„Mega-Deal“ oder „Armutszeugnis für die Stadt“

Platz für Gebäude mit bis zu sechs Geschossen gibt an der Urseler Straße hinter der neuen Sporthalle der Humboldtschule. Im Hintergrund sind das alte Klinik-Gebäude und die Türme der Erlöserkirche zu sehen. Foto: Streicher

Bad Homburg (js). Das Stadtparlament hat in seiner jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit dem Vorentwurf des Bebauungsplans für das Gelände des ehemaligen Krankenhaus-Areals zugestimmt. Nun darf die Öffentlichkeit noch einmal mitreden und bekommt im Rahmen der öffentlichen Auslegung des Entwurfs für den Zeitraum von vier Wochen Gelegenheit zur Äußerung und Erörterung. Stellungnahmen der „sonstigen Träger öffentlicher Belange“ werden parallel eingeholt. Es soll zügig vorangehen an der Urseler Straße, der Taunusstraße und der Jacobistraße. „In zwei Jahren stehen da Kräne“, hatte Elke Barth (SPD) bereits im Februar frohlockt, als der Weg für eine schnelle Entwicklung zumindest auf einem Teil des Geländes freigemacht wurde.

Als „Mega-Deal“ ist der Vertrag zwischen dem Hochtaunuskreis und der Stadt über die zukünftige Nutzung des Klinikgeländes und der umliegenden Flächen bereits in die neue Sprachgeschichte der Kommunalpolitik eingegangen. Neues Wohnquartier, wo einst Kranke behandelt wurden und Georg-Kerschensteiner-Schüler gebüffelt haben, mit Freiflächen und Kindertagesstätte, auch preisgünstiger Wohnraum soll dabei sein. Wie in all den Debatten zuvor der kritische Punkt, denn was die einen immer noch als Mega-Deal feiern, ist für die anderen aus den Reihen der Bürgerliste Bad Homburg (BLB) und der Grünen längst zum „Armutszeugnis für die Stadt“ geworden. „Wohnen ist eine Existenzfrage“, zitierte Armin Johnert (BLB) Bundespräsident Steinmeier, der Bau neuer Wohnungen dürfe nicht zum „Kampfplatz“ werden. Im so genannten Mega-Deal wurde dem Kreis nach zähen Verhandlungen eine Quote von etwa 20 Prozent bezahlbaren Wohnraums abgerungen. „Die Koalition fällt weit zurück“, kritisiert der BLB-Sprecher, nur noch 9,5 Prozent der insgesamt vorgesehenen rund 270 Wohneinheiten würden in die Kategorie preiswertes Wohnen fallen.

„Es geht um kostengünstigen Wohnraum für das Rückgrat der Gesellschaft“, sagte Alexander Unrath (Grüne) in seiner Kritik an der ungünstigen ausgehandelten Quote. Das Plangebiet hätte Potenzial für „deutlich mehr, die Koalition lässt viel liegen, ihr Handeln widerspricht den eigenen Vorgaben“. Grüne und BLB stören sich auch daran, dass man durch die jüngste Vertragsänderung den Weg frei mache für den „Sozialwohnungsbau der 70er-Jahre“ mit Gebäuden bis zu sechs Geschossen auf dem Gelände der früheren Kerschensteiner-Schule. „Geschossbau als Lärmschutzwand für die teuren Reihenhäuser dahinter“, so Unrath.

SPD: Froh, dass es losgeht

Man möge den einstigen Mega-Deal „bitte nicht uns vorwerfen“, sagte indes Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU), schließlich hätten sein Vorgänger Michael Korwisi (Grüne) und dessen Bündnis diesen ausgehandelt. Der Hochtaunuskreis poche auf die Einhaltung der verabredeten Konditionen für das Grundstücksgeschäft. Die SPD zeigte sich „froh, dass nun erste Schritte losgehen“, so ihr Sprecher Tobias Ottaviani. „Wir schaffen dringend benötigte Flächen und sorgen für eine gute Durchmischung, ein Super-Projekt.“ Die Konzentration von bezahlbarem Wohnraum auf dem GKS-Areal wird von der Koalition nicht als Makel aufgefasst, die genossenschaftlichen Wohnungsbaugesellschaften würden sehr auf die erwartete Durchmischung achten.



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