Die Tage der Künste beeindrucken mit Blues, Bauchtanz und starken Frauenbildern

Bad Soden (wto) – „Mit allen Sinnen“ – dieses Motto wurde bei den „Tagen der Künste“ im Kulturzentrum Badehaus in Bad Soden am vergangenen Wochenende eindrucksvoll umgesetzt. Vielfalt war Trumpf. Es gehe darum, „Kunst und Kultur in voller Breite darzustellen“, sagte Bürgermeister Dr. Frank Blasch bei seiner Begrüßung der Gäste und fügte an: „Für mich ist unser Kulturzentrum Badehaus dafür der ideale Veranstaltungsort.“ Kunstwerke betrachten, Lesungen hören, Live-Musik und Tanz-Darbietungen genießen – die vielfältigen Angebote und Möglichkeiten der Begegnung lockten ein breites Publikum und Jung und Alt an.

Allein das musikalische Programm hatte es in sich: Das Spektrum reichte von Blues und Rock mit der Gruppe „Delta Whiskey“ über akustische Poesie mit dem „Ramschladen“, Oldies mit „Going Back“ und Covermusik mit „Tone in Motion“ bis hin zu „Kurzgeschichten und Jazz-Piano“ mit Nina und Dick Bayer und jazzig-bluesigen Klängen mit den Saxofon-Spielerinnen vom Quartett „A Quatre Voix“. Wieder andere Akzente setzten die Hip-Hop-Gruppe der TSG Altenhain mit ihrer Tanzvorführung und der orientalische Bauchtanz am Samstagabend.

Begegnung mit dem Orient

Der orientalische Tanz, eindrucksvoll dargeboten von der Tanzkünstlerin Carolina Maggiore, war eingebettet in Lesungen von Goethes Gedichten aus seinem „West-östlichen Divan“. Der Orient-Programmpunkt war einer der Höhepunkte der Veranstaltung. Goethe hat in seinen Gedichten seiner Überzeugung Ausdruck gegeben, dass unterschiedliche Kulturen sich begegnen können – und dies spiegelte sich in Bad Soden durch die Präsentation der Texte durch verschiedene Sprecherinnen und Sprecher: sowohl auf Deutsch als auch auf Arabisch und auf Farsi. Gestaltet war der Abend vom Wiesbadener Verein „Dichterpflänzchen“ um Lutz Schauerhammer; der Verein hat den Satz „Weltpoesie ist Weltversöhnung“ zu seinem Motto erkoren.

Auch bei den Lesungen war Mannigfaltigkeit angesagt: Birgit Gröger las aus ihrem Kinderbuch „Geschichten zum Mut machen“, Sonja von Saldern aus ihrem Roman „Gemeinsam gegen Einsam“, und bei Mathias „Meddie“ Müller („Schweinebande“) und Franziska Franz („Blutzeilen“) war Spannung mit Frankfurt-Krimis garantiert. Sehr unterhaltsam waren auch die literarischen Kostproben aus Sodens Kurgeschichte, die Helmut von der Lahr präsentierte. Dazu gehört auch Weltliteratur aus dem 19. Jahrhundert. Von der Lahr las unter anderem aus der Geschichte „Frühlingsfluten“ des russischen Schriftstellers Iwan Turgenjew, in dem er den kleinen Kurort „am Fuße des Taunus“ beschreibt – und das deutsche Mittagessen mit „schleimigen Kartoffeln“ kritisch aufspießt. Auch „Anna Karenina“ von Leo Tolstoi enthält ein Kapitel mit Soden als Schauplatz. Das kleine Soden war damals ein Ort, an dem sich der europäische Adel und andere prominente Gäste, darunter auch viele Russen wie Turgenjew und Tolstoi trafen.

Die Autorin Jutta Hayek sprach über „Kunst und Kultur als Lebensnerv“ und unterstrich, dass mit dem künstlerischen Ausdruck ein Dialog über Grenzen und Zeiten hinweg möglich wird: Künstlerinnen und Künstler öffnen sich und teilen in ihren Werken ihr Inneres mit, die Betrachter und Zuhörer setzen sich damit auseinander und können damit in Verbindung treten.

