Stadtbildprägend, engagiert, vital: Alexander Freiherr von Bethmann wird 75

Alexander Freiherr von Bethmann, hier im Kreise einiger seiner Enkel, feierte seinen Ehrentag zwar mit Familie, Freunden und Weggefährten, ließ seinen 75. aber, ganz wie es seinem sozial engagierten Naturell entspricht, als Betreuer im Zeltlager der Johanniter ausklingen.

Foto: Schemuth

Königstein (el) – Nicht nur durch seine stadtbildprägende Erscheinung – mal mit dunklem Tweedblazer und vornehmem Einstecktuch, ein andermal sportlich radelnd auf dem Drahtesel mit Helm – hat er die Kurstadt durch seine Präsenz und imposante Statur ein Stück weit mitgeprägt. Es ist vor allem das, was er den Menschen gibt, seine vitale Ausstrahlung und wie er sich für sie einsetzt, das Alexander Freiherr von Bethmann förmlich zum „Ritter“ werden lasse, zeichnete Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer von der evangelischen Immanuelgemeinde das Bild eines Mannes, der mit 75 Jahren noch längst nicht all seine Schöpferkraft aufgebraucht hat.

Das konnte man dem Geburtstagskind, das gerade mal eben am Morgen seines 75. Wiegenfestes die Zelte beim Behindertenlager der Johanniter in Petterweil abgebrochen hatte, um Gast auf seiner eigenen Überraschungsparty in der Villa Rothschild zu sein, auch anmerken. Gut gebräunt und wie immer eloquent und bestens aufgelegt, begrüßte er seine zahlreichen Gäste auf der Terrasse des Hotels, sehr leger im offiziellen Johanniter-T-Shirt. So kennt man ihn, immer zupackend, „Cowboy“ und „Indianer“ zugleich, ein absoluter Glücksfall für die FDP, skizzierte Parteifreund Michael Klaus Otto das Bild eines absoluten Gentlemans, der 1996 eigentlich vorhatte, in den Ruhestand zu treten, sich dann doch dazu entschlossen hat, bei der FDP mitzumachen. Zunächst als Stadtverordneter, dann als neuer Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes, um dann als Stadtverordnetenvorsteher für den verstorbenen Ulrich Gruber in die Bresche zu springen.

Als „Häuptling“ krempele von Bethmann gerne mal die Ärmel hoch, keiner habe so viele Plakatständer repariert wie er. Schier unermüdlich scheint sein Engagement, denkt man an die vielen Ehrenämter und Aufgaben, die der Ortsverbandsvorsitzende der Königsteiner FDP bekleidet und sich dabei nicht etwa rein auf das parteipolitische Engagement konzentriert, sondern auf die Arbeit an der Basis und das sind nun mal seine Mitmenschen. Als „Häuptling“ ist er eine Führungspersönlichkeit, die sich, wenn es gilt, durchsetzen kann, die auch andere mitreißt. So zum Beispiel als Chef-Motivator bei der alljährlichen FDP-Pflanzaktion beim Königsteiner Kreisel oder aber im Rahmen seiner Arbeit als Schatzmeister des Burgvereins. Hier werde er laut Birgit Becker, Präsidentin des Burgvereins, unter anderem wegen seiner Kompetenz, Genauigkeit und auch Hartnäckigkeit geschätzt, weswegen er nun in den Genuss eines besonderen Geburtstagsgeschenkes kommen darf, das ihm seine Präsidiumskollegen beschert haben: einen französischen Abend. Versteht sich von selbst, dass die Kollegen dann auch dabei sein werden.

„Wir sind stolz auf unseren unermüdlichen Vorsitzenden“, freute sich Otto zum einen für seinen Parteifreund und zum anderen ein wenig für die Liberalen, denn „mit einem solchen Vorsitzenden müsste das Comeback der FDP doch gelingen.“ Dieser Meinung konnte sich der FDP-Landesvorsitzende Stephan Ruppert nur anschließen. Von Bethmann sei ein „echter Herr“ und sein Glaube an die Kraft eines guten Argumentes unterstreiche seine Vorbildfunktion zusätzlich. Von Bethmann habe einen anderen, weniger taktischen Zugang zur Politik als so manch Hauptamtlicher und auch deshalb sei seine Mitgliedschaft ein Segen für die Partei, so Ruppert weiter über den sportlichen und jung gebliebenen Jubilar, der sich seit 2001 in der Königsteiner Kommunalpolitik engagiert und zwei Legislaturperioden lang Erster Bürger der Stadt Königstein war und auch sonst überall präsent ist, wo ehrenamtliches Engagement gefragt ist. 2013 wurde er hierfür sogar ausgezeichnet mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen. Das sei besonders bemerkenswert, dass er neben seinem politischen Wirken noch die Zeit fürs Engagement im Verein aufbringe, was von den meisten zu wenig gewürdigt würde, so 1. Stadtrat Walter Krimmel voller Bewunderung für einen Mann, der „spürt, dass er etwas tun muss“.

