HGK mahnt Nachbesserungen beim Verkehrsversuch an und liefert Ideen

Königstein
(gs) – Im Rahmen des am Dienstag, dem 16. August, stattgefundenen Branchentreffens „Innenstadt“ war es an Martin Neubeck, Vorsitzender des Handwerker- und Gewerbevereins e.V. (HGK), über die Erfahrungen der Gewerbetreibenden im Zuge der aktuellen Verkehrsdrehung zu berichten. Der HGK hatte wiederholt auf die Problematik der entfallenden Parkplätze hingewiesen und Nachbesserungen angemahnt, um die Geschäftsinhaber in ihrem Bemühen zu unterstützen, ihre Geschäfte in der Innenstadt zu erhalten.

Anspruchsvolle Kundschaft

Die maßgebliche Altersstruktur der Königsteiner Kunden, so begann Neubeck seine Ausführungen, liege in der Range von ca. 50 bis 85 Jahren. Die meisten Kundinnen und Kunden, so führte er aus, kämen mit dem Auto zum Einkaufen in die Stadt und verließen nur ungern „gewohnte“ Pfade, um in ihren angestammten Geschäften einzukaufen. Gefragt sei im Wesentlichen ein hochwertiges Preissegment und die Kundschaft sei größtenteils gut situiert, weshalb die aktuellen Krisen hier weniger als Grund für die aktuell geübte Konsumzurückhaltung ins Gewicht fielen. Königsteiner seien, so Neubeck, „autoaffin“, was auch topografisch bedingt sei. Auch Tagestouristen (und -einkäufer) kämen meist mit dem Auto. Den Kunden seien eine schnelle Erreichbarkeit Königsteins mit allen Verkehrsmitteln sowie gewohnte Wege und Parkmöglichkeiten wichtig. Dazu gehöre, dass auch in Stoßzeiten genügend Parkmöglichkeiten vorhanden sein müssten. Die Kunden lieben, so Neubeck, ein schönes Ambiente und einen komfortablen Aufenthalt.

Problem Verkehrsversuch

Die Kunden, so berichten die Mitglieder des HGK, stoßen sich vermehrt an dem „Verkehrschaos“ an der Abbiegespur Klosterstraße/Adelheidstraße. Es mache, so sei zu hören, „keinen Spaß mehr, nach Königstein zu kommen“. Mit dem Wegfall der 25 kostenlosen Kurzzeitparkplätze in der Georg-Pingler-Straße und der Adelheidstraße (plus 2 Plätze in der hinteren Hauptstraße) hadern die Gewerbetreibenden ganz besonders. „Man hätte ein halbes Jahr vor der Drehung auf Alternativen hinweisen müssen“, so Neubeck. Das Parkhaus Stadtgalerie sei bei den Kunden unbeliebt und werde nicht (freiwillig) angefahren. Zudem sei der Versuch optisch wenig ansprechend und bringe an verschiedenen Stellen zusätzlichen Lärm und Abgase.

Lage der Gewerbetreibenden

Nachdem die Auswirkungen der Coronapandemie von den Gewerbetreibenden unter teilweise mehr oder weniger finanziellen Einbußen „gemeistert“ wurden, wirkten aktuell der Krieg und die steigende Inflation auch in Königstein nach. Die Gewerbetreibenden klagen über bis zu 70% Umsatzeinbußen, die in erster Linie den Auswirkungen des Verkehrsversuchs zugerechnet werden. Hier erfolge eine „Überkompensation im negativen Sinne“ – 10 % der Kunden seien definitiv verloren gegangen, flankiert von steigenden Gaspreisen und galoppierender Inflation.

Was ist zu tun?

Zur „Belebung“ der Königsteiner Geschäftswelt müsse die Fußgängerzone lebendiger werden, um damit verstärkt Kunden für die Geschäfte zurückzugewinnen. Eine positive Atmosphäre im Ambiente einer Kurstadt – mit schönen Schaufenstern als Aushängeschilder der Stadt – wäre wichtig und wünschenswert.

