„Beim ersten Flyer wurde nicht so viel Kreide gefressen ...“

Unser Leser Gerd Herrmann, Damaschkestraße in Königstein, hat zu den Flyern der AfD, die er in seinem Briefkasten fand, Gedanken gemacht:

Heute ist zum 2. Mal das Wahlprogramm der AFD bei uns angekommen. Ich bin begeistert! Wählen Sie am 14. März Vernunft statt Ideologie! Ein zutiefst demokratischer Ansatz. Beim ersten Flyer vor ein paar Wochen wurde nicht so viel Kreide gefressen…

So sollen die Gewerbesteuer und die Grundsteuer reduziert werden. Ohne Frage, das ist ein Gewinn für alle, die gering beschäftigt sind oder mit einer vierköpfigen Familie auf 65 qm leben. Und es bringt natürlich auch Einsparungen, wenn man transparent soziale Leistungen zurückfährt. Da kann sich der eine oder andere eine Flasche ‚Dom Perignon‘ mehr leisten. Übrigens: Einen ernst gemeinten Dank an die vielen, gerade auch wohlhabenden Bürger des Hochtaunuskreises, die finanziell und persönlich soziale Projekte in jeder Richtung unterstützen!

Auch Begeisterung für das Familienbild der AFD: Sie zitieren im vorhergehenden Flyer das Grundgesetz, vor dem ALLE gleich seien, also nicht nur AfD-Wähler. Besonderes Augenmerk sei auf die Wahlfreiheit zwischen Fremd- bzw. familiennaher Kinderbetreuung zu richten. Anscheinend wurde da erkannt, dass bei vielen AfD-Wähler*innen (für alle Genderfans, ich bin keiner!) Verständnis fehlt, wenn man Menschen aus anderen Kulturkreisen im liebevollen Umgang mit ihren Kindern erlebt. Aber da könnte man, wenn man Berührungsängste überwinden würde, viel dazulernen. Zum Thema ‚demographische Fehlentwicklung aufhalten‘ könnte man auf AfD-nahe Legebatterien kommen (oder ist der Begriff nur bei Federvieh richtig? Hilfswerk „Mutter und Kind“ trifft es, glaube ich, auch nicht). Aber sie haben ja bei zehn Bewerbern eine Frau aufgestellt, also ist der Gedanke reiner Unsinn.

In dem ersten Flyer fanden sich weitere Forderungen. Dazu: Absolut richtig finde ich den Gedanken, dass man die Menschen, die sich Tag für Tag für unser bisher funktionierendes Sozialsystem einsetzen, schützen müsse. Aber hat die AfD, wenn das geschähe, dabei bedacht, dass ein Teil ihrer Klientel dadurch abhanden käme? Auch müsste man die Wortwahl in der Partei dahingehend etwas verfeinern.

Ich habe mich im letzten Jahrtausend, als ich während des Studiums im Messebau dazu verdient habe, mit einem Wirt unterhalten. Seine klare Meinung war: Er habe sich mühsam in Deutschland eine Existenz aufgebaut und wenn ein Landsmann Mist baue, werde er als s…… beleidigt. Also raus mit denen, die die deutschen Gesetze nicht achten. Das habe ich übrigens schon von vielen gehört, die sich nicht auf Arminius als Stammvater berufen können. Danke an alle, die unermüdlich die Vielfalt der Speisen der Welt liebevoll und mit großer Freundlichkeit auf unsere Teller bringen.

Zu dem Thema: ‚Finanzen unter Vorbehalten‘ schweige ich lieber, da aus guten Gründen in der Demokratie Bewegungen finanziell unangetastet bleiben, die ihre Aufgabe darin sehen, diese zu unterwandern. Bei all dem ist unsere, aus dem Irrweg ‚Blut und Boden‘ auferstandene, Demokratie erfreulich stark.

Zur Energiewende nur so viel: Die Klimaschäden sind beträchtlich, wir sind auf der Suche nach echten Alternativen und sehnsuchtsvoll nach hinten zu schauen und Tatsachen zu leugnen, bringt nichts. Aber da steht es ja in rot – die AfD steht für ‚eine ideologiefreie Energiepolitik, die keine technisch sinnvollen, ökologisch und ökonomisch vertretbaren Zukunftslösungen ausschließt‘. Höchste Strompreise (siehe Pkt.1), ‚Senkung der Gewerbesteuer‘, da freuen sich die privaten, ‚einfachen‘ Stromkunden? Also ich wähle lieber – wie auch immer – die Vernunft!



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