Laienbühne in der Pension Schöller: Ein Käfig voller Schloßborner

Onkel (Manfred Kunz) und Neffe (Florian Kunz) hecken abenteuerliche Pläne aus.

Schloßborn (hhf) – „Die Bäume plätscherten am Meeresgund und die Sterne rauschten am Strand...“. Der Beginn des neuen Romans von Rosemarie Bilcher alias Schriftstellerin Josefine Krüger (Brigitte Klomann) soll auch der Start des Berichts über die neue Komödie der Schloßborner Laienbühne e.V. sein, denn er ist inhaltlich vielsagend. Wie immer im späten Herbst luden die Hobbymimen zur Premiere in die Mehrzweckhalle, die bis auf den letzten Platz mit einem Publikum gefüllt war, das voll auf seine Kosten kam, was reichlich Gelächter und Szenenapplaus immer wieder bestätigten.

Mit der „(irr)witzigen“ Komödie „Pension Schöller“ (nach Carl Laufs und Wilhelm Jacoby) hat das quirlige Team um Regisseur Kilian Marx ein herrliches Verwirrspiel um einen vermeintlichen Besuch im „Irrenhaus“ in Szene gesetzt, nicht ohne reichlich Anspielungen auf die Heimat darin unterzubringen. Für das rechte (Bühnen-) Bild sorgten unter anderem die Techniker Martin Ring und Michael Kuhn, vor allem aber Michèle Kunz, deren Kostüme den Zuschauer nie vergessen lassen, in welchen biedermeierlichen Zeiten die Geschichte spielt. Könnten die Figuren gerade so von Wilhelm Busch erdacht worden sein, so darf die Textverantwortliche, Souffleurin Margarete Marx-Stendal, auch nicht vergessen werden, die zumindest im Premierenfieber ein wichtiger Fels zwischen brandendem Applaus war.

Neben der Menge an Worten, die die Laienspieler sich zu merken hatten, galt es auch, diese in den verschrobenen Charakteren angemessener Weise wieder von sich zu geben, dazu kam bei Eugen Rümpel (Florian Schrimpf) noch, dass er einen Sprachfehler hat und jedes „L“ durch ein „N“ ersetzen muss, was fehlerfrei gelang. Hat es der Kellner mit seinen skurrilen Gästen schon vormittags im Cafe Struwwelisch auf der Fressgass‘ nicht leicht, so muss er auch noch darauf achten, dass seine Tante von diesem Nebenjob nichts erfährt, denn Dr. Therese Schöller (Nicole Heil) leitet die „Pension Schöller“ und Eugen gehört dort zum Personal. Besonders an ihren beliebten „Gesellschaftsabenden“, die neue Gäste bringen sollen, legt sie Wert auf seine Anwesenheit, ein freier Tag zählt da nicht.

Zunächst erleben die Zuschauer einige der Pensionsgäste beim Vormittagsschoppen im Café, dazu zählt der sich stets überlaut und deutlich artikulierende „General“ Major Gröber (Heiko Scheurich), der die Armee wegen eines Schäferstündchens verlassen musste, aber den Kellner bei seiner Tante nicht verpfeifen wird, da dieser auch gedient hat – selbst nach dem sechsten Apfelwein verrät man keinen Kameraden, auch nicht als Vorgesetzter. Für das Kolportieren ist schon eher die Schriftstellerin zuständig, die – stets auf der Suche nach neuen Lebensgeschichten für ihre Erfolgsromane – im Café beschließt, sich alsbald in der Pension anzumelden. Viel wird sie dabei vor allem vom wort- und weltgewandten Großwildjäger Fritz Bernhardy (Karl Heinz Rusche) zu hören bekommen, der gerade von der Löwenjagd zurück seinen Kaffee („Salam Aleikum – einen Mokka“) bei Struwwelisch ordert. Nach Ansicht von Alfred Klapproth ( Florian Kunz) ist er „eine wandelnde internationale Industrieausstellung“, denn er bestätigt selbst: „Anzug aus London, Hut aus Kapstadt, Stiefel aus Nairobi, Uhr aus Genf und die Zigaretten aus Kairo.“ Zu Hause bleiben ist für ihn keine Alternative, es sei denn, es gäbe jemanden zum Heiraten: „Dann hätte ich jemanden, der mir den Ebbelwoi aus dem Keller holt...“ Nun gut, vielleicht könnte man ja weiter reisen, mit dem Ziel, dabei eine Frau zu finden.