Langfristige Lösungsansätze

Bezüglich des Busbahnhofes schlägt der HGK vor, die Busse nur noch zum Ein- und Aussteigen in der Adelheidstraße halten zu lassen.

Jeder Bus solle den Bahnhof anfahren, damit auch jeder Bus eine Anbindung an die Bahn habe und ein Umsteigen möglich sei. Die Pausen der Busfahrer sollten grundsätzlich am Bahnhof stattfinden.

Wünschenswert wären auch mehr E-Bike Parkplätze (Boxen) und für die Zukunft Halteplätze für Campingfahrzeuge am Stadtrand. Bei großen Neubauprojekten sollten unterirdische Parkplätze „mitgedacht“ werden, schön wäre auch ein Parkdeck auf dem Milchhof oder dem Parkplatz am Luxemburger Schloss. Damit einhergehen sollte eine Neugestaltung der Georg-Pingler-Straße durch den Ausbau der Gehwege und der Wiederbelebung der (verschwundenen) Parkplätze.

Kurzfristige Lösungsansätze

Um den Einzelhandel maßgeblich zu unterstützen, regt der HGK noch vor dem Herbst einige kurzfristige Maßnahmen an. Dazu gehört der Vorschlag von zwei Stunden kostenlosen Parkens, um die heute vorhandenen „Dauerparker“ zu vermeiden. Den Mitarbeitern der Stadt und der ansässigen Unternehmen sollten Parkplätze im Parkhaus Stadtgalerie angeboten werden. Darüber hinaus sollte die Ausschilderung der Parkplätze optimiert und der Parkplatz am Amtsgericht für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Die aktuell vermieteten Parkplätze auf dem Milchhof sollten dem öffentlichen Parken gewidmet werden. Ein großes Thema sind auch „zweckentfremdete“ Garagen, die von der Stadt kontrolliert und ihrer originären Verwendung wieder zugeführt werden sollten. Darüber hinaus wünschen sich die Gewerbetreibenden mit dem Tenor „Wir brauchen Sie jetzt!“ eine wirtschaftliche Unterstützung durch die Stadt.

Stimme der Gewerbetreibenden

Die Gewerbetreibenden fühlen sich in Königstein zu wenig gehört. Auch sie seien (Gewerbe-) Steuerzahler und es könne nicht angehen, dass sie „sich alleine darum kümmern müssen, was andere ihnen eingebrockt haben“ und mit der Verkehrsdrehung vor vollendete Tatsachen gestellt würden. Die Verwaltung, so führt der HGK an, könne nicht in Gänze wissen, wie sich die Lage der Gewerbetreibenden darstelle, weshalb eine Einbeziehung bei relevanten Fragen wünschenswert wäre. In diesem Zusammenhang streben sie die zukünftige Entsendung von zwei Vertretern in den Planungsausschuss an, damit Entscheidungen nicht nur bürger-, sondern auch gewerbenäher werden.

Wichtig ist …

Anstelle angestrebter Steuererhöhungen fordert der HGK mehr Kreativität, um Gewerbe in der Stadt zu fördern und die Stadt damit „lebendig“ zu erhalten. Das Gewerbe sei das Rückgrat der Innenstadt und wenn Geschäfte erstmal geschlossen seien, kämen diese nur schwer wieder.

Der HGK sei nicht, wie oft angenommen, gegen den aktuellen Verkehrsversuch, sondern kritisiere lediglich die Form der Umsetzung. Mit der Devise „Parkplätze weg und dann mal sehen“ sei viel Schaden angerichtet worden. Besser wäre es gewesen, erst Ersatzparkplätze zu schaffen, diese im Vorfeld zu kommunizieren und im Anschluss den Versuch zu starten. Nun müsse ergebnisoffen diskutiert werden, um sinnvolle Lösungen für den stationären Einzelhandel zu erarbeiten. Für die Zukunft brauche der Einzelhandel einen besseren, innerstädtischen Verkehrsfluss und eine Wiederbelebung der verlorenen Parkplätze, um Besserungen zu erreichen. Mittelfristig sei der HGK für eine neue Stadtmitte – mit ordentlicher Finanzplanung und Maßnahmen, die öffentlich und positiv kommuniziert werden.



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