Ein neuer Ort der Begegnung wurde stilvoll eingeweiht

Eine Geste für die Zukunft: Fast 50 Teilnehmer an der Einweihung des neugestalteten Platzes vor dem Synagogendenkmal im Kurpark reichten sich die Hände – in der Hoffnung dass dieser Ort auch künftig dazu einlädt, einträchtig der dunklen Historie und der daraus gezogenen Lehren zu gedenken. Dieses Gedenken darf in heutigen Zeiten durchaus auch wieder freudige Züge haben – wichtig ist vor allem die Gemeinschaft, in der es stattfindet.

Königstein (hhf) – „Blasen Sie doch mal zum Sammeln, auch geistig...“ Bürgermeister Leonhard Helm hatte durchaus praktische Ideen für den Einsatz der Schofar, des rituellen Widderhorns aus dem Judentum, das Rabbiner Andrew Steiman zur Feier des Tages mitgebracht hatte. Der setzte es gerade auf seinen Kopf, um einigen Kindern zu erklären, wo das Signalgerät ursprünglich herkommt – und ließ dann doch den Rathauschef selbst rufen, um die angeregt diskutierenden Teilnehmer der Einweihung des Platzes vor dem Modell der Synagoge auf den Beginn der Zeremonie zu fokussieren.

Lockerer Umgangston

Tatsächlich darf die Schofar nicht zu jedem Spaß geblasen werden, doch hatte Andrew Steiman, der vom Bürgermeister bei einer anderen Zeremonie danach gefragt worden war, eine reelle Begründung gefunden: „Es ist die Zeit, die Schofar zu hören“, denn bald beginnt nach jüdischer Rechnung das neue Jahr. Und außerdem gibt es hier ja auch etwas Neues. Das Widderhorn ertönt nämlich seit Abraham erkannte, dass im Opfern von Menschen kein Heil liegt, nur, um neue Zeiten und historische oder geistige Veränderungen anzukündigen.

Nicht nur wegen der neugestalteten Gedenkstelle war die Melodie, die in einem alten, heute unverständlichen Bibelcode festgelegt ist und als „Gebet ohne Worte“ gilt, angebracht, auch um die Erkenntnis zu feiern, dass das christlich-jüdische Verhältnis – zumindest hier und heute in Königstein – über ein aufeinander zugehen längst zu einer herzlichen Gemeinschaft gewachsen ist. Man kennt sich nicht nur, man mag sich und darf daher – und das ist für die Zukunft unglaublich wichtig – in dieser Runde auch fröhlich sein, natürlich stets, ohne den Ernst der Vergangenheit zu vernachlässigen. „Lachen gehört auch zum jüdischen Gottesdienst“ unterstützte Steiman das Anliegen, die Gemeinschaft mit fröhlichen Momenten und zu stärken und konnte der Segnung der Gedenkstätte durch Kaplan Tobias Blechschmidt mit Weihwasser einiges abgewinnen.

Gemeinsamer Segen

Mit Psalm 143 („Ich gedenke an die früheren Zeiten... tu‘ mir kund den Weg, den ich gehen soll...“) hatten Katharina Stoodt-Neuschäfer und Tobias Blechschmidt auf das gemeinsame Segenswort hingeführt, zu dem sich schließlich alle im Kreis an den Händen fassten: „Der Herr segne Dich und behüte Dich ...“, jeder Vers ergänzt um die jüdische Übersetzung.

„Das Kunstwerk von Eva Groth-Pfeifer hat endlich einen würdigen Rahmen“ und „Jetzt müssen wir im November nicht mehr im Matsch stehen“ waren weitere Äußerungen während der Einweihungsfeier, die nicht von der Hand zu weisen waren. Leonhard Helm vergaß auch nicht, sich bei seinen Mitarbeitern zu bedanken, die die Arbeit mit den Baumaßnahmen hatten und bei den Politikern, die das Geld dazu freigegeben hatten. Joachim Helsper hatte zeitgleich endlich den Kampf mit dem Dämmerungsschalter gewonnen, der die sieben Lampen an den Enden des Leuchters im Pflaster normalerweise erst abends einschaltet – mittels einer dunklen Arbeitsweste erstrahlten sie dann aber doch zu dieser besonderen Stunde im Hellen.

Mit der Umgestaltung hat die Stadt auch gleich an einem größeren Rad gedreht: Einschließlich des anschließenden Weges in Richtung des Schweizer Hauses wurden die nicht mehr verkehrssicheren Asphaltflächen ausgebrochen und zur Sicherung der Böschung unter anderem oberhalb des Weges eine Natursteinmauer errichtet. Der Platz vor der Synagoge wurde vergrößert und mit Kleinpflaster befestigt. Innerhalb der Pflasterfläche wurde ein Leuchter (Menora) durch farblich abgesetztes Pflaster dargestellt. Die Arme des Leuchters wurden mit Bodenstrahlern ausgestattet. Zudem steht nun ein Stromanschluss für die Gedenkfeier im Bereich der Synagoge zur Verfügung.

Weitere Artikelbilder



X