Hamburger Trio sorgt für bombastische Stimmung

Mit viel Witz, aber auch Sarkasmus, führte das Trio durch ein musikalisches Potpourri.

Foto: Schnurawa

Königstein (js) – Wer der fünften Jahreszeit und dem damit verbundenen närrischen Treiben nicht wirklich etwas abgewinnen kann, der hat ja bekanntlich zu dieser Zeit irgendwie immer das Nachsehen. Nicht so jedoch am vergangenen Faschingswochenende, wo auch echte Faschingsmuffel im Haus der Begegnung auf ihre Kosten kamen. Nicht zu viel versprochen hatte die Königsteiner Kurgesellschaft, die bereits zum zweiten Mal in Folge echte Hochkaräter mit dem grandiosen Hamburger Musikertrio, besser bekannt unter dem Namen „Bidla Buh“, in die Kurstadt geladen hatte. Wer diese Herren bereits kennt, weiß, dass sie nicht nur mit virtuosen und facettenreichen Klängen zu überzeugen wissen, sondern auch gleichzeitig gekonnt komödiantische Showeinlagen einsetzen. „Are you ready for Rock ’n’ Roll?“, brüllte der meist Tonangebende des Männertrios lauthals dem erwartungsvollen Publikum entgegen und noch bevor dieses wusste, wie es ihm geschah, wurde auch schon ein früher Elvis Rockklassiker angestimmt, was zum Motto „Sekt, Frack und Rock ’n’ Roll“ des Abends allemal passend schien. Doch wer dachte man könne sich ganz und gar von den musikalischen Klängen einfach nur so treiben lassen, der hatte sich gehörig getäuscht, denn bei den Hamburger Frohnaturen spielt die Musik nicht ausschließlich nur auf der Bühne.

Kaum hatte einer der Herren sich und seine Mitstreiter namentlich vorgestellt, da war auch schon das Publikum gefragt, das als kleine Aufwärmübung dazu aufgefordert worden war aus dem Pfeifen des Trios bekannte Melodien auszumachen. „Wir machen jetzt eine Art musikalischen Führerschein“, scherzte Sänger Hans Torge Bollert, der in der Regel tonangebend war. „Wo kommt Ihr denn alle so her?“, fragte er so nebenbei in die beachtliche Zuschauerrunde von rund 200 Leuten und griff sich auch sogleich ein Paar aus den vorderen Reihen heraus, das ihm Rede und Antwort stehen musste. Dabei sollte der Name der Gattin des aus Kronberg stammenden Paares noch für den weiteren Verlauf des Abends keine ganz unwesentliche Rolle spielen, fiel doch ihr Name „Karin“ noch häufiger an jenem Abend.

Freilich stand aber auch die Musik an diesem Abend im Focus. Mal wurden eher rockige, dann eher jazzige oder auch mal klassische Töne wie zum Beispiel der Wiener Walzer angeschlagen, die, wenn sie zum Teil auch Abwandlungen unterzogen worden waren, ihre Wirkung keinesfalls verfehlten, sondern ganz im Gegenteil in einer frappierenden Weise zur Lachmuskelaktivierung beitrugen.

In doppelter Weise kreativ zeigten sich die Künstler, als sie dann u.a. ihr sogenanntes „Blasebalg-Fitnessorchester“ zum Besten gaben, bei dem nicht nur musikalisches Können, sondern gleichzeitig noch sportliche Aktivität gefragt war. „Das wird jetzt sogar von den Krankenkassen finanziert“, gab der manchmal etwas sarkastische Hans zu verstehen, indem er zusammen mit seinen Kollegen tüchtig in die Pedale trat, während man gemeinschaftlich den Wiener Walzer spielte. Und da man gerade sowieso schon beim Thema Fitness und Gesundheit war, kam sodann auch das Thema, wie konnte es auch anders sein, „Vegetarier“ auf den Tisch. „Adios Vegetarius“ schallte es durch den Saal und bei den Worten „Tappas“ und „Paella“ mochte so manch einem das Wasser im Munde zusammengelaufen sein. Die Kastagnettenklänge taten hier noch ihr Übriges, indem sie einen Hauch von spanischem Flair geradewegs ins HdB brachten.

