Neue Akademie widmet sich kunstgeschichtlicher Symbiose

Bad Homburg (fch). Viele Freiberufler wie Künstler, aber auch an Kunst interessierte Bürger sind vom Lockdown betroffen. Eine gute Nachricht für viele hat mit dem Start einer Bildungsinitiative für Schrift Jörg Schmitz. Der Vorsitzende des Vereins Schrift und Bild sagt: „In einer Zeit, in der die Kunst vielerorts ausblutet, setzen wir einen Kontrapunkt. Mit den Planungen zu einer ‚Akademie für Schrift und Bild‘ gehen wir an den Start zu einem Vorhaben, das bereits seit 2008 unsere Vision ist.“

Genau jetzt sei die richtige Zeit, eine Inwertsetzung jahrhundertealter künstlerischer Traditionen auf den Weg zu bringen. „Wir sprechen hier über nichts Geringeres als die Grundpfeiler unserer Kultur: die Schrift, die immenses Potenzial im Bildhaften hat.“ Die Zeit der Lockdowns hat der Verein aktiv für die Konzeption des Lehrprogramms und die Verpflichtung von Dozenten für die neue Akademie genutzt. Das Start-Team steht bereits fest. Pädagogischer Leiter der Akademie sowie einer der ersten Dozenten ist David Grimm aus Bad Homburg. „Ich freue mich sehr auf die bedeutsame Aufgabe, der Handschrift und ihren künstlerischen Ausdrucksformen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen.“ Weitere Dozenten sind die Kalligrafin Claudia Dzengel aus Wien und der bildende Künstler und HfG-Absolvent Jörg Schmitz aus Gelnhausen.

David Grimm wohnt seit 2018 in der Kurstadt. Geboren und aufgewachsen ist er in Seligenstadt, wo er an der Einhardschule sein Abitur machte. Danach studierte er an der Frankfurter Goethe-Universität Kunstpädagogik und unterrichtet Kunst an einer Schule. Pädagogisch beschäftigt er sich seit vielen Jahren mit der Schrift und deren Vermittlung. Der 35-Jährige hat mit Jörg Schmitz bereits die Ausstellung „Urban Art & Typography“ im Kunstforum Seligenstadt konzipiert. Das Anliegen der Akademie, der Schrift den ihr gebührenden Stellenwert im digitalen Zeitalter einzuräumen, kann David Grimm voll unterstreichen. Bildungsvermittlung in Form einer privaten Akademie sei hoch flexibel und daher der geeignete Kanal. Nachdem die Kulturtechnik der Handschrift im Lehrplan der Schulen eine immer geringere Rolle spiele, sei es höchste Zeit, auch außerschulische Wege zu gehen. „Im wahrsten Wortsinne haben wir die Weiterentwicklung von Schrift und Kunst selbst in der Hand“, betont der Pädagoge. Wichtiger als das Schönschreiben sei die eigene Handschrift als Ausdruck der Persönlichkeit. „Ganz wichtig ist es, leserlich zu schreiben. Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Mit unserem Projekt möchten wir Menschen wieder zum Schreiben mit ihrer eigenen Handschrift ermutigen. Durch das Üben der Handschrift entwickeln sie diese weiter und kommen dadurch in Kontakt mit Kunst.“

Er bedauert, dass im Unterricht immer weniger geübt werde, mit der Hand zu schreiben. Die Schüler nutzten oft das Smartboard, aber selten ein Blatt und einen Stift. Handys lenkten sie zusätzlich vom Schreiben ab. „Die Finger sind nur noch zum Tippen da. Wir konsumieren immer mehr, produzieren aber immer weniger. Dadurch sind immer weniger Ideen produktiv. Sie werden nur noch weitergeleitet, aber nicht mehr genutzt. Die Frage der Selbstverwirklichung ist offen.“

Form der Entspannung

Mit und in den vorerst digitalen Kursen will die Akademie für Schrift und Bild den Spaß an der Schrift, am Schreiben mit der Hand und der eigenen Persönlichkeit fördern. „Schreiben ist auch eine Form der Entspannung. Es löst viele gute Gefühle aus. Schreiben ist gerade in unserer hektischen Zeit eine gute Beschäftigung“, erklärt David Grimm. Wie Jörg Schmitz informiert, richtet sich das Bildungsangebot der Akademie mit Blick auf die über 100 Werke der Kunstsammlung der „Stiftung Schrift und Bild“ an verschiedene Zielgruppen. Die Kunstsammlung „soll sich in Theorie und Praxis der Vermittlung von Methoden der visuellen Poesie widmen. Das künstlerische Thema der visuellen Poesie ist die Transformation von Schrift hin zum Bild – ein Nischenthema in der bildenden Kunst“, informieren die Initiatoren.

Der Name der Akademie ist an den gleichnamigen Verein und die dazugehörige Stiftung angelehnt und bezieht sich auf die wegweisende Ausstellung „Schrift und Bild“ im Jahre 1963 in der Kunsthalle Baden-Baden und im Stedelijk Museum Amsterdam. Die damalige Ausstellung und der dazu publizierte Katalog präsentierte zahlreiche Künstler und Werke, die einen weiten Bogen von Figurengedichten im Deutschland des 16. Jahrhunderts bis hin zu Collagen von Robert Rauschenberg in den USA der 1960er-Jahre spannen.

Für die Sammlung Schrift und Bild in Bad Homburg werden außer Unterstützern auch geeignete Locations gesucht. Veranstaltungen der Akademie Schrift und Bild sollen jeweils anlassbezogen an wechselnden Orten stattfinden, während wie erwähnt die primäre Ausrichtung der Bildungsangebote digital sein soll. Infos gibt es im Internet unter www.schrift-und-bild.de und www.instagram.com/schriftundbild.

Pädagogischer Leiter der „Akademie für Schrift und Bild“ sowie einer der ersten Dozenten ist David Grimm aus Bad Homburg.Foto: fch



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