Genau dieser Tatendrang ist es, der ansteckend auf andere wirkt und von dem die Gesellschaft mehr gebrauchen könnte. Und sprach auch Landrat Ulrich Krebs weiteren anwesenden Politikern und Vereinsvorsitzenden aus der Seele, indem er dem Jubilar für sein „bürgerschaftliches Engagement“ dankte, das nicht etwa selbstverständlich sei.

Als einen Menschen, der fest in der Tradition und im Glauben verwurzelt ist, hat ihn auch Pfarrerin Stoodt-Neuschäfer, unter anderem während der Arbeit im Vorstand der Immanuelgemeinde, kennen und schätzen gelernt und malt zugleich auch das Bild eines Don Quichotte, der gerade auch im Zuge seiner Arbeit für den Freundeskreis Asyl in Königstein oftmals den Kampf gegen Windmühlenflügel aufnimmt, aber währenddessen – und das sei das Besondere an ihm – nie die Erdung verliere und das eigene Ego über die Sache stelle. Der Gentleman im Tweedanzug oder aber mit gelbem Pullover darunter – versteht sich – ist überall und ein Nachlassen an Motivation sei bislang nicht an ihm festzustellen, würdigte auch von Bethmanns Nachfolger im Amt des Stadtverordnetenvorstehers, Robert Rohr (ALK), die Führungsstärke des im Sternzeichen Löwe Geborenen, um den Anwesenden dank ausführlicher Internet-Recherche seinerseits weitere Details über den hervorragenden Jahrgang 1940 zu verraten. So befinde sich der Multiaktivist und passionierte Segler in bester Gesellschaft, denn mit ihm feiern in diesem Jahr unter anderem Peter Fonda, Al Pacino und Nancy Sinatra ihren 75.

Und während man da so stand, hatte man plötzlich das Gefühl, dass sie alle, die sich hier versammelt hatten, innerlich den Hut vor diesem Mann ziehen, der selbst zunächst gar keine Einladung zu seiner eigenen Überraschungsparty erhalten hatte, was jedoch von der Burgvereinspräsidentin vor den versammelten Gästen schleunigst nachgeholt wurde. Der Ehrengast seiner eigenen Feier, der charmant gestehen musste, dass sich das mit der Party schon bis zu ihm „herumgeschwiegen“ habe, schien selbst am meisten vom Aufhebens über seine Person überrascht zu sein, meinte aber, dass er „hin und weg“ darüber sei.

Seit 1989 ist von Bethmann als Großvater von sieben Enkeln in Königstein zu Hause, lebt hier mit seiner zweiten Frau Felicitas und hat hier einige, wie er selbst sagt, Wurzeln geschlagen. Allerdings nahm er den feierlichen Anlass auch zur Gelegenheit, um ein wenig über sein eigenes Wirken zu reflektieren: Früher habe er gedacht, dass sich die Jungen mehr engagieren müssten, heute sehe er das mit anderen Augen: „Die ‚jungen Alten‘ müssten etwas tun und das sei – ganz nebenbei bemerkt, wie er erfahren habe – die beste Alzheimer Prophylaxe – Bewegung und soziale Kontakte. Und so lange er es weiterhin nur mit kleinen Zipperlein zu tun habe, sei er gerne bereit, etwas Nützliches zu tun und natürlich vorausgesetzt, das gute Team im Burgverein und auch in der FDP bleibe weiterhin bestehen. Auch dies ist erfrischend und durchaus motivierend: Auch ein Alexander Freiherr von Bethmann hat Vorbilder und seines saß am Tag seines Geburtstages nur wenige Meter von ihm entfernt: die Königsteiner Ehrenbürgerin Annemarie Ramm, die gerade ihren 96. Geburtstag gefeiert hat.



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