Leserbrief

Unser Leser Erich Högn nimmt unter dem Titel „Verkehrsdrehung oder Drehung verkehrt?“ Stellung zu dem Artikel der GRÜNEN in der Königsteiner Woche vom 11. August (KW 32) „Innenstadtgestaltung – wo bleibt der Wille zu Lösungen?“:

Mit seiner Stellungnahme gibt das „Bündnis 90/Die Grünen“ klar zu erkennen, dass man die realen Verkehrsverhältnisse in Königstein nicht kennt. Die Kommentare strotzen von falschen Behauptungen und Denkansätzen. Es beginnt mit der geradezu abstrusen Idee einer „zentralen Bushaltestelle in der Adelheidstraße“. Dort stehen aktuell drei Busse in Warteposition. Werden sie von ausfahrenden Bussen Richtung Frankfurter Straße passiert, zeigt sich, dass die Straßenbreite zu gering ist. Der entgegenkommende Individualverkehr muss über die Bordsteinkanten ausweichen. Wer mehrmals erlebt hat, was Benutzern des ÖPNV zugemutet wurde, wenn aufgrund der Sperrung der Georg-Pingler-Straße die Ersatzhaltestellen in der Adelheidstraße lagen, weiß, dass die Abmessungen dieser Straße nicht nur im Spitzenverkehr dem Bedarf nicht genügen. Eine „Parkraumbewirtschaftung“ würde Einkäufer mit Sicherheit in noch größerem Umfang als bisher zur Erledigung ihrer Besorgungen in Nachbargemeinden vertreiben – wo es Derartiges nicht gibt. Was Bewirtschaftung bedeutet, beweisen die Zustände in den Tiefgaragen unter den Lebensmittelmärkten, deren Leitungen bisher dröhnend schweigen.

Mit den Kommentaren zum Thema „Barrierefreiheit“ belegt das Bündnis ein weiteres mal, dass es die praktischen Erfordernisse des innerstädtischen Busverkehrs nicht annähernd kennt. Es ist für die Busfahrer nicht zumutbar, dass sie, die ihr Möglichstes tun, um die durch die Verkehrsdrehung verursachten Staus zu kompensieren, den hohen Bordstein kurz vor dem Halt mit den Reifen ihres Fahrzeuges sozusagen „radieren“. Aber nur so würde sich eine in etwa sichere „Barrierefreiheit“ ergeben. Im täglichen Normalfall klafft zwischen Busboden und Bordstein jedoch unvermeidlich ein Spalt, der für ältere Fahrgäste mit ihren kürzeren Schritten, insbesondere für solche mit Rollator, eine gefährliche Falle bildet. Nicht nur die Stadtbusse, sondern auch viele größere Einheiten verfügen über eine Hydraulik, die es erlaubt, an Haltestellen mit normaler Bordsteinhöhe die Karosserie so weit abzusenken, dass ein sicherer Ausstieg gelingt. Einen solchen „durchgehenden“ Straßenrand gibt es auch auf der anderen (alten) Seite.

Wie steht es um die Erzielung des Zwecks des laufenden kostspieligen Versuchs – der Verbesserung der Aufenthaltsqualität und der gastronomischen Möglichkeiten? Geht man von der Klosterstraße in Richtung Frankfurter Straße / Fußgängerzone, existiert auf dem ersten Drittel dieser Strecke kein einziger gastronomischer Betrieb. Dem folgenden italienischen Restaurant genügt der Außenbetrieb im geschützten Hof als ein für Gäste wesentlich angenehmerer Aufenthalt als der Gehsteig. Also auch hier kein Bedarf seitens der Gastronomie. Die Kioskbetreiber haben ihre Stammgäste, denen seit Jahren der Aufenthalt nahe der Theke für einen Plausch mit Bekannten genügt, auch wenn dort keine Pflanzkübel stehen. Anschließend folgt ein Betrieb, dem auch solche Verschönerungsversuche leider keine Gäste bringen. Schließlich erreicht man den Eissalon, der seit Jahr und Tag – ob mit oder ohne am Bordstein stehender Busse – an „Eistagen“ einen Zuspruch hat, dass es für Passanten dort kaum ein Durchkommen gibt.

Was soll vor diesem Hintergrund unleugbarer Tatsachen die Verkehrsdrehung verbessern? Und was bringt sie unter den derzeitigen Umständen? Der Großteil der Busse fährt und hält in der Nähe der Klosterstraße. Für die Anfahrt steht ihnen die linke Straßenseite zur Verfügung. Sie bewegen sich also längs des Bordsteins des Gehweges, dessen Aufenthaltsqualität verbessert werden soll. Die dort Befindlichen danken für die Geräusche und Düfte, die aus den auf sie gerichteten Auspuffen nicht nur der Busse, sondern auch der von den Parkplätzen kommenden Pkw kommen. Ihr Dank gilt den Schreibtischtätern der Planung und den Befürwortern in der Stadtverordnetenversammlung, die die Verkehrsverhältnisse in der Innenstadt am Lenkrad ihrer Pkw selbstverständlich bestens überblicken und treffsicher beurteilen können.



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