Der gute Ratschlag stammt vom jungen Alfred Klapproth, dessen Geschäfte offenbar nicht so gut gehen, wie er es gerne hätte, jedenfalls lassen sie ihm Zeit, morgens schon einige Pilsener zu trinken, die er aber anschreiben lassen muss. Ihm soll bald unverhoffte Hilfe zuteil werden, doch nimmt Schwester Adelheid (Bettina Gerlowski) erst noch mit einem Kurzauftritt die volle Aufmerksamkeit von Kellner Eugen in Anspruch. Sie ist wohl die normalste Gestalt in der Runde, was vielleicht damit zusammenhängt, dass sie in der Heil- und Pflegebranche arbeitet. Ein späterer Versuch, die Pensionsgästin Amalie Pfeiffer (Bettina Rusche-Mauer) probeweise in eine Zwangsjacke zu stecken, gelingt zwar auf Anhieb und unbemerkt, allerdings führen aktuelle Unterbrechungen dazu, dass das Gewand nicht mehr abgenommen wird.

Das wiederum erfreut Onkel Phillip Klapproth (Manfred Kunz), der als wohlhabender Landmann seinem Neffen Alfred gerne finanziell unter die Arme greifen möchte, als Gegenleistung aber am Stammtisch mit der Erzählung von einem Besuch in der Irrenanstalt von Frankfurt glänzen will. Warum Alfred ihn nicht einfach nach Offenbach führt, bleibt dahingestellt, stattdessen verfällt er auf die Idee, Onkel Philip zum Gesellschaftsabend in die Pension Schöller einzuladen.

Hier in der Klappergasse Nummer 198 ½ kommt Onkel Phillip dann auch so richtig auf seine Kosten, schwer fällt ihm dabei nur, sich nicht anmerken zu lassen, wo er meint, sich zu befinden. Was Ulrike Sprosser (Cornelia Ernst) und Friderike (Christina Ernst) zu dieser Überzeugung beisteuern und warum die Regie das Publikum warnt: „Wer vor Lachen in die Hosen macht, muss zum Putzen wiederkommen“ wird an dieser Stelle noch nicht verraten, schließlich besteht am kommenden Wochenende noch zwei Mal die Gelegenheit, das Lustspiel selbst zu erleben.

Wir Sprachkundigen von der KöWo wünschen bis dahin „vor annem dem armen Eugen, dass ihm sein Nogopäde endnich hinft, das verfnixte „N“ richtig auszusprechen, damit seiner Karriere als dramatischem Schauspiener nichts mehr im Wege steht.“ Die Komödie hingegen beherrschen er und seine Kollegen bereits perfekt.

Die aktuelle Mode in der „Pension Schöller“ (rechts Besitzerin Nicole Heil), zu der die Schloßborner Mehrzweckhalle derzeit umgewidmet worden ist, schwankt zwischen „zweckmäßig“ und „20er-Jahre“. Das Modell von Bettina Rusche-Mauer in der Mitte gilt dabei als besonders Büfettschonend, beim Ankleiden hilft Schwester Bettina Gerlowski.
Foto: Friedel

Natürlich kommandiert der General a.D. (Heiko Scheurich) auch im Café Struwwelisch beim Frühschoppen schon den Kellner (Florian Schrimpf). Schriftstellerin (Brigitte Klomann) spitzt dabei die Ohren und plagiatiert für ihren nächsten Roman.
Fotos: Friedel

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