Ledereimer als wichtiges Utensil im Kampf gegen das Feuer

Dass es beim Sommerfest um die Freiwillige Feuerwehr geht, beweisen (v. l.) Stadtbranddirektor Daniel Guischard, Bürgermeister Meinhard Matern und Oberbürgermeister Alexander Hetjes auch optisch. Der OB hält den kleinen Ledereimer in den Händen, den jeder Neubürger ab 1571 anschaffen musste, wie Archivarin Dr. Astrid Krüger verrät. Foto: Staffel 

Bad Homburg (ks). „Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht... Doch furchtbar wird die Himmelskraft, wenn sie der Fesseln sich entrafft, einhertritt auf der eignen Spur, die freie Tochter der Natur...“, reimte Friedrich Schiller in seinem „Lied von der Glocke“ um 1799. Damals war es schwer und mühsam, ein Feuer zu löschen. Wenn heute irgendwo der „Rote Hahn“ sein Unwesen treibt, können die Menschen darauf vertrauen, dass ihm so schnell und so effektiv wie möglich der Garaus gemacht wird.

Seit Juni 1859 gibt es in Bad Homburg die Freiwillige Feuerwehr, und weil dieses stolze Jubiläum mit dem des um 30 Jahre älteren Stadtarchivs zusammenfällt, haben sich beide Institutionen beim Sommerfest des Stadtarchivs im Gustavsgarten zusammengefunden. Rote Feuerwehrautos, eine alte Löschspritze, eine Station mit Angeboten für das leibliche Wohl, eine Bastelwerkstatt für die etwas größeren und eine Hüpfburg für die kleinen Kinder haben die Präsenz und Vielseitigkeit der Feuerwehr bekundet.

Gleich zu Beginn hatte der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Kirdorf unter Leitung von Heinrich August Denfeld die Gäste schwungvoll begrüßt. Diese konnten es sich an Tischen und Bänken gemütlich machen, die elegant mit lilafarbenen Hussen verkleidet waren. Doch zuvor gab es eine kleine Feier im Erdgeschoss, wo Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Bürgermeister Meinhard Matern die beiden Institutionen und ihre gute Zusammenarbeit bei diesem Fest würdigten. Feuer sei noch immer die größte Gefahr, deshalb erfülle die Wehr eine „sehr wichtige Aufgabe“, bestätigte auch Matern in seiner Eigenschaft als zuständiger Dezernent. Die Wehr sei immer bereit, zu helfen, und ihre Arbeit sei noch nie so breitgefächert gewesen wie heute.

Wie die Dokumente, Bilder und andere Archivalien bezeugten, sei die Geschichte der Feuerwehr Teil der Stadtgeschichte und spiegele das Leben in der Gemeinschaft wider. Diese Archivalien seien in der Villa Wertheimber sehr gut aufgehoben, wo auch Vorsorge gegen den Ausbruch von Feuer getroffen worden sei. Wenn man ein wenig in den Archivalien gestöbert hat, konnte man feststellen, dass unter den aktiven und führenden Wehrleuten viele bis heute bekannte Namen einstiger „Honoratioren“ der Stadt zu finden sind.

Im Namen der Freiwilligen Feuerwehr stellte Stadtbranddirektor Daniel Guischard fest, dass Stadtarchiv und Wehr nicht „von allein“ zusammengefunden hätten. Dafür habe es einen Anlass gebraucht, den die beiden Jubiläen nun geboten hätten. Dafür sei er sehr dankbar. Er sah die Aufgabe des Stadtarchivs darin, Kulturgüter zu bewahren und zu schützen, während die Wehr die vordringliche Aufgabe habe, Sachwerte zu schützen. Dass es dabei aber auch um den Schutz von Kulturgütern gehe – wie zum Beispiel bei der Bibliothek in Weimar und der Kathedrale Notre Dame in Paris –, werde oft übersehen: „Die Historie und die kulturelle Arbeit rücken anlässlich großer Katastrophen in den Hintergrund“, brachte Guischard die Sache nicht ohne Bedauern auf den Punkt.

Pflicht für Neubürger

Stadtarchivarin Dr. Astrid Krüger und ihr Team hatten eine informative Diaschau zum „Homburger Feuerwehrwesen“ zusammengestellt, die den Zuschauern im gut besetzten Erdgeschoss einen Einblick in die Geschichte und wichtige Aspekte des Löschwesens gab. Sie wurde im Laufe des Nachmittags mehrmals wiederholt. Astrid Krüger hatte einen kleinen braunen Ledereimer mitgebracht, den nach einem Rechnungsbuch aus dem Jahr 1571 jeder Neubürger anschaffen musste: „Um die Wette fliegt der Eimer, hoch im Bogen spritzen Quellen, Wasserwogen...“ beschrieb Friedrich Schiller dessen Einsatz bei einer Feuersbrunst. Das kleine Gefäß war wohl nur in einer Löschkette von Nutzen. Heute gibt es wesentlich effektivere „Geräte“, und Frauen und Männer opfern freiwillig ihre Freizeit, um deren Bedienung und schnellen Einsatz zu lernen und zu üben. Das ist nicht selbstverständlich und verdient Respekt.

Da das Wetter im Lauf des Tages immer schöner und wärmer wurde, genossen die großen und kleinen Besucher das Fest im Garten und im Haus und freuten sich über das unermüdliche Spiel des „Powerhouse-Swingtetts“ von Wolfgang Zöll und den vertrauten jazzigen Songs von Lisa Loewenthal, die wie immer gut gelaunt und bestens bei Stimme war.

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