Hauchdünner Sieg mit 46 Stimmen Vorsprung für Thomas Ciesielski

Gerade hat Amtsinhaberin Brigitte Bannenberg ihrem Nachfolger Thomas Ciesielski mit Blumen gratuliert Fotos: Puck

Glashütten (pu) – Die Entscheidung, wer in den nächsten sechs Jahren auf dem Verwaltungs-Chefsessel des Glashüttener Rathauses Platz nehmen wird, ist in einem denkwürdigen Herzschlagfinale gefallen!

Dabei gingen die Kandidaten, Amtsinhaberin Brigitte Bannenberg (parteilos) und ihr Herausforderer Thomas Ciesielski (CDU), am Abend des Stichwahl-Sonntags durch ein Wechselbad der Gefühle, denn nach Bekanntgabe der ersten ausgezählten Stimmen lag Bannenberg zunächst in Führung, bevor der Christdemokrat sie auf den allerletzten Metern mit einen hauchdünnen Vorsprung von 46 Stimmen noch überholte. Bei einer Wahlbeteiligung von 63,28 Prozent und 2.604 gültigen Stimmen machten im Ergebnis 1.325 Bürger*innen (50,88 Prozent) ihr Kreuzchen hinter Ciesielskis Namen, für Brigitte Bannenberg votierten 1.279 Wähler*innen (49,12 Prozent).

Während der strahlende Wahlsieger in der Schloßborner Mehrzweckhalle in einer ersten Reaktion erklärte: „Es ist gelaufen wie erwartet, wir haben mit den Tendenzen in den Ortsteilen gerechnet“ und seiner großen Freude Ausdruck gab, beherrschte auf der Gegenseite blankes Entsetzen das Geschehen.

Fassungslosigkeit

„Das ist sehr bitter, wenn man nach sechs Jahren erfolgreicher Arbeit abgewählt wird. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen, weil ich es nicht verstehe“, rang eine schwerst enttäuschte Brigitte Bannenberg um Worte. Nicht minder fassungslos Ortsverbandsvorsitzende Heike Kolter (FDP), die, noch während sie der scheidenden Noch-Bürgermeisterin einen Blumenstrauß überreichte, keinen Hehl aus ihrer Gemütslage machte: „Ich bin entsetzt, im wahrsten Sinne ein schwarzer Tag für Glashütten!“ Das betreffe sowohl die Art und Weise des Wahlkampfes, in dem die „CDU leichtfertig einen Riss in der Gemeinde aufgetan hat – mit Verleumdungen, Unterstellungen und Unwahrheiten“, als auch, dass die Glashüttener Bürger*innen die Leistung Bannenbergs der letzten Jahre so wenig anerkannt hätten. In der Konsequenz überlege sie, „alle ehrenamtlichen Ämter niederzulegen – bis auf die Politik“, denn „so macht das keinen Spaß!“ Nichtsdestotrotz müsse man sich sachlich mit dem Wahlergebnis auseinandersetzen, gleichwohl „die Art und Weise stößt einem auf!“ Ähnlich schockiert die SPD-Fraktionsvorsitzende Angelika Röhrer, die „von einem pechschwarzen Tag“ und ihrer Enttäuschung sprach, „dass in einer zweigeteilten Gemeinde mit diesem Politikstil gewonnen wurde“.

Auf die von Seiten der beiden anwesenden Journalisten gestellte Frage, ob sie die Zeichen der Zeit und die Unruhe in der Bevölkerung unter Umständen zu spät wahrgenommen habe, antwortete die abgewählte Amtsinhaberin: „Populismus ist nicht mein Politikstil, wie soll man auf etwas reagieren, was nicht wahr ist?“

Nun seien die alten Verhältnisse wieder da, resümierte sie verbittert. Nach dieser für sie überraschenden Niederlage – „ich hatte keinen Plan B“ – wollte sie im ersten Schritt ihre „Mitarbeiter wieder beruhigen“, danach gelte es, die Vorbereitungen für die geordnete Übergabe der Amtsgeschäfte zu treffen. Das in jedem Fall mit einem mulmigen Gefühl, „denn wir sind mittendrin in den Projekten, und Herr Ciesielski kennt keine Verwaltungsprozesse.“

