Wadi Woogbach

Königstein (hhf) – Hätte eine Marssonde die Pfütze im Vordergrund fotografiert, wäre das eine riesige Sensation, das Bild von Martin Keutner hingegen fügt sich nahtlos in das regelmäßige Hochsommerszenario, das mit Wassernotstand und Waldbrandgefahr die Urlaubsgefühle im Zaum hält. Schön zeigt sich am linken Bildvordergrund die Wirkung von kräftigen Baumwurzeln, die die Böschung zusammenhalten, während die großen Steine dahinter schon wieder freigespült sind. Wie einen Rennfahrer drückt es nämlich die Wassermassen in einer Kurve stets nach außen, so dass dort immer der größte Abtrag stattfindet, während die Kurveninnenseite sich durch Kies- und Schotterbänke, also die Ablagerung kleinerer Gesteinsbrocken, auszeichnet – sogar Pflanzen können dort wieder Fuß fassen. In Folge eines Sommergewitters sollte es aber nicht ausgeschlossen werden, dass sich auch in diesem Wadi – so die korrekte Bezeichnung für trockengefallene Fluss- oder Bachbetten – eine Flutwelle Bahn bricht, was wiederum sommernarrentliche Woogwadi-Wadenwackeler wundern könnte.

Um der Weser und ihrer Schifffahrt ein solches Schicksal zu ersparen, hat man übrigens einen Stausee an der Eder angelegt, der im Sommer das nötige Wasser „zuschießt“, sofern noch genug vorhanden. Letztere Bedingung lässt dann freilich auch von der Forderung absehen, den Falkensteiner Forellenweiher leerlaufen zu lassen, um den Forellen im Woogtal ihre Ausflüge in den hohen Taunus zu ermöglichen. In Zeiten der Not muss eben der Tourismus eingeschränkt werden – und der Schwall Wasser von oben wäre ja auch nur ein Tropfen auf die heißen Steine im Tal.
Foto: Keutner



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