Aber auch das Flirten lag den durchaus wandlungsfähigen Herren in Schlips und Anzug im Blut. Doch bei allen Lobeshymnen auf die weiblichen Rehaugen, welche die Männerwelt so magisch in den Bann ziehen, so bleibt es dennoch nicht aus, dass auch Man(n) mal eine Niederlage wegstecken muss, wenn er gar zu aufdringlich einen Kuss einfordern will. Genau diese Situation wurde von Hans, Jan-Frederick und Olaf in beklagenswerter Weise dargeboten. „Ich bin doch zu schade für eine alleine“, lautete dann das aus der Kränkung gezogene Resümee von Hans, der sich sogleich mit seinen Jungs beim Singen bekannter Serientitel ein wenig Ablenkung verschaffte. Lauschen durfte man wohlbekannten Kinderserienmelodien aus „Pink Panther“ oder der „Sesamstraße“, bevor es noch eine kleine Lobeshymne an die Trompete gab, die gleich in verschiedenen Versionen und Farben zum Einsatz kam. „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus…“, ließ das Trio sodann ertönen, das neben diesem Instrument natürlich noch viele weitere in petto hatte. Zum Einsatz kamen nicht nur Schlagzeug, Gitarre und die Trompete, sondern eben auch das Banjo oder die gute, alte Ziehharmonika.

Doch nicht nur, was die Musik anging, präsentierten die Herren eine wahre Vielfalt und ein großes Potpourri an Originalität. Ausgesprochen witzig und variabel war auch ihre Verkleidungskunst, die sie stets der Musikrichtung anpassten. So war der Anzug bei weitem nicht Usus, sondern es durfte auch ruhig mal zur Abwechslung die Fußballkappe und der HSV-Schal mit der Bierflasche herhalten, bei dem dann natürlich auch die entsprechenden Melodien angestimmt wurden. Dabei wurde dann die Bierflasche gerne auch mal zweckentfremdet und zum Blasinstrument umfunktioniert. Gleich auf drei Flaschen gleichzeitig trällerten die in diesem Fall leicht angedudelten Fußballbegeisterten allerlei erbauliche Liedchen, die beim Publikum auf alles andere als auf taubes Gehör stießen.

Schließlich war es aber auch mal wieder Zeit für eine Publikumseinbindung, bei der die sonst eher passiven Zuschauer zum Mitmusizieren aufgefordert wurden. Hierzu wurden kleinere Instrumente an einzelne Zuhörer gereicht, für die es nun aufmerksam zuhören hieß, da sie genaue Instruktionen hinsichtlich ihres Einsatzes bekamen. Bei dem wunderbar von Max Raabe imitierten Song „Kein Schwein ruft mich an“, gaben die eifrigen Amateure schließlich alles, um bei „Bidla Buh“ auch ordentlich Eindruck zu schinden, denn schließlich war ihnen immerhin ein Versprechen gegeben worden, dass sie bei guter Leistung mit auf Tournee mitgenommen würden, wenngleich dies natürlich mit Sicherheit nicht ganz so ernst gemeint war. Einen Anreiz war es aber jedenfalls schon mal und Spaß brachte es mit Sicherheit auch.

Zum krönenden Abschluss gab es dann neben einer kleinen, russischen Einlage mit den passender Weise obligatorischen Fellmützen auch noch ein kleines Gute-Nacht-Ständchen mit niedlichen Zipfelmützen. „Guten Abend, gute Nacht“, schallte es durch den Saal und man fühlte sich gleichsam in den Schlaf gesungen. Für die Kinder reiche ja in der Regel Johannes Brahms, wobei manchmal auch eine Steigerung durch das Vorlesen von Tiergeschichten vonnöten sei, gab einer des Trios weise zu verstehen.



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