Am Jugendzentrum flattern bunte Fahnen gegen Rassismus

„Wir mögen alle Farben“: Mit einem Banner machen die Jugendlichen des Jugendzentrums Ober-Eschbach unter Leitung von Charlotte Kirschner (r.) auf die Internationalen Wochen gegen Rassismus aufmerksam, an denen sich die Stadt erstmals beteiligt. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). „Wir mögen alle Farben“ steht auf einem großen Banner, das Jugendliche und Betreuer vor dem Jugendzentrum Ober-Eschbach am Massenheimer Weg aufgehängt haben. Im Garten der Begegnungsstätte flattern Fahnen vieler Nationen an den alten Apfelbäumen, und die 14-jährige Bella erklärt: „Wir wollen, dass alle Menschen, die hier vorbeigehen, das sehen!“ Die internationalen Wochen gegen Rassismus haben die Jugendlichen zwischen zwölf und 22 Jahren, die regelmäßig ins JUZ Ober-Eschbach kommen, inspiriert. Dem Motto „Vielfalt und Menschenwürde“ folgend haben Jüngere und Ältere unter der Anleitung von Pädagogin Charlotte Kirschner und ihrem fünfköpfigen Team in den vergangenen Wochen viel über Anderssein, Toleranz und Diskriminierung geredet.

„Die Jugendlichen sind stolz auf ihre Fahnen, die sie selbst gestaltet haben, und führen intensive Gespräche. Manche haben noch nie etwas von Rassismus gehört, andere haben selbst schon die Erfahrung gemacht, aufgrund ihrer Herkunft und Hautfarbe diskriminiert zu werden“, erzählt Kirschner, die seit einem Jahr die beiden Jugendzentren in Ober-Eschbach und Ober-Erlenbach leitet. An diesem Nachmittag gegen Ende der Kampagne gegen Rassismus sind Sengül Ötztürk vom Integrationsbüro der Stadt, Barbara Callenberg vom Fachbereich Jugend und Monika Fabel von der Jugendförderung der Stadt gekommen, um mit den Jugendlichen gemeinsam die Tage gegen Rassismus zu begehen.

Der 1966 ins Leben gerufene Tag gegen rassistische Diskriminierung wird zum ersten Mal auch seitens der Stadt unterstützt. Gemeinsam besuchen Jugendliche und Erwachsene in dieser Zeit zum Beispiel die Ahmadiyya-Gemeinde im Niederstedter Weg und die neue jüdische Synagoge in der Kurstadt. Sie reden miteinander über viele Themen: Woher die Eltern der Jugendlichen stammen, über Freundschaft, Lieblingskleidung und –essen.

„Das JUZ ist ein Rückzugsort für uns“, sagt Milo, „hier können wir wir selbst sein und Dinge miteinander unternehmen.“ Was der Zwölfjährige hier ausdrückt, bestätigen seine Kameraden Bella, Daniel und Massimo: „Wenn neue Kinder kommen, kümmern wir uns. Weil alle Menschen gleich sind“, sagen sie. Das Jugendzentrum am Massenheimer Weg, das zuerst ein Provisorium in Containern war, sich aber nun mangels einer festen Unterkunft etabliert hat, ist laut Charlotte Kirschner ein Ort, an dem sich die Jugendlichen sicher fühlen sollen.

So kommen die beiden Freundinnen Annalisa (11) und die gleichaltrige Anna-Maria mindestens zweimal pro Woche zum Spielen und Basteln. Sie kochen gemeinsam mit den Älteren in der großen Küche des JUZ, bestreiten eine Partie Billard, machen Musik oder sehen gemeinsam mit den Betreuern ausgewählte Fernsehprogramme. Das offene Angebot des Zentrums umfasst auch Hausaufgabenbetreuung und Projekte zu Prüfungsvorbereitungen und Bewerbungsschreiben für die älteren Jugendlichen. „Hier kommen auch familiäre und schulische Probleme zur Sprache, und wir Erwachsenen versuchen zu helfen“, sagt die Leiterin. Die Bad Homburger Jugendzentren sind dabei darauf bedacht, den Kontakt zu Eltern, wenn gewünscht, zu halten, den Jugendlichen jedoch einen eigenen, geschützten Raum zu bieten. Dabei sind auch Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien eingeladen zu kommen. Das JUZ Ober-Eschbach soll laut Auskunft von Barbara Callenberg bald ein festes Haus im Gewerbegebiet Ober-Eschbach bekommen.

!Das JUZ Ober-Eschbach ist dienstags und freitags von 15.30 bis 18 Uhr für Kinder ab der vierten Grundschulklasse bis zum Altern von zwölf Jahren geöffnet (Kidsbereich). Das Jugendcafé für die Älteren ab zwölf Jahren ist dienstags von 17 bis 20 Uhr, mittwochs und donnerstags von 16 bis 20 Uhr, freitags von 17 bis 20 Uhr und samstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Außerdem gibt es mittwochs von 18 bis 20 Uhr eine Jugend- und Suchtberatung. Beratungstermine können auch außerhalb der Öffnungszeiten vereinbart werden (JUZ Ober-Eschbach, Massenheimer Weg 6, Telefon 06172-1383293, E-Mail: juz.ober-eschbach[at]bad-homburg[dot]de.

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