Radfans feiern auch im Regen am Mammolshainer Berg

Durchnässte Trikots, Wind und Kälte machten den Profis des diesjährigen Radrennens „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“ zu schaffen. Dicht an dicht bezwangen die Veloten dennoch die steilen Kurven des Mammolshainer Waldes. Foto: Fuchs

Mammolshain (efx) – Sie haben es wieder geschafft! Trotz der widrigen Wetterverhältnisse, verbunden mit Dauerregen und kühlen Temperaturen, war die 56. Austragung des Radklassikers am 1. Mai um den Finanzplatz Frankfurt-Eschborn wieder ein voller Erfolg. 160 Spitzenprofis, rund 4.000 Radsportler und Skater sowie insgesamt geschätzte 800.000 Zuschauer an der 218,7 Kilometer langen Strecke der Elite geben nur zahlenmäßig einen Eindruck, wie beliebt das alljährliche Rennen ist. Auch in Mammolshain war wieder einmal die „Hölle“ los. Diese erlebten die Fahrer der Equipe im wahrsten Sinne des Wortes bei Überfahren des bis zu 23 Prozent steilen Mammolshainer Berges. Erneut musste die Elite den gefürchteten Berg insgesamt viermal in kurzer Folge bezwingen. Selbst Radchampion und Sieger des diesjährigen Rennens Alexander Kristoff hatte hier kurz seine Probleme. Die Nässe in den Knochen, konnte der 29 Jahre alte Sprinter dem Peloton zeitweise nicht mehr folgen und geriet am Mammolshainer Berg in Rückstand. Doch eine große Fanschar am Wegesrand motivierte alle Fahrer und die Feierstimmung in Königsteins Stadtteil war gewohnt prächtig. Auf der großen Videoleinwand verfolgten die Radbegeisterten ihre Favoriten und freuten sich über die Anwesenheit der aus Funk und Fernsehen bekannten Moderatorin und Entertainerin Sonja Kraus. Sie brachte mit ihrem leuchtend türkisfarbenen Outfit und ihrer gewohnt sonnigen Laune zumindest ein wenig Wärme unter die Gäste auf der kleinen Festwiese am Rennstreckenrand. Sie sei total voller Ehrfurcht und es sei für sie unglaublich, was die Sportler hier leisteten, berichtet die im Rhein-Main-Gebiet lebende Entertainerin. Dicht an dicht stehen Familien am Wegesrand und jeder hat so seinen eigenen Favoriten. Die drei Brüder Martin, Michael und Jan aus Kronberg haben sich allesamt die slowakische Flagge über die Schultern gespannt und drücken ihrem Helden Peter Sagan ganz fest die Daumen. Der Weltmeister aus der Slowakei vom deutschen Team Bora-Hansgrohe stieg allerdings zur Enttäuschung der drei Jungs mit slowakischen Wurzeln frühzeitig vom Rad und verabschiedete sich aus dem Rennen. Stundenlang harrten die „Radcore –Fans“ am Wegesrand und warte auf die vielen Profis. Und davon gab es in diesem Jahr eine ganze Menge. Bereits vor dem Rennen waren die Veranstalter um Rennchef Claude Rach von Amaury Sports Organisation, kurz ASO, zuversichtlich. Der Tour-de-France Veranstalter hat das seit 1962 existierende Frankfurter Rennen in diesem Jahr zurück in den Olymp des Radsports gebracht und viele Weltklasseteams an den Start geholt.

Gleich elf World-Tour-Teams, darunter die deutschen Mannschaften Bora-Hansgrohe unter Sportdirektor Steffen Radochla und Sunweb unter der Regie von Adrian Helmantel, traten an und bezwangen die diesjährige Strecke, die zum ersten Mal seit 2008 auch wieder durch Bad Soden führte. Ihren Sieger der Herzen hatten sich einige Oberurseler Gäste am Mammolshainer Berg bereits zu Beginn des Rennens auserkoren. Annette vom Stein, die mit einigen anderen Radfans zusammen angereist war und gespannt das Rennen verfolgt, hofft: „Degenkolb gewinnt das Rennen. Der kennt sich hier aus und will bei dem Wetter früher heim!“ Der Radprofi aus Oberursel, der sich auch als Pate der „DegeJuniors“, also aller Kinder- und Jugendrennen von den Sechsjährigen bis zur U17 zur Verfügung stellt, konnte allerdings zuletzt den dritten Platz für sich entscheiden. Einige hundert Meter vor dem Ziel führten Kettenprobleme seines Teamkollegen dazu, dass der Norweger Kristoff, geleitet von Rick Zabel als erster und damit zum dritten Mal in Folge, durch das Ziel fuhr. Rick Zabel, der Sohn der Radlegende Erik Zabel, landete auf Platz zwei und war stolz, dass es für Alexander Kristoff und ihn so gut lief. In Mammolshain war man über das Profirennen begeistert. Die Regenschirme wurden erst gar nicht aufgespannt und man nahm mit den Kapuzen am Anorak vorlieb. So konnte jeder einen guten Blick auf die Rennstrecke verbuchen. Dick eingepackt, wärmten sich die Fans zwischendurch am Grill. Wehrführer und Erster Vorsitzender der Mammolshainer Feuerwehr, Thilo Vogt, konnte sich daher auch nicht über eine mangelnde Nachfrage nach Gegrilltem beschweren. Im Gegenteil: „Die Wurst findet reißenden Absatz. Wir müssen immer schnell den Grill vollpacken, wenn die Radfahrer vorbeikommen, damit in den Pausen genügend Wurst für die Gäste da ist.“ Eine Kuchentheke konnte in diesem Jahr leider nicht angeboten werden. Zum einen fielen einige Helfer krankheitsbedingt aus, zum anderen war „in diesem Jahr die Brandsicherung aufgrund des neuen Konzepts, richtig extrem“, so Wehrleiter Vogt. Viele Kameraden mussten in der Einsatzabteilung im Sinne einer optimalen Brand- und Gefahrensicherung ausharren. Glücklicherweise verlief die Veranstaltung ohne Komplikationen. Im Anschluss an das Rennen blieben viele Fans trotz triefend nasser Kleidung vor der großen Leinwand stehen, genossen die gute Laune und gönnten sich noch das eine oder andere Getränk, das die Frauen der Mammolshainer Wehr an der traditionellen Getränkegondel ausschenkten. Fachwissen wurde ausgetauscht, die vielen Helferinnen und Helfer, die in Windeseile alle Straßensperren abgebaut hatten, gesellten sich zum Publikum und man ließ den Spätnachmittag mit Vorfreude auf das Radrennen im nächsten Jahr ausklingen.



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