Jugendbeirat fühlt OB-Kandidaten auf den Zahn

Die Moderatoren Marius Crüger und Bellal Samadi (v. l.) diskutieren mit den Oberbürgermeister-Kandidaten Alexander Hetjes (CDU, oben r.) sowie mit (unten, v. l.) Alexander Unrath (Grüne), Armin Johnert (BLB) und Dr. Thomas Kreuder (SPD). Foto: gd

Bad Homburg (gd). Wie sich die Kurstadt Bad Homburg in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird, kann keiner genau vorhersagen. Klar ist jedoch, dass die nächsten Jahre für die Stadtentwicklung entscheidend sein werden. Vor diesem Hintergrund hatte der Jugendbeirat der Stadt eine Podiumsdiskussion mit allen vier Oberbürgermeister-Kandidaten organisiert, um mit ihnen zu diskutieren, wie sie sich die zukünftige Entwicklung Bad Homburgs vorstellen. Die Moderatoren Bellal Samadi und Marius Crüger empfingen Alexander Hetjes (CDU), Dr. Thomas Kreuder (SPD), Alexander Unrath (Grüne) und Armin Johnert von der Bürgerliste Bad Homburg (BLB) – aufgrund der aktuellen Umstände in einer Videokonferenz, die öffentlich zugänglich war.

Zuvor hatte der Jugendbeirat unter Regie der beiden Moderatoren einen Fragenkatalog erarbeitet, dem sich die Kandidaten stellen mussten. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde standen Themen wie Umwelt- und Klimaschutz, bezahlbarer Wohnraum, Plätze für Jugendliche, das Kurhaus und der Einzelhandel während der Corona-Krise auf der Tagesordnung.

Einig waren sich alle Kandidaten darin, dass Bad Homburg möglichst schnell die Klimaneutralität erreichen sollte. Über den Weg dahin gab es hingegen unterschiedliche Meinungen. So hat SPD-Kandidat Dr. Thomas Kreuder das ambitionierte Ziel, bis 2027, also in einer Amtszeit, Bad Homburg klimaneutral werden zu lassen. Auch Alexander Unrath hat ehrgeizige Ziele: „Als Oberbürgermeister würde ich auf einen Dienstwagen verzichten und, wie beispielsweise andere Bürgermeister in der Umgebung, den ÖPNV benutzen.“ Gestärkt werden soll der Öffentliche Personennahverkehr nach den Vorstellungen des amtierenden Oberbürgermeisters Alexander Hetjes: „Der Klimaschutz spielt bei uns in der Stadtverwaltung eine herausragende Rolle. Meine Partei und ich setzen im Kampf gegen den Klimawandel jedoch nicht auf Verbote, sondern auf Innovationen. Eine elementare Rolle dabei spielt das Verkehrskonzept, das wir unter Bürgerbeteiligung umsetzen wollen und somit alle Verkehrsteilnehmer stärken können.“ Konkret nannte er die U2-Verlängerung und E-Roller.

Auch für Armin Johnert von der BLB steht der Klimaschutz als wichtigster Punkt auf der Agenda: „Die Bekämpfung des Klimawandels geht zwar über unsere Kommune hinaus, aber auch wir können einen zentralen Beitrag leisten. Es ist Zeit, dass Bad Homburg anfängt, sich ernsthaft über den Klimawandel Gedanken zu machen und Grünflächen zu erhalten.“ Auch Fahrradfahren gehört zu den zentralen Themen, die Johnert angehen möchte: „Ich kämpfe mich jeden Tag per Fahrrad von Dornholzhausen in die Innenstadt. Fahrradwege gibt es nicht wirklich, und so macht Fahrradfahren eben keinen Spaß.“

„Wie kann man jungen Menschen, die nach Bad Homburg ziehen wollen, ermöglichen, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Bad Homburg ist in der Hinsicht ja nicht gerade der Billig-Discounter unter den Supermärkten“, moderierte Moderator Bellal Samadi die nächste Frage zum Thema Wohnraum an. „Bad Homburg liegt im Ballungsraum Rhein-Main und stößt an drei Seiten schon an seine Stadtgrenzen. Durch den hohen Zuzugs-Druck explodieren in Bad Homburg momentan die Preise“, erklärte Hetjes. „Um das Wohnungsangebot zu erhöhen, hat es die Stadt durch Projekte wie Am Hühnerstein in Ober-Erlenbach geschafft, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren mehr als 1600 neue Wohnung in Bad Homburg entstehen.“ Kreuder sieht die breit aufgestellte Palette an Möglichkeiten der Stadt noch lange nicht ausgenutzt und möchte als Oberbürgermeister „Eingriffsmöglichkeiten schaffen, um Grundstücksbesitzern vorzuschreiben, was sie mit ihren Grundstücken zu tun und zu lassen haben“ und „in den Bad Homburger Wohnungsmarkt eingreifen, damit nicht die Investoren über das Leben der Mieter zu bestimmen haben“. Auch Johnert und Unrath sehen dringende Handlungsbedarf in Sachen Wohnraum und schlagen vor, Eigentum der Stadt zu bebauen und zu einem bezahlbaren Preis weiterzuvermieten.

Am Ende der Podiumsdiskussion hatten alle Zuschauer nochmal die Möglichkeit, Fragen an die Kandidaten zu stellen, bevor sich die Moderatoren Bellal Samadi und Marius Crüger bei allen Anwesenden für die spannende Diskussion bedankten. Johannes Bergmann, Vorstandsmitglied des Jugendbeirats, freute sich: „Für uns war eine Online-Podiumsdiskussion auch etwas ganz Neues. Wir sind froh, dass die Podiumsdiskussion so reibungslos ablief und wir keine technischen Probleme hatten, sodass ein richtiger Austausch von Ideen und Vorschlägen zustande kam.“ Eine Aufzeichnung der Podiumsdiskussion kann auf Instagram unter dem Account des Jugendbildungswerks (@jugendbildungswerk_bad_homburg) abgerufen werden.



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