Königstein ist KOMPASS-Kommune – Sicherheitsstrategien gemeinsam erarbeiten

Freuen sich über eine künftige Zusammenarbeit in Sachen Sicherheit: Polizeipräsident Felix Paschek, Bürgermeister Leonhard Helm, Staatsekretär Stefan Sauer, Schutzmann vor Ort PHK Bonfils, Leiter der Polizeistation Königstein PHK Petrovsky und Stadtverordnetenvorsteher Dr. Michael Hesse.Foto: Scholl

Staatssekretär Stefan Sauer und Bürgermeister Leonhard Helm präsentierten die KOMPASS-Plakette, die in Kürze am Rathaus angebracht wird.
Foto: Scholl

Königstein (gs) – Am vergangenen Donnerstag lud Bürgermeister Leonhard Helm in den Magistratssaal des Königsteiner Rathauses ein, um die Aufnahme der Stadt als 33. KOMPASS-Kommune im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Westhessen gebührend zu würdigen.

Hinter dem KOMPASS-Programm (KOMunalProgrAmmSicherheitsSiegel) verbirgt sich ein Angebot des Hessischen Innenministeriums an die hessischen Städte und Gemeinden. Ziel des Programms ist es, die Sicherheitsarchitektur in den Kommunen individuell weiterzuentwickeln und passgenaue Lösungen für Probleme vor Ort zu schaffen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Prävention.

Wichtiger Schritt für die Stadt

Im Rahmen seiner kurzen Ansprache würdigte Bürgermeister Leonhard Helm den Beitritt Königsteins in die Reihen der mittlerweile hessenweit 131 KOMPASS-Kommunen als wichtigen und notwendigen Schritt, mit dem man „schon seit langem geliebäugelt“ habe.

Sicherheitsgefühl

Stefan Sauer, Staatssekretär im hessischen Ministerium des Innern und für Sport, wies darauf hin, dass Gesundheit und Sicherheit für die Menschen in der Stadt zwei wichtige Aspekte seien, denen eine entsprechende Aufmerksamkeit gebühre. In dem Zusammenhang wies er einerseits auf die niedrige Anzahl von Straftaten in Königstein hin, die mit einer Aufklärungsquote von 67,3% ein eher „ruhiges“ Bild von Königstein zeichneten. Jedoch dürften, wenn es um das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger gehe, nicht „nur“ Zahlen betrachtet werden. Wichtig sei das subjektive Sicherheitsgefühl der Stadtbewohner und -bewohnerinnen, das häufig nicht an einer objektiven Bedrohungslage festgemacht werden könne – vielmehr ginge es um die kleinen Dinge, die den Menschen ein „ungutes“ Gefühl im öffentlichen Raum vermittelten: dunkle Ecken, unübersichtliche Parkanlagen oder viel zu hohe Hecken und Sträucher. Hier, so Sauer, gelte es anzusetzen, um das Sicherheitsgefühl der Menschen zu verbessern.

Gut aufgestellt

Felix Paschek, Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Westhessen und mit 46 Jahren einer der jüngsten Polizeipräsidenten in der hessischen Geschichte, war ebenfalls nach Königstein gekommen, um der Aufnahme der Stadt in das KOMPASS-Programm beizuwohnen. Paschek sieht die Stadt aus Sicht der Polizei mit einer eigenen Polizeidirektion, einem ambitionierten Team von Polizeibeamten und Falk Bonfils als „Schutzmann vor Ort“ „gut aufgestellt“. In Königstein „kenne man sich“, habe kurze Wege und einen „guten Draht“ zum Bürger. Das Thema Sicherheit sei wichtig und es freue ihn besonders, dass sich Königstein mit seiner (glücklicherweise) geringen Anzahl von Straftaten dem Programm anschlossen habe, um sich aktiv einzubringen und den Austausch mit anderen Gemeinden und Städten zu pflegen.

