Viele „Seismografen“ bei Klima-Demo

110 Demonstranten von Grundschülern über Studenten bis zu Eltern und Senioren setzen sich in Friedrichsdorf leidenschaftlich für den Klimaschutz ein. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). „Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns unsere Zukunft klaut!“, riefen 110 Demonstranten bei ihrem Marsch durch Friedrichsdorf. Sie waren aus dem ganzen Hochtaunuskreis gekommen, um bei der ersten Fridays-for-Future-Demonstration in Friedrichsdorf dabei zu sein.

Handeln, nicht reden. Die erste von „People 4 Future Hochtaunus“ organisierte Fridays-for Future-Demonstration am vergangenen Freitag in Friedrichsdorf zeigte sich als gewaltfreier Protest gegen die Klimaerwärmung. 110 Menschen waren auf den Straßen unterwegs mit Fahnen, Bannern und Schildern als ein Bündnis der Generationen. Begleitet und gesichert wurde der friedliche Protest von vier Polizisten aus Bad Homburg, fünf Mitarbeitern des Ordnungsamtes Friedrichsdorf sowie Mitarbeitern aus der Stadtverwaltung. Bürgermeister Horst Burghardt legte auf seinem Weg nach Wiesbaden vor Demonstrationsbeginn einen kurzen Zwischenstopp am Houiller Platz ein. Passanten riefen die Schüler zu: „Leute lasst das Glotzen sein, reiht euch in die Demo ein.“

„Ich bin hier, weil wir unsere Umwelt retten müssen“, erklärte Julian. Der Hardtwaldschüler engagiert sich bei den Pfadfindern und dem Nabu. Über Klimaaktivistin Greta Thunberg sagte der Zehnjährige: „Ich finde es gut, was sie macht. Und dass so viele Leute heute unsere Demonstration unterstützen.“ Mit dabei waren auch Hannelore und Rolf Donnecker aus Seulberg. „Ich finde es ist wichtig, Flagge zu zeigen. Das ist erst unsere zweite Teilnahme an einer Demonstration. Wir sind dabei, weil es in Friedrichsdorf stattfindet und wir hierher laufen konnten. Greta ist gut, hat die Protestaktion international angeregt“, betonte Hannelore Donnecker. Ihr Mann war der Meinung: „Es ist gut, dass die Demo nach der Schule stattfindet.“

Dr. phil. Volkmar Baulig aus Friedrichsdorf war mit dem Rad auf den Houiller-Platz gekommen. „Ich fahre seit 1974 nie schneller als 100 Stundenkilometer, bin meist mit dem Rad unterwegs und ernähre mich seit 1985 vegetarisch.“ Einen Sinneswandel ausgelöst hat bei ihm eine Club-of-Rome-Studie Anfang der 1970-er Jahre zur Zukunft der Menschheit. „Die ist bei mir hängengeblieben. Es fällt nicht schwer, auf Signale zu reagieren und etwas zu tun.“ Auch Tochter Julia und Schwiegersohn Markus sind im Umweltschutz aktiv, berichtete er. Und fügte hinzu: „Greta ist notwendig. Der Protest ist auch ihre eigene Angst. Manche Menschen machen sich zu Seismografen und rütteln andere wach.“

Klimawandel im Taunus sichtbar

Uta Wolf aus Köppern sagte: „Es gibt viele Gründe auf dieser Demo dabei zu sein. Ich war Grundschullehrerin in Neu-Anspach. Mir ist es ein großes Anliegen, dass die Jugendlichen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen. Meine Tochter Klara arbeitet als Klimaforscherin in Bremen und ist oft in der Arktis. Sie bekommt dort die Auswirkungen des Klimawandels direkt mit.“ Zu Greta meinte sie: „Es ist vorbehaltlos bewundernswert wie diese junge Frau es geschafft hat, weltweit bei allen Menschen die Klimaproblematik ins Bewusstsein zu heben.“

Auch Dominik Eichel aus Oberursel, der in Bayern eine Fachoberschule besucht, war bei der Demo dabei. „Ich finde es gut, dass es so eine Veranstaltung nicht nur in den Metropolen gibt. Greta kann man als Vorbild sehen.“ Die angehende Lehramtsstudentin Lena Karternberg aus Bad Homburg ging mit, weil sie sich in den vergangenen Monaten immer intensiver mit dem Thema Klimawandel beschäftigt hatte. „Man sieht die Auswirkungen bereits im Taunus. Ich möchte später eine Familie gründen.“ Passend dazu rief die Menge im Chor: „Es gibt kein Recht, die Zukunft zu zerstören. Hoch mit dem Klimaschutz, runter mit der Kohle. Wie wollen wir den ÖPNV? Umweltfreundlich und für lau.“

Einige Demonstranten zeigten sich enttäuscht über das offenbar mangelnde Interesse der Philipp-Reis-Schüler (PRS). Flagge zeigten bei der Demo Fünftklässler Luca (10) sowie die Sechstklässler Philip und Sarah (beide 11). „Die Meeresspiegel steigen an. Ich will, dass sich die Erde nicht weiter erhitzt“, sagte Luca. Auch KFG-Schüler Jano (11) und seine Schwester Nele (9), die auf die Peter-Härtling-Schule geht, fanden die Fridays for Future-Demonstration in ihrer Heimatstadt wichtig und gut.

Auf dem Landgrafenplatz formulierte der Neu-Anspacher Paul (14), der zu den Organisatoren der Demo gehörte und Gründungsmitglied von „People 4 Future Hochtaunus“ ist, das Anliegen: „Wir wollen auch hier das Thema Klimaschutz in Zeiten der Klimakatastrophe adressieren und zur gesellschaftlichen Diskussion über konkrete klimapolitische Maßnahmen aufrufen. Es geht nicht darum, dass Politiker sich Entschuldigungen ausdenken, sondern darum, dass wir alles tun, was in unserer Macht steht, koste es, was es wolle. Es ist jetzt an der Zeit, die Klimaschuld der vergangenen 50 Jahre zurückzuzahlen. Ohne diese Rückzahlung ist kein ausgeglichener Haushalt mehr zu machen!“

Mit einer Schweigeminute gedachten die Demonstranten den Opfern in Hanau und wünschten sich, dass so etwas im Hochtaunus kreis nicht vorkommt.

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