Seilbahn: Unabhängige Gruppe fordert Prüfung von Nahverkehrstrasse von Hohemark nach Glashütten

Um diesen Bereich geht es Foto: privat

Glashütten – Zur Sitzung der Verbandskammer des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain am 4. März hatte die Unabhängige Gruppe der Freien Demokraten, Freien Wähler und Parteilosen beantragt, dass die Verbandskammer den Regionalvorstand auffordern solle, darauf hinzuwirken, dass die vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) abgeschlossene Machbarkeitsstudie zu Seilbahnen als Nahverkehrsmittel im Taunus neu durchgeführt und dahingehend erweitert wird, dass die zu prüfende Trasse von Schmitten über den Großen Feldberg bis nach Oberursel-Hohemark bereits in Glashütten beginnt.

Die im Mai 2019 bekanntgewordene Studie hatte sich laut der Unabhängigen Gruppe der Freien Demokraten, Freien Wähler und Parteilosen lediglich mit der kürzeren Strecke von Schmitten über den Großen Feldberg nach Oberursel-Hohemark befasst. „Ein enttäuschendes Ergebnis, das als negatives Präjudiz für weitere infrage kommende Trassen wirken könne“, war nach den Worten von Assessor und Geschäftsführer Markus Gail und der stellvertretenden Vorsitzenden, der Glashüttener Bürgermeisterin Brigitte Bannenberg, vorprogrammiert. Vor diesem Hintergrund hatte die Unabhängige Gruppe schon zur Sitzung der Verbandskammer des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain im Juni 2019 beantragt, dass der Regionalvorstand darauf hinwirken möge, dass die vom RMV durchgeführte Machbarkeitsstudie erweitert wird (Drucksache IV-2019-30). Der Antrag sei allerdings nicht weiterverfolgt worden, da nach einem Gespräch zwischen Verbandsdirektor Horn und dem RMV befürchtet worden war, eine Abänderung der Machbarkeitsstudie würde deren Fertigstellung zum Jahresende 2019 verzögern. Durch schriftliche Anfragen im Dezember 2019 und Februar 2020 zum Sachstand sei man regelmäßig am Ball geblieben.

Nachdem im Januar 2021 bekannt wurde, dass die Studie mit negativem Ergebnis abgeschlossen wurde, weil die geprüfte Strecke keinen die Kosten überwiegenden Nutzen bringe und stattdessen gegebenenfalls eine touristische Seilbahn bis zum Feldberg in Frage käme, unternimmt die Gruppe einen neuen Anlauf mit der schon 2019 ins Feld geführten Begründung, dass, wenn die Seilbahntrasse bereits in Glashütten beginnen würde, der Anteil der Berufspendler deutlich höher wäre und die Studie nur positiv ausgehen könnte.

Bannenberg hatte außerdem vor zwei Jahren erklärt: „Niemandem in der Region kann daran gelegen sein, dass die Region die Idee von Seilbahnen als Nahverkehrsmittel durch einen ungeeigneten Prüfauftrag vergeigt, denn die Verkehrswege sind bereits heute hoch belastet, das Wachstum der Passagierzahlen des RMV hat sich in den letzten Jahren beschleunigt, und der RMV rechnet bis 2030 um einen Anstieg der Passagierzahlen auf eine Milliarde Personen.“

Die unabhängige Gruppe gibt sich mit dem negativen Ausgang der Studie nicht zufrieden: Um die Klimaziele zu erreichen, müsse auch der Verkehr seinen Beitrag leisten. Seilbahnen seien umweltfreundlich, leise, barrierefrei, sparsam im Flächenverbrauch und können innerhalb weniger Jahre geplant und gebaut werden. Da bei Schienenwegen bis zur Realisierung normalerweise Jahrzehnte ins Land gehen, setze die Region große Hoffnung auf Seilbahnen als Ergänzung des öffentlichen Personennahverkehrs.

„Es würde sich anbieten, die Seilbahntrasse am nördlichen Ortsausgang von Glashütten beginnen zu lassen und dort ein Pendlerparkdeck zu errichten. Dadurch würde die unsinnige Umgehungsstraße überflüssig, wertvolle Natur bliebe erhalten, auf unnötige Flächenversiegelung könnte verzichtet werden und die prognostizierten 24,3 Millionen Euro für die Umgehungsstraße könnten für sinnvollere Projekte verwendet werden“, erläutert Gail.

Das betreffende Gelände für das Parkdeck und die Seilbahnstation befindet sich laut Bannenberg im Eigentum der Stadt. Da der im betreffenden Bereich liegende Wald dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sei, müsse also kein Wald für dieses Vorhaben gerodet werden, vielmehr könne an anderer Stelle neuer Wald entstehen.

