Bad Soden (Sc) - Bis vor kurzem wurde die Jugend vielfach dafür kritisiert, dass sie „nur“ am Mobiltelefon oder vor dem Computer hängt. Nun mutieren genau diese Gerätschaften jedoch zum „Retter in der Not“ und ermöglichen ihren Nutzern, weiterhin an diversen Unterrichts-Modellen teilzunehmen. Neben dem regulären Schulunterricht, der momentan mittels Lehrplattform (falls die Schule bereits angeschlossen ist) oder „Arbeitsauftragsübermittlung“ per E-Mail durchgeführt wird, hat sich auch die Freie Musikschule Bad Soden dazu entschlossen, Instrumentalunterricht via Skype (oder ähnlichen Plattformen) anzubieten.
Bis vor Kurzem konnte sich wahrscheinlich niemand vorstellen, dass es möglich sein könnte, interessanten Instrumentalunterricht ganz ohne den persönlichen Kontakt zu einem Musiklehrer oder einer Musiklehrerin gestalten zu können. Aber es geht, und oft macht diese außergewöhnliche Art der Kommunikation gerade den Kindern und Jugendlichen viel Spaß. Wie in vielen anderen Bereichen unseres täglichen Lebens mussten auch beim Musikunterricht neue Wege gefunden werden, was nach Aussage von Roswitha Lechthaler, Leiterin der Freien Musikschule Bad Soden, erfolgreich gelungen ist.
Nachdem die Musikschule bereits am 18. März auf behördliche Anweisung ihre Räumlichkeiten schließen musste, erklärten sich fast alle engagierten Musikpädagoginnen und -pädagogen bereit, ihren Unterricht „Online“ stattfinden zu lassen. „Das Angebot wurde von den Eltern hervorragend angenommen, was uns natürlich sehr freut“, so Lechthaler. Was für die Kinder vielfach einen großen Spaß bedeutet, hat auf der anderen Seite auch wirtschaftliche Gründe.
Die Musikschulen weisen allgemein darauf hin, dass sie zum großen Teil Honorar-Kräfte beschäftigen, für die keine automatische Lohnfortzahlung gilt. Wenn kein Unterricht stattfinden würde, so wären die betroffenen Musik-Pädagogen/-innen ohne Einkommen und somit in ihrer Existenz bedroht.
Um in der nächsten Zeit die Honorarzahlung ihrer Mitarbeiter/innen und damit auch die zukünftige Arbeitsfähigkeit der Musikschulen gewährleisten zu können, müssen sie die vereinbarten Honorare weiterzahlen. Um nicht in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten, bitten die Musikschulen daher, trotz der gebotenen Umstellung beziehungsweise Einschränkungen, die Unterrichtsgebühr weiter an die Musikschule zu zahlen. Sofern möglich, bieten die Musikschulen an, nach Ende der behördlichen Restriktionen ausgefallene Unterrichtsstunden in geeigneter Form nachholen. Andernfalls bliebe den Eltern noch immer ein Erstattungsanspruch.
Auch die Freie Musikschule Bad Soden ist von dieser Problematik betroffen und hat bereits viel Solidarität von Seiten der Eltern erfahren. Diese äußern viel Verständnis für die außergewöhnliche Situation, so Lechthaler, üben sich freundlicherweise in Geduld und viele bieten darüber hinaus an, die anfallenden Unterrichtsgebühren trotz temporär ausfallender Angebote weiterhin zu zahlen. Dass Musik die Menschen verbindet, ist schon seit langem bekannt. Besonders schön ist es jetzt zu sehen, wie groß auch der gesellschaftliche Zusammenhalt unter den Betroffenen sein kann.