Ein Galerist und ein Bluesmusiker als Initiatoren

Last, but not least, war die aktuelle Ausstellung in der Stadtgalerie „Anmut und Liebreiz in der zeitgenössichen Kunst“ ein Magnet der Tage der Künste. Im Ausstellungsfokus sind Frauen, wie sie sowohl im weiblichen als auch im männlichen Blick in beeindruckenden Werken dargestellt werden. Gezeigt werden Malereien und Grafiken, aber auch Skulpturen von Künstlerinnen und Künstlern. Dazu gehören auch bedeutende Vertreterinnen und Vertreter ihres Fachs, die Kunstgeschichte geschrieben haben. Zu nennen sind etwa Elvira Bach, Carin Grudda, Salvador Dali, Markus Lüpertz und Heinz Mack.

„Wir zeigen aber auch neue Arbeiten zum Thema und haben Galerie-Newcomer berücksichtigt“, erläutert der Galerist Peter Elzenheimer, der die Ausstellung in jahrelanger Vorarbeit geplant und umgesetzt hat. „Sie werden sicherlich noch Kunstgeschichte schreiben. Ich nenne etwa Gerti Landwehr und Annett Giola.“ Elzenheimer stellt immer wieder in der Stadtgalerie aus. Er ist Bad Soden fest verankert und hat hier eine seiner beiden Galerien.

Lokal fest verankert ist auch der Bad Sodener Bluesmusiker Harald Dewor. Er ist Mitinitiator des BluesHauses, einer Bühne für Bluesmusiker in Bad Soden-Altenhain. Die beiden Bad Sodener Kulturgrößen Elzenheimer und Dewor sind die Initiatoren der Tage der Kunst, die sie gemeinsam mit der Stadt Bad Soden organisieren. Federführend ist hier Claudia Neumann, Abteilung Kultur und Veranstaltungen der Stadt Bad Soden. Die Taunus Sparkasse beteiligte sich als Sponsor.

Forum für die lokale Kunst-Szene

Dewor verweist im Gespräch mit der Bad Sodener Woche darauf, dass bei der Planung großer Wert darauf gelegt werde, Künstlerinnen und Künstlern aus Bad Soden und Umgebung zu gewinnen. „Wir geben der lokalen Kunst ein Forum“, sagt er. Das gilt insbesondere für die Auswahl der Musiker, um die sich Dewor kümmert, als auch für die Lesungen, bei denen Schriftsteller aus der Region zu Wort kommen. Um die Auswahl der Autoren kümmert sich Peter Elzenheimer – dies auch deshalb, weil alle Lesungen bei den Tagen der Kunst in seinem „Wohnzimmer“ – der Stadtgalerie – stattfinden.

Die Tage der Künste – sie fanden zum vierten Mal statt – sind lebendiger Beleg dafür, dass die Umwidmung des mehr als 150 Jahre alten Badehauses in ein Kulturzentrum die richtige Entscheidung war. Das Badehaus im Alten Kurpark war in den 90er-Jahren umgestaltet und 1998 in seiner neuen Bestimmung eingeweiht worden. Was damals umstritten war, kommt heute ohne Zweifel der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern zugute.

„Ich freue mich heute noch, dass diese Entscheidung realisiert worden ist“, sagte Klaus Plösser, seinerzeit als Stadtverordneter und Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Stadtpolitik aktiv, in seinem historischen Überblick zur Entwicklung des Badehauses. Damals waren Begehrlichkeiten abgewehrt worden, das Badehaus zu verkaufen und in private Hände zu geben.

25 Jahre Kulturzentrum Badehaus

An diese Umwidmung wurde auch bei den beiden Tagen der Künsten erinnert, denn die Veranstaltung war mit dem Motto „25 Jahre Kulturzentrum Badehaus“ versehen. „Wir haben die Tage der Künste ganz bewusst genutzt, um an dieses Jubiläum zu erinnern“, erläutert Claudia Neumann, bei der die Fäden für das Kunstangebot im Kulturzentrum zusammenlaufen. „Schon bei den Tagen der Künste, die zuletzt – vor der coronabedingte Pause – stattfanden, haben wir an ein Jubiläum erinnert, nämlich ‚Zehn Jahre Stadtgalerie‘.“

Die Stadtgalerie war im Jahr 2009 im ersten Stock des Kulturzentrums fest etabliert worden. Das Badehaus beherbergt zudem das Stadtmuseum, die Stadtbücherei und das Stadtarchiv.



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