Die Unabhängige Gruppe weist darauf hin, dass Glashütten als Wohnstandort in den letzten Jahren an Attraktivität gewonnen habe; dem soll durch verbesserte Angebote des ÖPNV Rechnung getragen werden. Bürgermeisterin Bannenberg: „Mit einer Anbindung an Oberursel-Hohemark würde die Gemeinde Glashütten endlich über einen direkten Zubringer an eine U-Bahn-Station verfügen.“

Dies hätte nach Überzeugung der Unabhängigen Gruppe der Freien Demokraten, Freien Wähler und Parteilosen für die Gemeinde wie für die Region nur Vorteile:

Entlastung der Straßen hinsichtlich des zunehmenden Pendelverkehrs nach Frankfurt; Entlastung der Umwelt durch geringeren Kohlendioxid-Ausstoß; Entlastung des Königsteiner Kreisels; bessere Auslastung der U-Bahn-Verbindung ab Oberursel-Hohemark in Richtung Frankfurt; ein sinnvolles ÖPNV-Angebot für das Limburger Land an das Nahverkehrsnetz von Frankfurt und damit eine Alternative zum Pkw sowie bessere Erreichbarkeit der Einzelhandelsangebote in Oberursel und Frankfurt für alle Altersgruppen.

Aufgrund des zunehmenden Verkehrs von der A3 sind Umgehungstraßen in Bad Camberg, Waldems und Glashütten im Bundesverkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf: Während Bad Camberg und Waldems für eine Umgehungstraße votieren – und diese auch bekommen werden –, hat sich Glashütten gegen eine Umgehungsstraße in der geplanten Form ausgesprochen, da die aufgezeigte Streckenführung inakzeptabel sei (sie durchschneidet den Limes, den Waldfriedhof und die Glashüttener Wasserreservoirs) und für die Gemeinde Glashütten keinen Sinn ergebe, solange das Nadelöhr Königsteiner Kreisel ein Nadelöhr bleibt.

Das prognostizierte Verkehrsaufkommen für die Umgehungsstraße liegt laut der Unabhängigen Gruppe bei 13.000 Fahrzeugen pro Tag. Markus Gail: „Wenn man für die Seilbahn 4.000 Passagiere pro Stunde und Richtung rechnet, wäre eine entsprechende Personenzahl leicht zu bewältigen.“

Sowohl er als auch seine Stellvertreterin betonen: „Würde die Seilbahn bereits in Glashütten beginnen, blieben der Gemeinde die für den Glashüttener Einzelhandel an der B8 herausragend wichtigen Pendler erhalten, da diese in Glashütten ein- beziehungsweise umsteigen würden. Außerdem wäre der Starthaltepunkt in Glashütten auch attraktiv für Berufspendler aus den Glashüttener Nachbarorten und das gesamte Limburger Land, das über die B8 in Richtung Frankfurt fährt. Das alles käme dem volkswirtschaftlichen Nutzen der Seilbahntrasse entgegen, sofern sie bereits in Glashütten beginnen würde.“

Zudem könne eine Seilbahn ab Glashütten auch dem Tourismus dienen. Glashütten hat eine lange touristische Tradition und ist zunehmend für Kurzurlauber und Tagesausflügler eine ideale Anlaufstelle. Künftig würden außerdem durch den strategischen Wechsel des „Collegiums Glashütten“ vom Seminarhotel hin zum 4-Sterne-Hotel mit hohem Seminaranteil die Wochenendübernachtungen weiter zunehmen.

Wie die Übernachtungszahlen des Taunus-Tourismus-Service (TTS) mit über 40.000 Übernachtungen pro Jahr zeigten, nehme die Attraktivität Glashüttens als Reiseziel zu. Eine Seilbahn auf dem Feldberg wäre laut Unabhängiger Gruppe ein zusätzlicher Besuchermagnet. Auch Schmitten und Oberursel könnten von den Glashüttener Übernachtungszahlen profitieren. „Vor diesem Hintergrund wäre die Rentabilität der Seilbahn höchstwahrscheinlich bereits durch die Berufspendler sichergestellt; Touristen würden nur für zusätzliche Rentabilität sorgen. Somit wäre damit zu rechnen, dass eine neue, erweiterte Studie mit dem im Antrag genannten Trassenverlauf zu dem Ergebnis kommen würde, dass dieses Vorhaben volkswirtschaftlich sinnvoll wäre“, so Markus Gail abschließend.

Die von der Redaktion der Königsteiner Woche gesammelten Stellungnahmen der Glashüttener Parteien und Wählergemeinschaften zu diesem Vorstoß finden sich in dieser Ausgabe. (pu)



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