Stadtradeln war erfolgreich: „selbstständig, nachhaltig und hoffentlich mit einer Portion Spaß“

Viele Urkunden waren das Ergebnis der diesjährigen Aktion „Stadtradeln“, die sich mit dem „Schulradeln“ zusammengetan hatte. Rechts Stephan Zalud, Direktor der St. Angela-Schule, auf deren Schulhof die Verleihung stattfand, links „Stadtradeln-Star“ Vivien Kim Hohberger. Fotos: Friedel

Königstein (hhf) – „Danke an Herrn Zalud, dass er die Schule für uns geöffnet hat“ – Christian Bandy, der die Aktion „Stadtradeln“ von der Kur- und Stadtinformation (KuSI) aus koordiniert hat, war auf einen ganz besonderen Ort gekommen, um die Urkunden der diesjährigen Luftreinhaltungskampagne zu verleihen. Zwar hatte lange nicht jeder Teilnehmer, so wie „Stadtradeln-Star“ Vivien Kim Hohberger, volle drei Wochen auf das Auto komplett verzichtet, doch haben 151 aktive Radfahrer in sieben Teams in den drei Wochen im September stolze 22.812 Kilometer erradelt und damit dem Heilklima über drei Tonnen CO2 erspart.

Nun gut, pro Einwohner umgerechnet ergibt das 1,34 Kilometer pro Kopf, das ist noch ausbaufähig, aber es hat sich ja auch nicht jeder, der sein Auto mal stehen gelassen hat, registrieren lassen. Außerdem zeigt ein Vergleich mit Berlin (0,59 km/Kopf) und Leipzig (2,94 km/Kopf), dass die Kurstadt sich ganz seriös im Mittelfeld befindet. Immerhin hat Königstein erst zum zweiten Mal an der bundesweiten Aktion teilgenommen und dabei zum Beispiel die St. Angela-Schule (SAS) mit ins Boot geholt, die mit dem eigens ausgerufenen „Schulradeln“ über 5.000 Kilometer beigesteuert hat.

Umweltschutz im Schulalltag

Dabei hat die Stadtverwaltung in der SAS gewissermaßen offene Türen eingerannt, denn dort hat man Umwelt- und Klimaschutz schon länger fest im Blick: „Wir achten darauf, den Umweltschutz im Alltag zu verankern“, beschreibt Schulleiter Stephan Zalud die nicht so offensichtlichen Auswirkungen neben Biotopen im Schulgarten, Insektenhotels und Bienenzucht. So gibt es an der Schule auch einen „Plastik-frei-Tag“, Mülltrennung in allen Klassenräumen und die Schulkantine verwendet keinerlei Einwegverpackungen. Die Kantine machte der Urkundenverleihung in der Mittagspause übrigens ernsthafte Konkurrenz, nach einem anstrengenden Vormittag war sie nach dem Pausengong der erste Anlaufpunkt für die Schülerinnen, die die Erlaubnis hatten, mit ihrem Mittagessen zur Prämierungsfeier zu kommen.

Mit einer magenfüllenden Verspätung konnten sie dann unter anderem hören, dass ihre Schule für ihr Engagement ein Lob von Minister Tarek al Wazir eingefahren hatte und auch die Geschäftsführung des ivm (Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Region Frankfurt RheinMain) dankte den Neulingen in ihrer seit fünf Jahren angebotenen Schulradelaktion „Besser zur Schule“ fürs Mitmachen in einem eigenen Grußwort, das Christian Bandy stolz verlas: „Wir freuen uns über jeden Kilometer, der selbstständig, nachhaltig und hoffentlich mit einer Portion Spaß zur Schule gefahren wurde.“

Stadtradeln mit Helm

Auch ein Grußwort von Leonhard Helm konnte Christian Bandy verlesen, der Rathauschef war krank, vermutlich, weil ihm die Termine der letzten Wochen keine Zeit mehr zum Radeln gelassen hatten, denn eigentlich ist der Bürgermeister ein großer Fan der Drahtesel und seit dem ersten Tag beim Stadtradeln dabei: „Ich selbst konnte ebenfalls mitfahren und dabei auch viele dienstliche Termine bis nach Bad Homburg und Wiesbaden wahrnehmen.“ Er gibt allerdings zu, dass das E-Bike dabei keine geringe Rolle spielt.

