Vorhandenes perfekt genutzt und modern gestaltet

Aus Alt mach Neu: Architektin Ruxandra-Maria Jotzu (vorne) vom Architektenbüro JvK-Architekten stellt Interessierten beim Tag der Architektur das von einer Jury der Architektenkammer Hessen ausgesuchte Einfamilienhaus in Bad Homburg vor, das beispielgebend für modernen ressourcenschonenden Umbau alter Wohnbauten im Hochtaunuskreis ist. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Ein altes Haus modern gestalten und umbauen und dabei die vorhandenen Elemente und Ressourcen nutzen: Dieser Aufgabe hatten sich zwei Bad Homburger Architekten jüngst gestellt und einen kleinen Bungalow aus den 1960er-Jahren in dem kleinen Wohngebiet Die Steinwiesen in Dornholzhausen ausgebaut. Nun stellte das Architekturbüro JvK-Architekten Ruxandra-Maria Jotzu und Konrad v. Kaltenborn im Rahmen des bundesweiten Tags der Architektur 2022 der Öffentlichkeit das um- und ausgebaute Einfamilienhaus bei einer Führung vor.

Es ist eines von vier gelungenen Architektur-Projekten, die die Jury der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) im Hochtaunuskreis ausgewählt hatte; gemäß dem diesjährigen Motto „Architektur baut Zukunft“ wurden Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Wirtschaftlichkeit, Gestaltung und Klima-Relevanz berücksichtigt. Für Architektin Ruxandra-Maria Jotzu, die Interessierte mit Einwilligung der Hauseigentümer durch das Anwesen führte, orientierte sich der Umbau jedoch wesentlich auch an den Wünschen der Bauherren – herausgekommen ist ein modernes und praktikables, sehr helles und gemütliches Zuhause, das dennoch viele Wände und Ecken zur individuellen Gestaltung bietet.

„Wir haben so viel Bausubstanz wie möglich erhalten und uns an den benachbarten Häusern orientiert – Die Steinwiesen sind als Wohngebiet aus den 1960er-Jahren geprägt von schlichten kleinen Bungalows mit holzverschalten Fassaden und seitlichen Klinker-Wänden“, erläuterte Jotzu zu Beginn des Rundgangs. Der ursprüngliche Bau hatte eine recht kleine Grundfläche mit niedrigem Kellergeschoss – „energetisch nach heutigem Maßstab eine Katastrophe“ – und hätte den Bedürfnissen des Wohnens vor 50 Jahren entsprochen: „Kleine Zimmer, mehrere Kinder in einem Kinderzimmer waren selbstverständlich. Doch die Familien-Struktur heute sei anders, ebenso die Ansprüche“, so die rumänisch-stämmige Architektin, die in Bukarest studierte, in den späten 1980er-Jahren nach Bad Homburg kam und besonders an der Vergangenheit von Gebäuden und der Verbindung von Architektur und Kunst interessiert ist. Mit Respekt für die Umgebung Neues schaffen sei das Ziel von ihr und ihrem Kollegen Konrad v. Kaltenborn gewesen.

Um dem Platzanspruch der Bauherren, einem Ehepaar, das im neuen Haus bald seinen Ruhestand verbringen möchte, gerecht zu werden, wurde auf den kleinteiligen eingeschossigen Bungalow ein Geschoss aufgestockt. Im Erdgeschoss wurde ein kleiner, lichtdurchfluteter Vorbau in Holzstruktur angebaut, nur einzelne Originalwände im Innern blieben stehen. Um einen Wandquader in der Mitte, der den ursprünglich vorhandenen kleinen ebenerdigen Kamin integriert, entstand ein mehr als 70 Quadratmeter großer „Multifunktionsraum“ mit Wohnzimmer-Sitzecke, Esszimmer und einer offenen Küche, daneben zwei kleine Zimmer – viel Platz und viele Fenster, eine Terrasse führt in den Garten. Im Keller wurde ein Raum etwas tiefer gelegt, um ihn als Wohnraum nutzen zu können.

Im Obergeschoss führt eine kleine Galerie direkt auf die große Balkon-Terrasse, von der man einen Blick bis zu den Taunus-Bergen hat. Die interessierten Besucher der Führung kritisierten auf der oberen Terrasse stehend jedoch ebenso wie die Architektin die Tatsache, dass gerade neben dem Grundstück ein hoher dreigeschossiger Neubau mit Wohnungen hochgezogen wird, der in dem sonst seit Jahrzehnten einheitlich gestalteten Wohngebiet Die Steinwiesen wahrlich nichts zu suchen hat. Die Architekten hatten ihrerseits bei dem Umbau darauf geachtet, zusätzliche Fenster und Elemente wie eine Dachbegrünung sowie eine hölzerne Fassadengestaltung so einzupassen, dass sie mit der Umgebung harmonieren. Der Oberstock bietet nun insgesamt weitere zwei Zimmer und ein Bad. Ruxandra-Maria Jotzu machte darauf aufmerksam, dass Nischen und Flure platztechnisch optimal genutzt seien. Eine Herausforderung sei bei dem Umbau gewesen, dass große Baufahrzeuge nicht in die schmale Stichstraße fahren konnten.

Der Tag der Architektur soll den Bürgern die Bedeutung der „gebauten Umwelt“ näherbringen.



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