Seniorenberater klären zu Betrug auf

Bad Soden (Sc) - Einige ältere Menschen haben diese Erfahrung (bedauerlicherweise) schon einmal gemacht: Es erreicht sie der unvermittelte Hilferuf eines vermeintlichen Anverwandten, in dem dieser dringend um finanzielle Hilfe in einer prekären Lebenssituation bittet. Der Anrufer (oder die Anruferin) entlockt den überrumpelten Senioren mit geschickten Fragen Informationen über Enkel und Enkelinnen, gibt sich entweder als guter (hilfsbereiter) Freund oder als Enkel selbst aus und überzeugt sie davon, dass dringende finanzielle Hilfe gefragt sei. Anschließend „schickt“ der Anrufer seine Opfer zur Bank, um große Summen Geld bar abzuheben und an einen unbekannten Dritten (Bote) zu übergeben. Dabei sind die Betrüger derart überzeugend, dass der Betrug oft erst Stunden später aufgedeckt wird – oft durch einen Anruf der Geschädigten bei Enkel oder Enkelin – womit das Geld auf Nimmer-Wiedersehen verschwunden ist.

Falsche Polizeibeamte

Was sich wie ein schlechter Krimi anhört, gehört leider zum Alltag und trifft bedauerlicherweise immer wieder neue Opfer. Viele werden sagen: „Mir passiert das nicht, ich kenne meine Familie“ und doch steigen die Fallzahlen beständig. Wie kann das möglich sein und wie können sich betroffene Personen schützen? Eine weitere, momentan weitaus verbreitetere Betrugsmasche ist der Anruf eines falschen Polizeibeamten, der den Senioren vorgaukelt, ihre Adresse würde auf einer Einbruchsliste stehen und ihre Wertsachen seien gefährdet. Der falsche „Polizeibeamte“ überzeugt die Opfer davon, die Wertsachen außerhalb des Hauses zu deponieren, damit die Polizei sie unauffällig „sichern“ kann. Auf diese Weise könne die Polizei gefahrlos auf die Einbrecher warten und die Senioren trügen letztendlich zu einer Festnahme bei. Eine perfide Masche, die bewusst mit den Ängsten der Senioren spielt und ebenfalls immer wieder zum Erfolg führt.

Die betroffenen Senioren sind oft alleine zuhause und werden von den Anrufern derart überzeugend „unter Druck gesetzt“, dass sie den Anweisungen der Betrüger Folge leisten. Allein im Jahr 2018 wurden im Main-Taunus-Kreis 400 entsprechende Anrufe angezeigt, drei davon waren leider erfolgreich, sodass die Täter einen Schaden in Höhe von 160.000 Euro anrichteten.

Ausführliche Aufklärung hilft

Beizukommen ist solchen Betrugsmaschen nur durch ausführliche Aufklärung über das immer wieder gleiche Vorgehen der Betrüger. Neben allgemeinen Informationskampagnen der Polizei wurde, um das Sicherheitsempfinden von Senioren zu erhöhen, im Polizeipräsidium Südosthessen das Präventionsprojekt „Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren“ ins Leben gerufen. Diese großartige Idee aus dem Jahr 1996 fand auch bei dem für den Main-Taunus-Kreis zuständigem Polizeipräsidium Westhessen große Zustimmung, sodass aktuell 118 ehrenamtliche „Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren (SfS)“ in allen Kommunen des Kreises mit Beratungen und Informationsständen im Einsatz sind und im Rahmen verschiedener Veranstaltungen Tipps zur Vermeidung von Betrugsmaschen geben. Koordiniert werden die Aufklärungskampagnen vom Präventionsrat des Main-Taunus-Kreises, dessen Aufgabe es ist, wirkungsvolle Ansätze zur Vorbeugung und Verhütung von Straftaten entwickeln zu lassen, um diese in Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen und staatlichen Kräften umzusetzen.

