Nur ein Kleiderbügel? Ein Logo steht seit 40 Jahren für unsere Stadt

Ein Muster auf der Basis des ausgewählten Entwurfes.

Als Replik auf den Leserbrief von Helga Hellberg in der vergangenen Ausgabe der Königsteiner Woche, Nr. 41/Seite 16, schreibt uns Bürgermeister Leonhard Helm Folgendes:

In ihrem Leserbrief beklagt sich Frau Helga Hellberg über meine Entscheidung zur Verwendung des Logos der Stadt Königstein anstelle des Wappens für die geplanten Denkmaltafeln auf den Häusern im Stadtgebiet. Dabei versucht sie, dieses Erkennungszeichen als „Bügel“ abzuwerten. Aber sie beweist bereits mit diesem Begriff, dass das Logo eine besondere Qualität aufweist. Es hat einen hohen Wiedererkennungswert, wird von den meisten Königsteinern mit der Stadt verbunden und hat dafür sogar – meist liebevoll – einen Spitznamen erhalten. Qualitäten, die das Wappen, das erst seit 1907 offiziell für die Stadt Königstein im Taunus steht, nicht besitzt.

Dieses ist - wie viele Wappen aus dem späten 19. und 20 Jahrhundert - ein Kunstprodukt des Historismus, das aufgrund seiner Komplexität kaum zur Wiedererkennung dienen kann. Drei Farben, vier teilweise komplexe Einzelelemente – Türme, Löwe, Sparren und Farbfelder – in seinen Proportionen sehr kleinteilig, filigran, ist es zwar hübsch anzusehen. Historisch haben diese ihre Bezüge. Ein großer Wurf war dieser Entwurf aber nie. Ob beim Druck auf Broschüren, dem Freistempler oder gar auf Visitenkarten verliert es sich in Details. Zudem steht es nur für den Stadtteil Kernstadt Königstein selbst. Die anderen Stadtteile haben ihre eigenen Wappen. Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen – die Wappen haben ihre Bedeutung, und sie sind ein schöner Teil unserer Jahrhunderte alten Tradition. So habe ich bereits vor Jahren diese Wappen auf dem Königsteiner Rathaus anbringen lassen.

Aber ihre Qualität als Erkennungszeichen lässt eben zu wünschen übrig. Daher haben wir uns bereits vor Jahren dazu entschieden, als Zeichen unserer Stadt in allen mittlerweile vereinheitlichten Publikationen statt dessen das Logo unserer Stadt zu verwenden. Dem ging ein langer, von einer Werbeagentur begleiteter und der damals neuen Kurchefin Almut Boller koordinierter Prozess voraus, in dem die Werbelinie unserer Stadt festgelegt wurde. Mit der kompletten Neugestaltung unserer Website in diesem Jahr ist die Umsetzung der gar nicht mehr neuen Werbelinie endlich abgeschlossen.

Doch woher kommt das Logo? Viele werden sich an Bilder und Grafiken aus der Hand von Ernst Schmitt erinnern. Dieser Grafiker, dessen Werk zum Beispiel auch das Gemälde im Dorfgemeinschaftshaus Schneidhain ist, hatte bereits 1976 bei der Suche nach einem Entwurf für das Logo des Königsteiner Kurbads einen genialen Einfall: Wir symbolisieren unsere Stadt nicht mehr mit den Reminiszenzen an vergangene Herrscherhäuser, sondern mit dem beliebten Wahrzeichen unserer Stadt, der Burgruine Königstein, und den Bergen, die unsere Landschaft prägen.

Wie alle guten Symbole besticht sein Entwurf durch Einfachheit. Ein Bogen und zwei Linien. Elegant proportioniert. Und doch, jeder erkennt sie, unsere Burg Königstein. Wer würde heute das Symbol der Olympischen Spiele erkennen, wenn es die Komplexität eines Wappens aufwiese? Warum verwendet Mercedes bis heute den genialen Entwurf des Mercedessterns? In der Einfachheit liegt die Kraft dieser Symbole. So entstand kurz nach der Gebietsreform das Burglogo als neues, selbstbewusstes, bürgerliches Logo unserer Stadt. Das Kurbad steht nun fast 40 Jahre unter diesem Zeichen. Als solches wurde das Logo vielfach imitiert, kopiert, verballhornt, und es bekam sogar einen Spitznamen: Der Kleiderbügel.

Dabei ist es erstaunlich zeitlos. Von seiner ursprünglichen Form, verbunden mit typischen Elementen der 70er-Jahre im ursprünglichen Entwurf für das Kurbad bis zum modernen Entwurf unserer heutigen Werbelinie, bleibt das Logo immer frisch, nie angestaubt. Ein gutes Zeichen für eine moderne Stadt, mit klarem Bezug zur Geschichte. Ich bin dankbar dafür, dass uns dieser große, fast geniale Entwurf seit vier Jahrzehnten zur Verfügung steht.



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