenige Betreuungsplätze. Das bestätigte Sozialdezernentin Lucia Lewalter-Schoor (SPD) im Parlament, im Sommer 2021 könnten es bis zu 200 Kinder sein. Kinder, die im zweiten Halbjahr geboren seien, müssten bis zu einem Jahr auf einen Kindergartenplatz warten. „Wir brauchen die Plätze dringend“, das Verhandlungsergebnis mit Friedrichsdorf nannte sie „gut“. Der VzF Taunus, der im Hochtaunuskreis bereits mehrere Einrichtungen zur Betreuung und Förderung von behinderten und nicht behinderten Kindern und Jugendlichen betreibt, beabsichtigt, eine Kindertagesstätte mit acht Gruppen im Gebäude des ehemaligen „Kings College“ in der Hugenottenstraße zu eröffnen. Platz genug für fünf Ü3-Gruppen, bei 50 Betreuungsplätzen könnte sich die Stadt Bad Homburg einkaufen. Als Ausgleichszahlung kalkuliert Lewalter-Schoor laut Anlage zum Parlamentsbeschluss über die Aufnahme von Verhandlungen zum Kooperationsvertrag mit rund 300 000 Euro jährlich.

Kein Platz am Quartiersplatz

Am „Hühnerstein“ soll indes an der verpatzten Infrastruktur gearbeitet und die Planung für den Kindergarten zügig abgeschlossen werden. „Wir sind gut vorangekommen“, sagte OB Alexander Hetjes (CDU). Der Bauantrag soll im Dezember vorliegen, Baustart im Frühjahr sein. „Wir sind absolut im Zeitplan.“ Die ersten Hühnerstein-Kinder werden sich wohl an tägliche Fahrten nach Friedrichsdorf gewöhnen müssen, dort soll die Kindertagesstätte „Hugenottenstraße 119“ zum neuen Kitajahr im Sommer 2021 eröffnet werden. Für die von Armin Johnert angedachte „schnelle Container-Lösung“ in Ober-Erlenbach sei kein Platz am vorgesehenen „Quartiersplatz“ im Vorzeige-Wohngebiet. In direkter Nachbarschaft, neben der Heizzentrale, soll die noch namenlose Kita für die Hühnerstein-Kinder entstehen.



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