Ganz anders ist da Joachim Helsper drauf, ein wahrer „Puritaner“, der schon lange – wie viele seiner Kollegen aus dem Bauamt – die reichlichen Dienstfahrten per pedale erledigt. So hat er es auch geschafft, mit 785 Kilometern den lokalen Rekord für Einzelleistungen einzufahren, dafür bekam der städtische Mitarbeiter vom Kollegen Bandy auch die „goldene Urkunde“ – die Nächstplatzierten hatten aber auch jeweils über 700 km aufzuweisen.

Da die „Kapitäne“ der sieben einzeln gemeldeten Gruppen stellvertretend die entsprechenden Urkunden überreicht bekamen, steckte Christian Bandy erst einmal ein solches Dokument in die eigene Tasche, denn sein „Offenes Team“ – Stadtverwaltung und andere – hatte mit 11.069 km den ersten Platz belegt und damit über 1,5 Tonnen CO2 eingespart.

Kilometer und Kapitäne

Mit 5.297 km belegte die SAS (Kapitänin Anita Koch) den zweiten Platz, gefolgt vom ADFC Ortsverband (Kapitän Didier Hufler), dem Fitness-Studio Fit4Women (Margareta Dziambor), den „Grünen Radlern“ (Rolf Kerger), dem Waldkindergarten „Trullige Trolle“ (Vivien Kim Hohberger) und den „iRadlern vom Kaltenborn“ (Suzanne Müller-Hess).

Vivien Kim Hohberger erhielt als „Stadtradeln-Star noch eine Fahrrad-Tasche als Präsent, gesponsort vom Klima-Bündnis. Ihr Lastenfahrrad, das sie in den drei Wochen ohne Auto benutzen konnte, hatte der Pedelity-Fahrradverleih zur Verfügung gestellt, der auch E-Bikes zur vergünstigten Miete bereit stellte.

Dank erging weiterhin an die Verkehrswacht Obertaunus für die Unterstützung der Auftaktveranstaltung, die REWE-Filiale in der Wiesbadener Straße für Obst zum gleichen Termin und auch an die Presse „für entgegenkommende Berichterstattung und den Spaß an der Sache, was auch in den Artikeln ‘rübergekommen ist.“

Stadt verbessert Radwegenetz

Kein Spaß ist, was Stadtparlament und Bürgermeister nach den Worten des Letzteren tun, um dem gestiegenen Bewusstsein für das Rad als alternative zum Auto, das durch das Stadtradeln gefördert wird, Rechnung zu tragen: „Die Stadt Königstein hat dies erkannt und versucht, trotz enger Straßen und für das Fahrrad topografisch ungünstiger Bedingungen das Radwegenetz zu verbessern.“ Entsprechende Routenbeschilderung und erste Schutzstreifen in der Frankfurter Straße sowie die Öffnung der hinteren Hauptstraße plus Altstadt für den Fahrradgegenverkehr zeugen von der Ernsthaftigkeit dieser Bemühungen. Aktuell sind aber auch Überlegungen im Gange, bessere Radwege nach Bad Soden und Kelkheim einzurichten, und ein generelles Gespräch mit dem ADFC steht an.

Vorläufig empfiehlt Christian Bandy erst einmal „Immer schön weiter in die Pedale treten“, zur Überbrückung und Übung bis zum nächsten Stadtradeln, das vermutlich am 30. August 2020 beginnen wird. Und wenn es da ein Winter-Tief in der Motivation geben sollte: Alle erfolgreichen Teilnehmer können sich ihre Urkunden ab sofort in der KuSI abholen!

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