Eine Lebensbegleitung, die Menschen „dazwischen“ hilft

Hospizhelferin und PR-Frau Barbara Kister und Haupt-koordinatorin Sabine Scheibel im Büro des Hospizdienst Friedrichsdorf. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Sterben, Tod und Trauer gehören zum Leben dazu. Meist wird das jedoch aus dem Alltag ausgeklammert und aus dem Bewusstsein verdrängt. Lebensbedrohlich erkrankten Menschen beistehen und sie in ihren körperlich, psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnissen zu unterstützen, Sterben unter würdigen Bedingungen zu ermöglichen sowie Angehörige beim Abschiednehmen und in ihrer Trauer beizustehen, hat sich die Hospizbewegung zur Aufgabe gemacht. Durch ein Netzwerk aus Pflege-, Hospiz- und Palliativdiensten sowie Hautärzten kann Menschen, der Wunsch zu Hause zu sterben oft erfüllt werden. „Zuwendung ist das, was wir alle am Ende des Lebens am meisten brauchen“, wissen Sabine Scheibel und Barbara Kister aus ihrer langjährigen Praxis beim Hospizdienst Friedrichsdorf. Sabine Scheibel ist seit vier Jahren eine von drei Hauptkoordinatorinnen des gemeinnützigen Vereins. Barbara Kister ist seit 19 Jahren beim Hospizdienst Friedrichsdorf aktiv, ist Vorstandsmitglied, PR-Frau und Hospizbegleiter-in. „Wir haben 33 ehrenamtliche Hospizhelferinnen im ambulanten Hospizdienst. Vier weitere sind bis Juni in der Qualifikation“, informiert Scheibel.

Die Begleitung der Patienten kann von einem Tag bis zu mehreren Jahren gehen. „In Friedrichsdorf begleiten wir bis zu 100 Bürger im Jahr. Durchschnittlich werden 50 Begleitungen innerhalb eines Jahres, durch Genesung oder Tod, abgeschlossen“, berichtet das Duo. Vor allem bei einer länger dauernden Betreuung entstehen enge Beziehungen zwischen den begleitenden Hospizbegleitern, den Betreuten und ihren Familien. „Das Vorvertrauen der Familien ist für die ehrenamtlich Tätigkeit ebenso wichtig wie der Selbstschutz der Hospizhelfer“, sagt Kister. Und fügt hinzu: „Wir sind die einzige Organisation, die auch noch nach dem Tod des Betreuten kurze Zeit Kontakt zu den Angehörigen hält.“

Für die Seele da sein

Nach der Kontaktaufnahme findet ein unverbindlicher Hausbesuch in der Familie statt bei dem sich die Hospizfachkräfte einen Überblick über die Situation verschaffen, die Akutsituation einschätzen. Es werden Fragen geklärt wie etwa „was wird gebraucht“. Dazu gehört die Organisation der Hilfe durch Pflegedienste ebenso wie die von Pflegehilfsmitteln wie etwa Pflegebetten.

Die Aufgaben der Ehrenamtlichen sind klar definiert: „Wir sind kein Besuchsdienst, wir pflegen nicht, wir machen nicht den Haushalt und wir gehen nicht mit dem Hund Gassi. Wir sind für den Patienten da, schenken ihm unsere Zeit, wir sind für die Seele da“, sagt Kister. Die ambulanten Hospizhelfer gehen mit den Betreuten spazieren, lesen ihnen vor, stehen für Gespräche bereit. Meist, dann, wenn Angehörige nicht am Ort sein können. Die Dauer ist individuell vereinbar, beträgt meist ein bis zwei Stunden. „Wir können an den Erkrankungen der Menschen nichts verbessern und ihr Leben verlängern, aber ihre Lebensqualität steigern. Wir machen alles, wofür es kein Geld gibt. Wir sind „dazwischen“, sagt Scheibel. „Wir machen keine Sterbe-, sondern Lebensbegleitung und bekommen für unsere Zeitgeschenke sehr viel an Dankbarkeit und Demut zurück“, sagt Kister.

Einfühlsame Gesprächsführung

Alle Bürger, die sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit im ambulanten Hospizdienst interessieren, werden auf ihre ebenso anspruchsvolle wie bereichernde Tätigkeit gezielt in Theorie und Praxis vorbereitet. Rund ein Dreivierteljahr umfasst die Qualifikation aus Grundkurs, Pflege- und Begleitpraktikum. Die Teilnehmer benötigen ein frei verfügbares Zeitbudget von rund 15 Stunden im Monat. Auch der erfolgreich abgeschlossenen Qualifikation werden die ehrenamtlichen Hospizhelfer nicht allein gelassen. Zu dem regelmäßigen Austausch mit anderen Ehrenamtlichen und hauptamtlichen Hospizfachkräften kommen verpflichtende Supervisionen und Fortbildungen hinzu. Zu letzterer gehörte kürzlich eine Fortbildung zum Thema „Einfühlsame Gesprächsführung am Telefon“ durch Mitarbeiter der Frankfurter Telefonseelsorge. Ermöglicht wurde das sechs Unterrichtseinheiten mit jeweils 45 Minuten dauernde Zoom-Seminar den 21 Teilnehmern durch Spenden. Zu den Inhalten gehörten Antworten auf unterschiedliche Fragen. Zu diesen gehörten „wie bereite ich mich auf ein Gespräch vor“, „wie beginne ich ein Gespräch“, „wie verhalte ich mich in Gesprächspausen“, „welche Floskeln sollte ich vermeiden“ oder „wie gewinne ich Vertrauen“. Bei den Patienten melden sich die Anrufer vom Hospizdienst Friedrichsdorf erst, wenn diese damit einverstanden sind. „Wir haben gelernt zuzuhören“, sagt Kister. In der täglichen Arbeit wird das Erlernte umgesetzt. „Die Resonanz der Teilnehmer am Kurs war positiv. Es wurde Interesse an einem Aufbaukurs nach einiger Zeit laut“, weiß Scheibel.

!Ab September findet ein neuer Kurs Basisqualifikation statt, bei dem noch Plätze frei sind. Platz finden Interessenten auch noch im vierstündigen „Letzte Hilfe Kurs“. Informationen gibt es unter Telefon 06172-2850044 oder per E-Mail an info[at]hospizdienst-freidrichsdorf[dot]de



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