Internationales Spitzenniveau und große Kunst bei der Gala

Alexander Preiss, Mikhail Kambarov, Nuron Mukumi und Professor Dr. Lev Natochenny (v. l.) beim Galakonzert in der Englischen Kirche. Foto: Preiss

Bad Homburg (hw). Das Galakonzert der Meisterklasse im Rahmen des Lev Natochenny Piano Festivals im Kulturzentrum Englische Kirche sorgte wieder einmal für ein „volles Haus“ und langanhaltenden Applaus durch das von der ersten bis zur letzten Minute begeisterte Publikum. Die drei jungen Pianisten Nuron Mukumi (28), Alexander Preiss (24) und Mikhail Kambarov (24) aus der Meisterklasse von Professor Dr. Lev Natochenny beeindruckten und verzauberten die Konzertbesucher mit einem äußerst anspruchsvollen Programm, das ganz im Zeichen der Romantik stand, und zeigten dabei ihre außergewöhnlichen technischen wie auch künstlerischen Fähigkeiten. Alle drei Nachwuchskünstler wurden bereits vielfach mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.

Nach einem Grußwort von Oberbürgermeister Alexander Hetjes eröffnete der aus Usbekistan stammende und in Bad Homburg und Hamburg lebende Nuron Mukumi, der im vergangenen Jahr bereits sein zweites Album mit Stücken von Tschaikowsky aufgenommen hat. Er brachte die Klaviersonate in G-Dur von Franz Schubert zu Gehör, die auch gleichzeitig die letzte Sonate des Komponisten ist und nicht nur für Schubert-Fans als eine der schönsten Klaviersonaten überhaupt gilt. Robert Schumann beschrieb diese Sonate einst als eine der perfektesten in Form und Konzeption, und obwohl sie auch kontrastreiche und bisweilen stürmische Passagen enthält, wohnt ihr ein tiefer Frieden und eine außergewöhnliche Strahlkraft inne. Nuron Mukumi zeigte hierbei wieder einmal seine außergewöhnliche technische und pianistische Brillanz wie auch eine emotionale Interpretation, die zu großer Begeisterung und ebenfalls stürmischem Beifall führte.

Als zweiter Pianist des Abends folgte Mikhail Kambarov mit den Corelli-Variationen von Sergej Rachmaninov, die – 1931 komponiert – insgesamt 20 Variationen sowie eine Coda umfassen und als das letzte große Werk Rachmaninovs für Klavier Solo gelten. In den Variationen selbst mischen sich Einflüsse der Spätromantik, der Moderne des 20. Jahrhunderts wie auch Anklänge des Jazz zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk, das das Publikum mit seinen rauschenden Tempi aber auch dem harmonischem Reichtum in seinen Bann zog. Mikhail Kambarov verstand es vom ersten Ton an, die Konzertbesucher in die wehmütigen und zum Teil sogar mysteriösen klanglichen Tiefen der Corelli-Variationen zu führen und begeisterte ebenfalls mit mitreißender Brillanz und pianistischem Ausdruck.

Den fulminanten Schlusspunkt des überaus abwechslungs- und facettenreichen Konzertabends setzte Alexander Preiss mit der Dante-Sonate von Franz Liszt, einem der technisch und interpretatorisch anspruchsvollsten Werke des Komponisten. Die 1849 in der jetzigen Form veröffentlichte Sonate ist Teil der „Années de pèlerinage“ also Liszts „Pilgerjahren“ und betitelt als „Après une lecture du Dante – Fantasia quasi Sonata“ nach dem gleichnamigen Werk von Victor Hugo. Die musikalischen Themen beschreiben dabei sowohl den Abstieg der menschlichen Seele in die Hölle und die Finsternis als auch die Freude der glücklichen Seelen in göttlichem Himmel. Alexander Preiss führte sein Publikum mit großer künstlerischer Kraft in die emotionale Tiefe des Stücks und ließ die Zuhörer unmittelbar in seine gefühlvolle und inspirierte Interpretation eintauchen.

Er zeigte dabei nicht nur hervorragend die für Liszt so typischen Kontraste aus atmosphärisch dunklen und sehr melodischen Sequenzen, sondern begeisterte auch durch die außergewöhnliche Brillanz, mit der er das Stück und dessen technisch überaus komplexen Passagen darbot. Als Zugabe folgte die „Widmung“ von Robert Schumann in der Bearbeitung von Franz Liszt, deren romantische Melodik und Eleganz Alexander Preiss mit großer pianistischer Klasse zelebrierte. Das Publikum dankte es mit stürmischem Applaus.

Das Galakonzert endete mit großem Applaus und stehenden Ovationen für die drei Künstler, und nicht nur das Publikum sondern auch Lev Natochenny selbst zeigten sich tief bewegt und berührt von einem unvergesslichen Konzerterlebnis.



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