Gelungenes Verwechslungsspiel um Liebe und um Schokolade

Alte Hasen des Theaters und neue Talente treffen aufeinander: Susanne Fleischer (links), die erstmals auf der Bühne stand und Matthias Senne, sowie Manfred Fels, der seit vielen Jahren in der Burgspielschar mitwirkt. Foto: jbr

Friedrichsdorf (fw). Französisches Flair inmitten Köpperns erblühte mit der Komödie „Ein Herz aus Schokolade“ der Burgspielschar Burgholzhausen im Forum Friedrichsdorf und nahm die Zuschauer einen Abend lang mit in die Chocolaterie des berüchtigten Maître Henri Ledoux, gespielt von Manfred Fels. Weder die Chocolaterie noch ihr Besitzer schienen jedoch auf der Höhe zu sein. Das war schon in der ersten Szene zu bemerken. Das bekamen auch Pascal Gaspard (Matthias Senne), der trotz fehlender Berufserfahrung die ausgeschriebene Stelle als Verkäufer im „Maison du Chocolat“ zu erlangen versuchte, und Dr. Louis Margaux (Oliver Glaap), Hausarzt und Freund des Maître mit. Es konnte nicht unentdeckt bleiben, dass Henri Ledoux seit einiger Zeit weder zu schmecken noch zu riechen vermochte. Ein Verlust, der sich vor Allem auf die Qualität der Süßwaren mit langer Tradition auswirkte. „Es muss an deiner Einsamkeit liegen. Wenn du eine neue Liebe findest, kommt auch dein Geschmackssinn zurück“, diagnostizierte Ledoux’ Arzt und letzter Stammkunde, während er für den vom Geschmacksverlust geplagten Chocolatier eine ausführliche Rumverkostung durchführte. Doch Kundinnen kamen nur noch sehr selten in den Laden. „Wäre das hier ein Schuhgeschäft, würde es von Frauen wimmeln“, stellte Henri Ledoux achselzuckend fest und schien sich bereits mit seinem Schicksaal abgefunden zu haben.

Da der dem Alkohol sehr zugeneigte Dr. Margaux und Pascal Gaspard dies nicht akzeptieren wollten, meldeten sie den launischen Maître kurzerhand bei einer Online-Partnerbörse an. Daher rührte auch die Beschreibung „Verwechslungskomödie“. Denn es folgte ein Schauspiel, in dem besonders Henri Ledoux, der nichts von der Partneranzeige für ihn wusste, in große Verwirrung geriet, als mal Bewerberinnen für die ausgeschriebene Verkäuferstelle und mal potenzielle Lebenspartnerinnen den Laden mit dem melodischen Bimmeln der Türglocke betraten. Es spielten sich mit echt französischem Humor angereicherte Szenen ab, in denen die von Gabi Kunkel, Natascha Föller, Susanne Fleischer und Lissy Kaupp verkörperten „Demoiselles“ ihre Absichten gegenüber dem Maître Chocolatier erklärten. Doch verstand Ledoux natürlich nicht, warum es etwa so verwerflich sein solle, Zeugnisse anzufordern, schließlich wollte er eine Fachverkäuferin mit guten Referenzen. Die liebeswerbenden Ladenbesucherinnen jedoch empfanden die Vorlage ihrer Zeugnisse weit weniger einleuchtend. Bis zur Anstößigkeit ausgereizt reihte sich ein Missverständnis an das nächste und ließ das Publikum herzhaft lachen. Hier und da funkten auch die Urheber des Ganzen, Gaspard, der zudem als Praktikant unentgeltlich beim Maître arbeitete, und Margaux unglücklich dazwischen, wenn sie herauszufinden versuchten, zu welchem Anlass die Damen das Geschäft betreten hatten, ohne dass Ledoux Wind davon bekommen sollte. Ein letzter großer Lacher vor der Pause folgte als eine in Latex gehüllte „Dame“ mit Lederpeitsche auftrat, um nach Henri Ledoux zu fragen. Dieser zeigte nur kopfschüttelt mit dem Finger auf seine Freunde und meinte: „Suchen Sie sich einen aus“.

Alle „fliegen“ auf Sophie

Die zweite Hälfte gestaltete sich noch eine Spur romantischer als Sophie Poumons, gespielt von Tania De Marco-Chapuis, das „Maison du Chocolat“ betrat. Den Plan, das Geschäft nach Jahrhunderten des Erfolgs zu schließen, verwarf der Chocolatier prompt als er die Möglichkeit erhielt, die umwerfende Sophie aus Nancy als Verkäuferin anzuwerben. Wenig später brummte der Laden wieder, und alles hätten sich einem guten Ende zuneigen können, wäre da nicht die Liebe im Weg. Denn alle drei Männer „flogen“ auf die Neue im Laden. Zum einen Dr. Margaux, der sie wiederholt und dennoch vergeblich um ein Rendezvous bat und sich als großer Charmeur erwies. Zum anderen hatte auch Pascal Gaspard für den Geschmack des Maître etwas zu viel Spaß an der gemeinsamen Arbeit mit Sophie in der Chocolaterie. Zuletzt gelang es Henri Ledoux aber nicht, Sophie seine eigene Liebe zu ihr zu erklären. „Hätte ich auf die Knie fallen sollen? Da wäre ich nicht mehr hochgekommen“, seufzte er achselzuckend, nachdem Sophie die Kleinstadt wieder verließ. Als die neue Liebe seines Lebens jedoch noch einmal in den Laden zurückkommt, platzte der Knoten und schließlich gelang den beiden der gemeinsame Bühnenabgang und das „Fin Heureuse“ wurde doch noch vollendet.

Begeistert applaudierten die Zuschauer den Schauspielern, die den Figuren ihren ganz eigenen Charme verliehen. Mit dem herrlichen Lispeln, das Susanne Fleischer in ihre Rolle als Jacqueline Caillette einbaute oder dem überzeugend gespieltem Hang zum Alkohol des Dr. Margaux, ansteckender Lebensfreude der Sophie Poumons und vielen zweideutigen Sprüchen und Pointen gestaltete die Burgspielschar einen unvergesslichen Abend.

Weiter geht es am Samstag, 25. Juni, mit „Der Rattenfänger von Hameln“ auf der Freilichtbühne in Burgholzhausen.



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