Zertifizierte Sicherheitsberater

Im Rahmen des Vortrages „Verkehrssicherheit im Alter“ jüngst im Augustinum war der Präventionsrat ebenfalls mit einem Infostand vertreten und stellte das aktuelle „Präventionsprojekt zur Vermeidung von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ vor. Auf Einladung des Polizeipräsidiums Westhessen informierten Martin Kerl und Sigrid Patzelt, beide zertifizierte Sicherheitsberater für Senioren, die Bewohner des Augustinums und deren Gäste im persönlichen Gespräch über aktuelle Betrugsmaschen, was vielfach und gerne angenommen wurde. „Kriminelle, die sich auf die Polizisten- oder Enkelmasche verlegt haben, sind nicht dumm“, wusste Martin Kerl zu berichten. „Psychologie spielt bei diesen Betrugsmaschen eine große Rolle, sodass oft erst während des Gesprächs von den Kriminellen „ausgelotet“ wird, ob die Enkel- oder die Polizistenmasche mehr Erfolg verspricht“. Anhand von Beispielen erläuterte er im Gespräch, wie die Betrüger den Kontakt anbahnen und welchen Verlauf die Gespräche dann oft nehmen. Darüber hinaus stehen eine große Anzahl von Broschüren und Merkblättern zur Verfügung, die interessierte Besucher gerne mitnehmen konnten, um sich zuhause in Ruhe mit der Thematik auseinandersetzen zu können. Trotz des großen Erfolges ihrer ehrenamtlichen Arbeit klang auch etwas Besorgnis mit, als Martin Kerl zu bedenken gab, „dass wir auf dem Wege von Informationsveranstaltungen natürlich vorrangig die aktiven Senioren erreichen, die in der Regel über ausreichende Sozialkontakte verfügen, um sich aktiv mit diesem Thema auseinandersetzen zu können“. „Sorge bereiten uns die zurückgezogen lebenden älteren Menschen, die kaum sozialen Umgang pflegen (können) und deshalb besonders anfällig für diese Betrugsmaschen sind.“

Viele Wege führen zum Ziel

Vor diesem Hintergrund suchen und finden die Verantwortlichen des Präventionsrates ständig neue Wege, um Senioren umfassend zu informieren und auf die bestehenden Gefahren hinzuweisen. So fand beim Hessischen Rundfunk im Rahmen der Sendung „Hallo Hessen“ am 12. März ein Gespräch zwischen Ralf Burger (Kelkheimer Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren) und der Moderatorin Andrea Ballschuh zu dem Thema „Vermeidung von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ statt. Darüber hinaus läuft seit Februar eine neue Kampagne zur Aufklärung zum Thema „Falsche Polizisten“, um ältere Mitmenschen stärker für die Gefahren zu sensibilisieren. Mit Kurztipps gegen „Falsche Polizisten“ auf Postern und Postkarten informieren die Präventionsräte der Main-Taunus-Gemeinden aktuell in Polizeistationen, Rathäusern und allen Örtlichkeiten, in denen ältere Menschen verkehren. Dazu gehören auch Wartezimmer, Apotheken, Banken oder Bäckereien und sogar Seniorenresidenzen. Die Verteilung der Informationsschriften ist dabei eine der vielen Aufgaben der SfS, wie auch am Informationsstand anlässlich des Vortrages im Augustinum zu sehen war. Darüber hinaus wurden die Sicherheitsbeauftragten der Banken für dieses wichtige Thema sensibilisiert, um entsprechende Situationen zu erkennen und die Senioren aktiv darauf ansprechen zu können. Das erklärte Ziel dieser Maßnahmen ist es, flächendeckend auf die Betrugsmasche der „Falschen Polizisten“ im Main-Taunus-Kreis aufmerksam zu machen und dieser ein Ende zu bereiten.

Weitere Informationen zum Einsatz der Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren finden Interessierte im Internet unter www.seniorenberater.help.



X