Warum ein „Salut für die Demokratie“?

Königstein (red) – „Ein Salut für die Demokratie ist nicht nur eine neue Idee“, bemerkt Christoph Schlott von Terra Incognita e.V., „sondern auch eine aufwändige: Die technischen Vorbereitungen mit den historischen Kanonen und pyrotechnischen Effekten sind schon beachtlich: Die Burg in bengalisches Licht zu tauchen ist nicht ganz einfach!“.

Schon vergangene Woche erschien die erste von zwei begleitenden Zeitungen: Als „Königstein-Demokratie“ benannt, informieren sie über die spezifischen historischen Hintergründe in Königstein und bieten mit einer Reihe von Aufsätzen einen Überblick über die deutsche Demokratiegeschichte, durchaus mit konkretem Bezug zu Königstein.

Zwischen dem heutigen Donnerstag und Samstag werden zudem gut zwei Dutzend Schaufenster in der Hauptstraße mit historischen Exponaten zum Thema ausgestattet, gemeinsam erarbeitet mit dem Verein für Heimatkunde e.V. Königstein und dem HGK. „Für uns bringt der 18. März nicht nur die gewünschte Aufmerksamkeit zum Thema „Demokratiegeschichte“ mit sich“, erläutert Rudolf Krönke, 1. Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde: „Wir präsentieren auch die Neugestaltung des Museumsportals und erinnern bei dieser Gelegenheit an 50 Jahre Stadtmuseum“.

Auf nebenstehendem Foto schließt der damalige Erste Vorsitzende des Vereins, Karl Weißbecker, am 18. Mai 1968 öffentlichkeitswirksam die Tür zum neuen Museum auf (Quelle: Fotoarchiv Krönke).

Wurde damals schon Geschichte gebührend gefeiert, so können das die Königsteiner heute auch noch recht gut, den Zeichen der zeit folgend haben Vereine und Geschäftsleute mit dem verkaufsoffenen Sonntag ein kräftiges Rahmenprogramm zur Kultur beigesteuert. So werden zum Beispiel in der Fußgängerzone von Feinkost Noy und Obsteck einige Spezialitäten serviert, ein Verkäufer für „Folienballons“ wird dort ebenfalls anwesend sein.

Am Kapuzinerplatz hat der HGK ein Kinderkarussell organisiert, daneben werden die Plaschis ihr Festzelt als Rastplatz, Pressezentrum und Erste-Hilfe-Posten bereitstellen. Die Versorgung mit Speise, Trank und Musik soll dabei länger währen, als die offiziellen Ladenöffnungszeiten von 13 bis 18 Uhr. Solche Freiheiten zur engagierten Eigeninitiative aber fußen ihrerseits wieder auf einer demokratischen Grundordnung, deren Wurzeln am Sonntag gebührend gefeiert werden: Am 18. März 1793 rief ein frei gewähltes Parlament in Mainz die „Republik des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents“ aus, die erste demokratische Republik auf deutschem Boden. Auch wenn deren Existenz von der Schutzmacht Republik Frankreich abhing und sie bereits im Frühsommer 1793 de facto durch die Belagerung von Mainz durch alliierte Truppen deutscher Staaten bald darauf liquidiert wurde, gilt sie dennoch in historischer Forschung wie auch in der öffentlichen Meinung als der erste Demokratieversuch auf deutschem Boden und damit als Beginn unserer nationalen Demokratiegeschichte.

Ein großer Teil der für diese Republik politisch Aktiven wurde nach dem Ende der „Mainzer Republik“ in der Festung Königstein im Taunus inhaftiert (1793 - 1795). Die Festung Königstein gilt als das „Gefängnis der ersten Demokraten“ und ist damit einer von zwei wichtigen historischen Schauplätzen dieser „Mainzer Republik“ und einer der wenigen Orte der gemeinsamen deutsch-französischen Demokratiegechichte.

Des 225-jährigen Jubiläums der „Mainzer Republik“ wird also im März 2018 an zwei Orten gebührend gedacht: Im rheinland-pfälzischen Landtag zu Mainz in Anwesenheit des Bundespräsidenten und in Königstein im Taunus.

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