Strom tanken an der Straßenlaterne

In Wohngebieten wie hier an der Wiesbadener Straße gibt es zahlreiche „Laternenparker“, die über ein Zweitnutzungsrecht der Laternen als E-Ladestation erfreut sein dürften. Ob es auch hier funktionieren kann, soll die Stadt jetzt prüfen. Foto: js

Bad Homburg (js). Strom direkt aus der Straßenlaterne tanken, das klingt gut für Besitzer von E-Autos, die keine Garage haben und auch keine Ladestation im Keller. Das klingt auch gut bei den Grünen im Stadtparlament, die nun den Magistrat beauftragen wollten, in dieser Sache nachzuhaken. Denn nach Recherchen von Fraktionschef Alexander Unrath könnte es „drei- bis vierfach günstiger sein“, Straßenlaternen zu E-Ladestationen umzurüsten als neue Stationen aufzubauen. Für die so genannten „Laternenparker“ ohne Garage oder Hofeinfahrt könnte das ein Glücksfall sein, und es könnte insgesamt „die Verkehrswende voranbringen“, so Alexander Unrath in seinem Plädoyer für die Straßenlaterne als E-Ladestation. Er verwies dabei auf positive Nachrichten aus Städten wie Berlin, Dortmund und München und aus Kommunen in Frankreich und England, eine „megageile Sache“, so Unrath.

Die Idee von der Umrüstung manch einer Laterne im Stadtgebiet zur E-Ladestation kam auch bei der CDU an. Hendrik Hoffmann nannte sie bei der Aussprache in der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments „innovativ und charmant“. Koalitionspartner SPD signalisierte über Thomas Kreuder „wir finden das gut“, mahnte aber zusätzliche Fragen zu denen der Grünen an und beantragte den Verweis des Antrags zur detaillierten Besprechung in den zuständigen Fachausschuss. „Der Teufel steckt im Detail“, so Kreuder. Das Kernproblem seien nicht die Laternen, sondern es sei die richtige Stromspannung, ein Punkt, den auch Tim Hordorff (FDP) anführte. Am Ende der kurzen Debatte wurde ein einstimmiger Beschluss notiert, dass der Mobilitätsausschuss die Vorarbeit leisten und die Fragen klären soll, mit denen die Grünen ursprünglich den Magistrat beauftragen wollten.

Ein halbes Dutzend Fragen muss der Ausschuss nun mindestens vorab klären. Entscheidend zunächst, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, um Laternen umzurüsten, ohne dass diese ihre Funktionalität verlieren. Ganz wichtig auch, wie viele Laternen im Stadtgebiet das Potenzial zur Umrüstung bieten, wie hoch die Investitionskosten beim Umbau einer Laterne zur E-Ladestation wären und welche Gesamtkosten bei Umrüstung aller potenziellen Laternen auf die Stadtkasse zukämen. Geprüft werden soll auch, ob die Möglichkeit bestünde, mit einem oder mehreren Unternehmen aus der Wirtschaft zu kooperieren und ob in Zukunft bei jeder neuen Straßenlaterne die Idee der Zweitnutzung gleich berücksichtigt werden soll.

Auf Wunsch der FDP soll auch gleich mitgeprüft werden, ob Laternen im Bereich der Innenstadt auch so umgerüstet werden können, dass sie als Ladepunkte für E-Bikes nutzbar sind. Erste Ergebnisse werden noch in diesem Jahr erwartet.



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