„Mehr Ökumene würde unserer Stadt guttun“

Bad Homburg (hw). Vor Kurzem trafen sich die Gremien der „Stiftung Zukunft gestalten“ der evangelischen Gedächtniskirchengemeinde im Kronenhof. Im Mittelpunkt standen die Ausführungen von Staatssekretär a. D., Dr. Rudolf Kriszeleit, über die inhaltlichen Vorbereitungen und die Organisation des Glaubenfestes, das vom 12. bis 16. Mai 2021 in Frankfurt stattfindet. Er ist Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentags und zusammen mit Bernd Heidenreich vom Zentralkomitee der Katholiken in Bonn, Vorsitzender des Aufsichtsrates eines für diese Veranstaltung gegründeten Trägervereins.

Wichtige Themenbereiche wurden bereits vorgegeben: Glaube, Spiritualität und Kirchen im 21. Jahrhundert; Perspektiven des Zusammenlebens; Klimawandel, Schöpfung bewahren, internationale Zusammenarbeit; Herrschaft, Macht und Kapital. Sie werden in den nächsten Monaten von rund 60 Projektkommissionen vorbereitet. Mit dabei sind verschiedene orthodoxe Kirchen – alle vereint unter dem Motto „schaut hin“.

Rudolf Kriszeleit warnte bei allem Reformeifer vor falschen Hoffnungen und Erwartungen auf ein gemeinsames Abendmahl. Ein Durchbruch in dieser Frage sei selbst auf einem ökumenischen Kirchentag nicht zu erzielen. Gespräche zwischen Rom und den verschiedensten evangelischen Kirchen weltweit seien der einzige Weg, um Veränderungen zu erreichen. Er begrüßte ausdrücklich die Initiative des nach 1945 gegründeten Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen mit dem beziehungsreichen Namen „Was trennt uns?“. Von dort kommt der Vorschlag, dass es künftig möglich sein sollte, sich gegenseitig zu Abendmahl und Eucharistie einzuladen. Zu den Initiatoren gehört unter anderen der Limburger Bischof Georg Bätzing. Eine Genehmigung aus Rom stände noch aus, aber Kriszeleit hofft auf eine förmliche Zustimmung.

Noch ein weiteres Problem wurde von ihm angesprochen: Dieser Kirchentag müsse sich mit der dramatischen Veränderung der Stellung der christlichen Kirchen in der Gesellschaft auseinandersetzen. Bald werden weniger als 50 Prozent der Bevölkerung noch Mitglied einer christlichen Kirche sein. „Zugleich geht“, so Kriszeleit, „die prägende Kraft der Kirchen für die Menschen in unserem Land zurück, und ihre bislang hervorgehobene Stellung wird auch politisch hinterfragt werden.“

Für Pfarrer Jörg Marwitz ist jeder Kirchentag ein Forum, „in dem Menschen mit ganz unterschiedlichen Positionen ins Gespräch kommen, die vielleicht sonst nie miteinander reden würden“.

Die Themen „Klimawandel und Welternährung“ sind für das Mitglied des Stiftungskuratoriums, dem Landwirt Hans Georg Wagner, besonders wichtig: „Es bedarf neuer Lösungsansätze, wie die Lebensgrundlagen von bis zum Jahr 2050 weltweit lebenden rund zehn Milliarden Menschen nachhaltig gesichert werden können.“ Zum Abschluss regte Wolfgang Herder, Vorsitzender der „Stiftung Zukunft gestalten“ an, sowohl die Erlöserkirche und auch St. Marien als Veranstaltungsstätten mit in die Planungen einzubeziehen. Herder: „Mehr Ökumene würde auch unserer Stadt guttun.“

In zwei Jahren werden in der Woche vor Pfingsten mehr als 100 000 Teilnehmer in der Main-Metropole erwartet. Der Bad Homburger Ulrich Gross wird dann die Regionalprogramme für die deutschen und internationalen Gäste vorbereiten. Ökumenische Kirchentage fanden zuletzt in München (2010) und zuvor 2003 in Berlin statt.

Machen sich Gedanken über den ökumenischen Kirchentag 2021, der in Frankfurt stattfinden wird (v. l.): Wolfgang Herder, Pfarrer Jörg Marwitz, Hans Georg Wagner und Dr. Rudolf Kriszeleit. Foto: Stiftung Kronenhof



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