Bürgermeister für alle

Ganz anders dagegen logischerweise die Stimmung beim überglücklichen designierten Nachfolger Thomas Ciesielsi, der einen herzlichen Dank an die Wähler*innen schickte, die ihm nach einem von außergewöhnlichen Pandemie-Rahmenbedingungen geprägten viermonatigen Wahlkampf das Vertrauen aussprachen. Ein Vertrauensvorschuss, den er zurückzuzahlen gedenke. „Ich bin mit dem Herzen in dieser Gemeinde verwurzelt und angetreten mit der Aussage, ein Bürgermeister für alle sein zu wollen, und das möchte ich jetzt auch so leben“, erklärte er mit allem Nachdruck. In einer kleinen Gemeinde mit 5.500 Einwohnern seien solch zerstrittenen Verhältnisse unsäglich, das Gebot der Stunde könne daher nur heißen: „Die Hand zu reichen und einen Konsens zu finden.“ Dies vor Augen wolle er auch auf alle Parteien zugehen und eine Zusammenarbeit anbieten.

Den Vorwurf der Gegenseite, mit fragwürdigen Mitteln zum Erfolg gekommen zu sein, wies Thomas Ciesielski entschieden zurück. „Bei mir gibt es weder Klüngelei noch Vetternwirtschaft! Auch mir gegenüber gab es in den letzten Monaten Verleumdungen, aber ich habe das weggeatmet und mich auf mein eigenes Programm konzentriert!“

Politischer Klimawandel

Seinem Typ entsprechend stehe er für einen fairen und professionellen Umgang miteinander. „Man kann hart in der Sache diskutieren, aber man muss sich später auch noch in die Augen sehen können!“ Es gelte daher, alles auf neue Beine zu stellen und Brücken zu bauen. „Ein politischer Klimawandel liegt mir am Herzen!“ Nach 35 Berufsjahren, darunter 20 als Führungspersönlichkeit, und unter anderem im Restrukturieren von Abteilungen erfahren, sieht sich der Christdemokrat bestens für seine kommenden Aufgaben gerüstet. Abschließend betonte er: „Es ist ein guter Tag für die Gemeinde Glashütten.“

Sondierungsgespräche

„Ein super Ergebnis!“, brachte der Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbands, Matthias Högn, seine Sicht der Dinge auf den Punkt. Die Bürger hätten honoriert, dass der Kandidat die richtigen Themen angesprochen habe.

Mit Blick auf die aktuell laufenden Sondierungsgespräche nach der Kommunalwahl bestätigte er erste Kontakte zu Bündnis90/Die Grünen, der Wählergemeinschaft Schloßborn und der FDP zum Abklopfen von Gemeinsamkeiten zu ausgetauschten Sachthemen. Die CDU war mit 30,76 Prozent stärkste Fraktion geworden. Als zweitstärkste Kraft in Glashütten mit 20,4 Prozent beabsichtigt Bündnis90/Die Grünen, so unterstrich deren Fraktionsmitglied Dietmar Saljé, Verantwortung zu übernehmen. „Eine Koalition mit der CDU liegt auf der Hand“, machte er keinen Hehl daraus, dass man sich eine Koalition gut vorstellen könne.

Mit dem Ergebnis zufrieden zeigte sich auch der Vorsitzende der Wählergemeinschaft Schloßborn, Christoph Klomann, die aus dem Stand heraus im künftigen Parlament mit drei Sitzen vertreten sein wird. Unter dem Eindruck dieses Erfolgs brachte Klomann seine Hoffnung zum Ausdruck, die Fraktion käme unter Umständen als Juniorpartner ins Spiel.

„Jetzt muss er liefern“

Nach den nunmehr abgeschlossenen Wahlkämpfen schaut die Glashüttener Bevölkerung nunmehr in gespannter Erwartung den nächsten Wochen entgegen. Der Wechsel im Rathaus soll nach dem Willen Ciesielskis jedenfalls „so rasch wie möglich erfolgen“. Der knappe Kommentar dazu von der Fraktionsvorsitzenden der Freien Wählergemeinschaft (FWG), Karin Kempf: „Jetzt muss er liefern!“

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