„Ein grandioses Ergebnis“

Mit 47,6 und 52,4 Prozent trennten Nadja Majchrzak und Leonhard Helm nach der Stichwahl gerade einmal 278 Stimmen – da wurde das Warten auf die Ergebnisse noch einmal richtig spannend. Fotos: Bommersheim/Friedel

Königstein (hhf) – Soso, da hat die Fastenzeit gerade erst begonnen und schon fließt in Königstein der Sekt wieder in Strömen, bei den Katholiken im Gemeindezentrum ebenso wie im Adelheidsaal bei den Protestanten...

Allerdings darf man mildernde Umstände anführen, denn die Stichwahlkandidat(inn)en hatten gemeinsam mit ihren Helfern im anstrengenden Wahlkampf zuvor oft genug Sprudel statt Schampus schlucken müssen. Da war es beiden in guter Tradition wichtig, nun ihren Teams mit einer Wahlparty „Dankeschön“ zu sagen, und ein wenig Alkohol tat den Nerven sicher gut, denn die Auszählungsergebnisse näherten sich seit der ersten Meldung aus den 14 Wahllokalen mit einem Stand von rund 60 zu 40 Prozent kontinuierlich an.

Nicht ganz fünf Prozent trennten schließlich die Bewerber(innen) im Endergebnis, entsprechend andächtige Stille herrschte daher auch im Balkonzimmer des Kurhauses, wo Systemadministrator Michael Schleicher die Ergebnisse direkt aus dem Rathaus auf den großen Bildschirm. Während sich dort, wo später der traditionelle Handschlag der Kandidat(inn)en stattfinden sollte, rund 30 Personen den Kreislauf hochtreiben ließen – darunter auch Albrecht Kündiger, ALK-naher Bürgermeister von Kelkheim – floss bei Hermann-Josef Lenerz bereits der Schweiß, denn der Amtsleiter hatte einige eisglatte Stellen auf dem Weg vom Rat- zum Kurhaus entdeckt und mittels Schaufel und Streukasten die lauernde Gefahr eigenhändig beseitigt.

Von Eiseskälte konnte in den verschiedenen Lagern der Kontrahent(inn)en dagegen nicht die Rede sein, vielmehr fanden beide Seiten einen Grund zum Feiern. Als „ein grandioses Ergebnis“ wertete Nadja Majchrzak im Adelheidsaal der evangelischen Kirche unter tosendem Applaus ihre 47,6 Prozent, für die ALK ein klares Zeichen, dass doch allerlei Änderungen im Rathaus gewünscht sind, verbunden mit der Hoffnung, dass Königstein nun nicht in zwei fast gleich große Hälften gespalten werde. „Wir werden Helm beim Wort nehmen“ und entsprechende Vorstellungen in den nächsten Jahren in die politische Arbeit einfließen lassen, immerhin steht schon lange fest: „Die ALK kann auch gut Opposition.“

Mit einem großen Blumenstrauß in der Hand bedankte sich die Kandidatin noch einmal herzlich bei allen Helfern, dann verschwand sie erst einmal aus der angeregt diskutierenden Runde, um „dem Amtsinhaber zu gratulieren.“ Dabei wies sie ihn darauf hin, dass so viele Gegenstimmen ein „Weiter so“ im Rathaus unmöglich machten und beide gaben ihrer Hoffnung auf künftig gute Zusammenarbeit im Stadtparlament Ausdruck.

Zurück im Katholischen Gemeindezentrum in der Georg-Pingler-Straße musste der wiedergewählte Bürgermeister erst einmal auf die Bühne steigen, um Gehör zu finden – zu groß war die Zahl der Gratulanten. Entsprechend ihrer Wahlempfehlungen hatten sich viele Vertreter der anderen Parteien eingefunden, die nun auf eine Stärkung des Bündnisses im Stadtparlament hofften: „Ich habe zum ersten Mal getan, was die Grünen wollten, nämlich den Leo gewählt“, so ein besonders ausgefallenes Bekenntnis am Rande. Eine ganze Reihe Rathausmitarbeiter war ebenfalls gekommen, um mit ihrem Chef zu feiern, Klaus Temmen überbrachte Glückwünsche aus Kronberg und mit Jürgen Banzer oder Ulrich Krebs war auch Beistand von der Kreisebene zugegen.

Nicht zuletzt auch vor Repräsentanten vieler Vereine bekannte Leonhard Helm, überglücklich zu sein, dass ihm so viele Menschen gratulieren, denn „die Menschen in dieser Stadt waren immer in meinem Fokus.“ Dass diese ihm nun mit der knappen Mehrheit von 52,4 Prozent dafür einen Verdienst angerechnet haben, ließ ihm nicht nur einen Stein vom Herzen fallen: „Da ist eine ganze Lawine durch Königstein gerollt.“ Allerdings will er aus dem knappen Ergebnis und den Diskussionsrunden im Wahlkampf auch einige Lehren für die Zukunft ziehen, so soll vor allem mehr Transparenz die Arbeit der Stadtverwaltung verständlich machen, vor allem dort, wo es nicht recht voranzugehen scheint.

„Politik interessiert die Menschen noch“ freute sich der wiedergewählte Amtsinhaber auch über die Wahlbeteiligung von 47,8 Prozent (2012 hatten es gerade einmal 37,2 Prozent bis zur Urne geschafft), doch wies die Herausforderin darauf hin, dass die Wähler dabei auch die Position der ALK als stärkste politische Kraft in Königstein ausgebaut hätten. Das allergrößte Interesse am Ausgang der Stichwahl dürften aber die Kinder in Fischbach gehabt haben, die sich nun – wie die KöWo zufällig erfuhr – riesig darüber freuen, dass sie ihre Erzieherin behalten können.

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