Und dann machte es Klick – Autor und Stadtführer Florian Wacker zu Gast in der Sankt-Angela-Schule

Florian Wacker („Zebras im Schnee“) bei der Lesung in der SAS.   Foto: Schaller

Königstein (es) – Wie eine kleine Leica 1927 und das Historische Museum Frankfurt 2018 die Weichen stellten für das neue Buch von Florian Wacker „Zebras im Schnee“, das erfuhren zahlreiche Schülerinnen in der Bibliothek der Sankt-Angela-Schule in Königstein. Gabriele Fachinger, die Bibliothekarin der Schule, hatte den Autor zu einer Lesung und Gespräch eingeladen.

Florian Wacker ist mit seinem Buch „Zebras im Schnee“ ein Plot gelungen, der die nächsten Wochen bei „Frankfurt liest ein Buch“ Alt und Jung begeistern wird. Zahlreiche Veranstaltungen in und um Frankfurt, in unterschiedlichsten Formaten, werden sich mit Inhalten und Perspektiven des Romans beschäftigen.

Der Roman beginnt mit einer Geburtstagsüberraschung für die junge Mathematikstudentin Ella. Ihre Freundin Franziska, Studentin der Kunst, schenkt ihr die Leica 1, die 1927 als erste Kleinbildkamera auf den Markt kam und das Fotografieren revolutionierte – „Und dann machte es Klick“. Im Verlauf des Romans begleiten wir Ella und Franziska durch deren Alltagswelt in Frankfurt, die davon geprägt ist, die eigenen Grenzen in der damaligen Gesellschaft als Frau auszuloten. Ella findet schon sehr bald durch ihr künstlerisches Fotografieren Eingang in die intellektuellen Kreise des „Neuen Frankfurt“, dabei im Besonderen zu dem Städteplaner Ernst May, dem sie sogar nach Russland folgt, um das größte städtebauliche Projekt der damaligen Zeit fotografisch festzuhalten. Hin- und hergerissen in ihrer Rolle als Frau in den 20er Jahren – wer bin ich, wer darf ich sein? – gerät sie sogar mit ihrer besten Freundin in einen trennenden Konflikt. Erstes Aufkommen von Nazipropaganda, der sich kommunistische Strömungen entgegenstellen, beeinflusst die Kommunikation untereinander.

Die Spannung des Buches ist dadurch gegeben, dass der Leser und die Leserin hineingenommen werden in das künstlerische Metier Frankfurts. Es sind da Begegnungen mit Paul Hindemith, Max Beckmann, Ernst May und Martin Elsaesser sowie einigen Frauen der Kunstszene, die aber wie so oft in Vergessenheit geraten sind. Man findet sich an uns bekannten und unbekannten Plätzen, Lokalen und Treffs in Frankfurt wieder. So ist es auch eine interessante Idee von den Veranstaltern von „Frankfurt liest ein Buch“, einen Audioguide mit Florian Wacker als Stadtführer erstellt zu haben. Das Buch ist ein „Google-Buch“, das einen dazu verführt, alle im Buch genannten Namen, Ortsangaben und Ereignisse zu recherchieren. Während des Lesens ist man sofort veranlasst, mehr erfahren zu wollen über diese spannende Zeit des Aufbruchs nach dem Ersten Weltkrieg. Erschreckend, dass mit dem Hitlerregime all diese Errungenschaften gerade für Frauen wieder zunichte gemacht wurden.

Thema 20er Jahre in der Schule

Im Kunst- und Geschichtsunterricht hatte man die Schülerinnen der Sankt-Angela-Schule auf die Zeit der 20er Jahre in Frankfurt gut vorbereitet. Inhaltsreiche Collagen entstanden, die an den Wänden der Schulbibliothek das Interesse der Schülerinnen an dieser Zeit der frühen Emanzipation darstellen.

„Wie kam der Autor auf dieses Buchprojekt?“, fragten die Schülerinnen nach der Lesung. Es ging ihm wie Ella, die die Leica für sich entdeckte. Bei Florian Wacker war er der Besuch des Historischen Museums und des Stadtarchivs Frankfurt, die ihn in die Zeit der Weimarer Republik versetzten. Die damalige Aufbruchstimmung, die Stimmung in der Bevölkerung, Emanzipation, Fortschrittsdenken gaben ihm den Anstoß zu seinem neuen Roman. Er begab sich auf die Spurensuche nach Persönlichkeiten, die diese Zeit in Frankfurt geprägt haben. Besonders die vergessenen Frauen in Kunst und Kultur wurden sein Thema.

Davon erfährt man im parallel geschilderten Leben von Richard, der in den USA lebt und sich 1997 auf Spurensuche zum Leben seiner Mutter im damaligen Frankfurt begibt. So schildert der Autor in zwei Zeitebenen und mit großem Unterhaltungswert das Leben seiner Protagonisten.

Die Schülerinnen zeigten mit ihren Fragen ein großes Interesse am Werdegang eines Schriftstellers. Bereitwillig gab Florian Wacker Auskunft über seine ersten Schritte als Autor, seine jeweiligen Recherchen zu einem neuen Projekt, seine Vielfalt – er schreibt auch Jugendbücher und Krimis – und die Notwendigkeit, sich durch einen Nebenjob weiterhin seinen Lebensunterhalt verdienen zu müssen. Für ihn ist ein strenger Tagesrhythmus sinnvoll, der auch von seiner kleinen Tochter mitbestimmt wird. Dass er ausgewählt wurde für das Frankfurter Lesefest, sei für ihn „ein großes Glück“. Das macht sich bemerkbar, wenn man das umfangreiche Programmheft durchblättert. Wacker ist unermüdlich unterwegs zu Lesungen und Stadtführungen wie selten ein Autor oder eine Autorin vor ihm. Dass er trotzdem Zeit fand nach Königstein zur Lesung zu kommen, dankten ihm Bibliothekarin, Lehrerinnen und Schülerinnen herzlichst.

„Frankfurt liest ein Buch“ mit Florian Wackers Roman „Zebras im Schnee“ findet noch bis 5. Mai statt. www.frankfurt-liest-ein-buch.de

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