25 Jahre Bock auf Wertstoffhof

Da war es bis zum letzten Moment sehr – fast verdächtig – ruhig um das Jubiläum von Wertstoffhof und Detlef Bock (Bildmitte, rotes Hemd, vor ihm Ehefrau Heidemarie), obwohl alles bis ins Detail ja nur guten Grund zum Feiern darstellte. Nach einer kurzfristigen Meldung der Stadtverwaltung fanden sich dann aber doch etliche Gratulanten ein – auf dem Bild nur ein kleiner Teil – die der Geheimniskrämerei recht gaben: Bei einer großen, langfristigen Einladung hätte der Platz auf dem Wertstoffhof sicher nicht für alle ausgereicht. Foto: Friedel

Königstein (hhf) – Ja, es gibt sie noch, die Meldungen, die einfach nur schön und gut sind, die Termine, über die man gerne schreibt. Selten, aber gerade in dieser Woche wieder einmal geschehen: Es ist nun runde 25 Jahre her, dass die Königsteiner sich entschieden haben, einen Wertstoffhof einzurichten – damals hieß er noch „Recyclinghof“. Das Vorhaben war 1994 (am 23. März) zwar nicht mehr ganz neu, roch aber doch auch noch ein wenig nach politisch und wirtschaftlich verwirrten Idealisten. Der Wandel zum „Wertstoffhof“ belegt das allgemeine Umdenken seither eindeutig.

Untrennbar mit dieser Einrichtung, die nicht nur nebensächlich eben auch ein Servicecenter der Stadtverwaltung bzw. des Bauhofes ist, ist Detlef Bock verbunden. Ursprünglich gelernter Gärtner – und bis heute äußerst aktiver Kleingärtner – hatte ihn die Jobsuche früh in den Beruf des „Entsorgers“ (früher „Müllfahrer“ oder auf Hessisch „Kerschelbauer“) gespült. Unverdrossen arbeitete der Fachfremde sich in die Materie ein und erkannte schon früh, dass „Müll“ eben mehr ist, als ein unbrauchbares Endprodukt.

Als sein Entsorgungsunternehmen einen Mitarbeiter suchte, der mit der Stadt zusammen den Recyclinghof betreuen könnte – der nicht weit von seiner Wohnung lag – meldete Detlef Bock sich freiwillig und legte damit den Grundstein zu einer wahren Erfolgsgeschichte. Mit ebenso großer Fachkenntnis wie auch Menschenkenntnis steuerte er nicht nur die Wege der Autoladungen zum richtigen Container, sondern bewährte sich auch als Verkehrspolizist im engen Gelände und erwarb bald den Ruf, auch auf alle weiterführenden Entsorgungsfragen antworten zu können.

Selbstverständlich gab und gibt es auch immer eine „Flohmarktecke“, an der besonders gut erhaltene Stücke zum wieder Mitnehmen aussortiert werden, bevor sie im Container landen. Viele der „Kunden“ kommen schon direkt auf ihn zu: Das ist eigentlich nicht kaputt, muss aber trotzdem weg, wenn Sie noch jemanden finden, der es gebrauchen kann ... Das ist Müllvermeidung par excellence!

Vor rund zehn Jahren, als der beliebte Wertstoffmanager aus gesundheitlichen Gründen pünktlich in Rente ging, erkannte die Stadtverwaltung, dass sie ihn nicht missen wollte, ein passender Teilzeit-Arbeitsvertrag war aber auch nicht in Sicht. Also machte sich der frisch gebackene Rentner kurzerhand selbstständig und blieb den Königsteinern samt Stadtteilbewohnern bis heute erhalten, was viele nicht nur zu schätzen wissen, sondern auch laut und deutlich formulieren.

Aber wer „Bock“ sagt, muss auch „Heidemarie“ sagen, ohne eine Ehefrau, die ihm den Rücken frei hält, wenn er mal wieder von einem Lastwagen zu Hause abgeholt wird, der einen Container abholen will oder eine Schulklasse über den geschlossenen Hof führt ginge das alles nicht. Mehr noch: Neben Jahrzehnten des ehrenamtlichen Hilfsdienstes war sie auch einige Jahre offiziell auf dem Wertstoffhof tätig.

Geblieben ist nachweislich der familiäre Flair, der den Entsorgungsplatz längst zu einem beliebten Treffpunkt für die Bürger/innen gemacht hat. Man trifft sich eben, locker und ungezwungen. Und wenn die Stadtverwaltung und ihre Politiker nicht frühzeitig an das 25-jährige Jubiläum denken, dann organisiert Detlef Bock das eben in eigener Regie– als Kleingärtner kann er das alles vom Zeltaufbau bis zum Kartoffelsalat im Prinzip alleine. Aber er hat eben auch etliche gute Freunde und Kollegen, die ihm dabei gerne zur Hand gehen. Und wenn dann gefeiert wird, kommen sie alle – Politiker, Arbeitskollegen, Bürger – und sogar der Bürgermeister, obwohl er eigentlich krankgemeldet war, aber Ehre muss eben zuteil werden, wem Ehre gebührt.



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