„Dunkelfeld“ erhellen

Kernaufgabe der Polizei sei es, die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten und obwohl im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Westhessen die Anzahl der Straftaten rückläufig sei, werde dies von den Bürgerinnen und Bürgern oft nicht so wahrgenommen. Wichtig sei, neben den angezeigten Fällen, deshalb das „Dunkelfeld“ der Straftaten – jene, die eben nicht zur Anzeige gebracht werden – zu betrachten. Dahinter verbergen sich oft „kleinere“ Begebenheiten (z.B. Pöbeleien) oder Straftaten unter Jugendlichen (Thema: Cybermobbing), welche die Menschen belasten und Einfluss auf das subjektive Sicherheitsgefühl haben. Der Schlüssel zum Erfolg liege darin, so Paschek, das „Dunkelfeld“ zu erhellen. Dazu gehöre eine ganzheitliche Betrachtung der „Sicherheitslage“ und die Einbeziehung von Informationen aus der Bevölkerung, die über die polizeilichen Erkenntnisse hinaus gehen. Wichtige Akteure sind dabei die Bürgerinnen und Bürger, deren Erkenntnisse und Wahrnehmungen in die Betrachtungen einbezogen werden sollen, um das Sicherheitsgefühl auf breiter Front zu erhöhen.

Beleuchtung, Parks und dunkle Ecken

Bürgermeister Leonhard Helm merkte an, dass gerade die niedrige Kriminalitätsrate und ein gutes Sicherheitsgefühl die Stadt für Familien mit Kindern attraktiv mache. Er sieht die ersten Ansatzpunkte auf dem Gebiet der Parkpflege (niedrigere Sträucher und Hecken) und einer besseren Ausleuchtung „dunkler Ecken“. Die Bürger müssten bei entsprechenden Entscheidungen „mitgenommen“ werden, um eine hohe Akzeptanz zu erreichen. Die Stadt habe immer ein offenes Ohr für die Sicherheitsanliegen der Bürgerinnen und Bürger, so Helm. Man müsse den Bürgern zuhören und ihre Anliegen ernst nehmen.

Start des Programms

Die Beratungen zur Bildung eines Präventionsrates, wie er im KOMPASS-Programm vorgesehen ist, schreite gut voran, so Stadtverordnetenvorsteher Dr. Michael Hesse. Auf der anstehenden Stadtverordnetenversammlung werden die Mitglieder voraussichtlich benannt werden. Anschließend wird ein Arbeitsgremium unter Federführung des kommunalen KOMPASS-Ansprechpartners gebildet und die 1. Kommunale Sicherheitskonferenz vorbereitet und geplant. Aktuell steht eine Bürgerbefragung auf dem Programm.

Bürgerbefragung zum Thema Sicherheit

Für eine zeitnahe Bürgerbefragung haben die Beamten der Königsteiner Polizeistation und das Team der KOMPASS-Initiative Sonntag, den 25. September gewählt.

Am „verkaufsoffenen Sonntag“ wird es neben vielen anderen Aktionen in der Kirchstraße eine Blaulichtmeile geben, auf der auch die Polizei vertreten ist und ab 13 Uhr im Rahmen der KOMPASS-Initiative eine offizielle Bürgerbefragung zum Thema Sicherheit und Sicherheitsgefühl in Königstein durchführen wird.

Ziel von KOMPASS

In jeder Kommune und Stadt gibt es Orte, die problembehaftet sind und im schlimmsten Fall von den Bürgerinnen und Bürgern gemieden werden. Dabei ist nicht immer kriminelles Handeln ersichtlich, sondern die Menschen haben aufgrund unterschiedlicher Gründe Angst, z.B. durch einen Park zu gehen oder bestimmte Straßenabschnitte zu passieren. Dieses Gefühl zu formulieren, die Gründe zu erörtern und im gemeinsamen Gespräch und Austausch Maßnahmen zu erarbeiten, sind das Ziel der KOMPASS-Initiative. Dabei steht die Prävention im Vordergrund, um frühzeitig regulierend eingreifen zu können.

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