Sozialstation: Fusion mit Oberursel und zwei neue „Bufdis“

Die neuen „Bufdis“ Sita und Lusine (vorne, v. li.) und ihre Mentorin Annette Otto vom Mobilen Sozialen Dienst (li.) sowie Habbo Lolling und Ursel Grobien vom Förderverein der Sozialstation, der Sprachkurse für die beiden Freiwilligen finanziert. Foto: Schemuth

Königstein (el) – Sie kommen aus Armenien und Nepal und doch sind sie hier seit geraumer Zeit zu Hause, fühlen sich auch so und wollen das auch bleiben. Denn Sita Nagarkoti und Lusine Ghazargan haben als Freiwillige der Caritas Sozialstation zum einen eine Aufgabe, die sie mit Sinn erfüllt und zum anderen geben sie dadurch auch etwas Wertvolles an die Gesellschaft zurück. So sieht das auch der Vorstand des Fördervereins der Sozialstation, vertreten durch deren 1. Vorsitzenden Habbo Lolling und Ursel Grobien, die den Haushalt der Sozialstation jedes Jahr mit 10.000 Euro finanziell unterstützen, damit dringend erforderliche Anschaffungen, aber auch Fortbildungen etc. bezahlt werden können, die das Budget sonst nicht hergeben würde. Diesmal ist der Förderverein sehr zur Freude von Annette Otto, die den Mobilen Sozialen Dienst leitet und somit auch die Aufsicht über die beiden Freiwilligen hat, einen Sprachkurs für die beiden jungen Damen finanziert, damit es zwischen ihnen und den Klienten noch besser mit der Verständigung klappt, als ohnehin schon. Die Kurseinheiten werden in beiden Fällen an der VHS absolviert und machen auf Nachfrage ebenso viel Spaß und Freude wie das Arbeiten in einem Umfeld, das ihre Leistung anerkennt. Die 26-jährige Lusine, die zuvor als Au-pair in Oberursel tätig war, hat von einer Freundin erfahren, dass es so etwas wie das „Bufdi“ bzw. den Bundesfreiwilligendienst gibt. Seit Mitte Januar ist sie nun hier in Königstein für die Sozialstation im Einsatz und muss nur noch in Kürze eine wichtige Hürde nehmen: Da ihr armenischer Führerschein in Deutschland nicht anerkannt wird, muss sie eine Nachprüfung machen, damit ihre Fahrerlaubnis umgeschrieben wird. Ihre Altersgenossin und Kollegin Sita aus Nepal hat bereits eine Bindung zu Königstein und der Sozialstation, denn sie war ein Jahr lang in der Kurstadt als Au-pair tätig und möchte auch in Zukunft in der Krankenpflege tätig sein bzw. in diesem Bereich eine Ausbildung machen. Insofern stellt diese Erfahrung eine perfekte Ergänzung zu ihren Plänen dar. Lusine möchte auf ihrem Bachelor Studium mit Schwerpunkt Tourismus, das sie in Armenien absolviert hat, aufbauen und in Deutschland ihren „Master“ machen.

Ob der ganzen Pläne der jungen Damen wird trotzdem nicht vergessen, was tagtäglich im Mittelpunkt ihres Wirkens steht: der Mensch und hier handelt es sich vorrangig um ältere Personen, die Hilfe im Haushalt benötigen oder die nicht mehr selbst kochen können, sodass sie mit „Essen auf Rädern“ versorgt werden. „Manchmal gehen wir auch mit den Senioren einkaufen oder begleiten sie zu Arztbesuchen“, sagt Sita, die hofft, bald in Königstein ein kleines Zimmer zu finden. Eventuell könnte dies mit einer betreuenden Tätigkeit eines älteren Menschens verbunden werden, denn von dem Bufdi-Salär von etwas unter 400 Euro allein kann man nicht Miete und Lebensunterhalt bestreiten. Sowohl Sita als auch Lusine sagen, dass die Verständigung mit den Klienten der Sozialstation auf Anhieb geklappt habe und Annette Otto pflichtet ihren Schützlingen in diesem Punkt bei. Die älteste, zu betreuende Klientin sei bereits 103 Jahre alt. Hier werde im wahrsten Sinne des Wortes interkulturelle Arbeit geleistet, sind sich alle Beteiligten, auch der ebenfalls anwesende Erste Stadtrat Walter Krimmel, einig.

Der Förderverein verfüge derzeit über 150 Mitglieder, so Habbo Lolling, der sich weiterhin über eine große Spendenbereitschaft der Königsteiner freut. „Die Spendenbereitschaft ist gut, wenn man das konkret macht und den genauen Verwendungszweck anführt“, so Lolling. Denn auf diese sei man bei größeren Aktionen für die Sozialstation auch angewiesen. Auch könne man mit diesen Geldern das eine oder andere Mal auch Hilfeleistung für ältere Menschen übernehmen, wenn die Kasse für eine bestimmte Leistung nicht zahle, ergänzt Ursel Grobien. Außer den Spendenaufrufen habe man auch Einnahmen durch runde Geburtstage, Jubiläen oder gar Erbschaften zu verzeichnen. Schwieriger gestalte es sich da, jüngere Menschen für eine Mitgliedschaft im Förderverein zu begeistern. Sie würden sich eher für einzelne Aktionen, die zeitlich begrenzt sind, engagieren.

Im kommenden Jahr wird die Sozialstation 40 Jahre alt und mit diesem Jubiläum kündigen sich Veränderungen an, die jetzt schon größtenteils vollzogen sind. Nämlich die Fusion zwischen der Königsteiner und der Oberurseler Sozialstation, die bereits seit einem Jahr kooperieren und künftig als „Caritas Pflege und Betreuung Hochtaunus“ agieren werden, wie Edeltraud Lintelow, zuständig für die Pressearbeit, erläuterte. Man habe die Struktur verzahnt, um flexibler auf den Markt eingehen zu können. Es erfolge ein Austausch, was die Mitarbeiter, das Know-how und die Fortbildungen angehe. Beide Sozialstationen werden jedoch auch weiterhin eigene Leitungen haben. Für Königstein ist das seit Jahren Alexandra Nawin. „Es wird kein Arbeitsplatz abgebaut“, verspricht Lintelow, die den Schwerpunkt PR, Klienten und Anfragen übernommen hat, während der Bereich Verwaltung in den Händen von Alexandra Nawin liegt. Nun müssen nur noch die Auto-Aufkleber mit dem neuen Logo fertig werden.

Habbo Lolling gibt allerdings zu bedenken, dass der Aspekt „Ökumene“, der für viele Königsteiner erfahrungsgemäß in Zusammenhang mit dem Begriff Sozialstation wichtig sei, nirgends im neuen Schriftzug auftauche. Der Vorsitzende des Fördervereins macht darauf aufmerksam, dass sich Bürger evangelischen Glaubens hier auch wiederfinden sollten und sie würden sich seiner Meinung hier nicht betreuen lassen, wenn sie den Eindruck hätten, dass es sich um eine reine katholische Einrichtung handele. Das sei für ihn eine Frage des Außenauftritts und da müsste schon die Ökumene als Begriff transportiert werden.



X