Waldbrand am Tillmannsweg beschäftigte 250 Feuerwehrleute

Königstein
(gs) – Bereits gegen 9 Uhr wurden viele Bewohnerinnen und Bewohner Königsteins und der Ortsteile am vergangenen Donnerstag durch die Notfalleinsätze der stadteigenen Feuerwehren darauf aufmerksam, dass „Großes“ passiert sein müsse, um ein derart umfangreiches Aufgebot an Einsatzfahrzeugen zu rechtfertigen. Gegen 9.45 Uhr schließlich wurde eine Warnmeldung über die NINA-Katastrophen-WarnApp aktiviert, die darüber informierte, dass es im Bereich Königsteins aufgrund eines Waldbrandes zu Behinderungen und Einschränkungen komme. Etwa zeitgleich erreichten erste Fotos aus Frankfurt die Redaktion und zeigten die weithin – bis in die Innenstadt von Frankfurt – sichtbaren Rauchwolken eines Waldbrandes über dem Taunus, der den ganzen Tag lang die Wehren des Hochtaunuskreises und der angrenzenden Orte beschäftigen sollte.

Joggerin entdeckte Brandherd

Eine aufmerksame Joggerin hatte bei ihrer morgendlichen Runde einen aufkommenden Brand im Wald bei Falkenstein – westlich des Tillmannsweges – entdeckt. Die Frau informierte über die 112 umgehend die Feuerwehr und konnte den Brandort, dank ihrer guten Ortskenntnis, genau beschreiben. Für Stadtbrandinspektor und Gesamteinsatzleiter Heiko Martens stand ziemlich schnell fest, dass es sich um ein großes Waldfeuer handelte, das am Ende, so Christoph Schwarzer, Sprecher der Feuerwehr Königstein, eine Fläche von fast 6 ha betraf.

Fast 60.000 m
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Wald abgebrannt

Alarmiert wurden zunächst die Feuerwehren der Stadt Königstein, im weiteren Tagesverlauf kamen Einsatzkräfte aus dem Hochtaunuskreis und den benachbarten Orten zur Unterstützung, um den Brandherd, der sich schnell ausdehnte, zu bekämpfen. Dabei machte das steile Gelände, sich drehender Wind und die weiten Wege den Einsatzkräften zu Schaffen. Als besonders gefährlich erwies es sich, dass es sich um einen Wipfelbrand handelte. Dabei kann das Feuer von Baumkrone zu Baumkrone überspringen und so den Rückzugsweg der Einsatzkräfte abschneiden. Bis zum Nachmittag hatte sich der Brand trotz intensiver Löschmaßnahmen auf eine Fläche von ca. 40.000 Quadratmetern ausgeweitet.

Auch Hessen Forst beteiligte sich als Teil der Einsatzleitung an den Löscharbeiten. Es wurde beispielsweise mit Rückemaschinen der Zugang der Wehren zu den Brandstellen ermöglicht. Zudem fällten Waldarbeiter von Hessen Forst Bäume, damit Feuerwehrleute die brennenden Baumkronen ablöschen konnten. „Hier hat sich gezeigt, wie gut Institutionen im Hochtaunuskreis zusammenarbeiten“, lobt der Landrat. Die Polizei trug ihrerseits zur Bekämpfung des Feuers bei, indem sie sicherstellte, dass die Einsatzfahrzeuge auf der B8 möglichst nah an die Einsatzstellen heranfahren konnten.

Belastender Groß-Einsatz

Rund 250 Einsatzkräfte waren vor Ort, um den Brand zu bekämpfen. Der Einsatz war für die Feuerwehrleute nicht nur gefährlich, sondern ob der hohen Temperaturen auch sehr belastend. Zur Unterstützung war von der Polizei in Koblenz ein Hubschrauber im Einsatz, der mit Hilfe von Faltbehältern aus dem Billtalweiher Wasser entnahm. Das DRK versorgte die Einsatzkräfte nicht nur medizinisch, sondern darüber hinaus auch mit Getränken und Verpflegung.

Christoph Schwarzer berichtete, dass die Einsatzkräfte teilweise an ihr Limit gingen. Die Temperaturen waren enorm und vor allem das sogenannte Totholz, was im Wald zwischen den Bäumen liegt, wirkte wie ein Grillfeuer und verlangte den ehrenamtlichen Brandbekämpfern alles ab.

Nach ca. 5 Std. versuchte man die ersten Kräfte auszutauschen, was aufgrund der normalen Arbeits- und Urlaubszeit erst organisiert werden musste.

Ein weiteres Problem stellte die Versorgung mit Löschwasser dar. Der Falkensteiner Hochbehälter war mittags leer und alternative Wasservorräte auch nahezu aufgebraucht. Am Nachmittag wurde deshalb der gutfunktionierende Pendelverkehr der Großtanklöschfahrzeuge durch Befüllungen in Oberursel aufrecht erhalten.

Die B8 war in Folge des Einsatzes, der bis in die Abendstunden andauerte, im Bereich der Billtalhöhe über mehrere Stunden gesperrt. Vier Feuerwehrleute wurden bei dem „massiven Einsatz“ verletzt, zwei von ihnen mussten in ein Krankenhaus gebracht werden.

„Man mag sich kaum vorstellen, was noch alles hätte passieren können, wenn Feuerwehr, Rettungsdienste, Polizei und Hessen Forst nicht so schnell und umsichtig gehandelt hätten“, sagt Landrat Ulrich Krebs, der mit Kreisbrandinspektor Carsten Lauer selbst vor Ort war, um sich über das Ausmaß aus erster Hand zu informieren. „Ich möchte mich daher bei allen ganz, ganz herzlich bedanken, die dazu beigetragen haben, das Feuer zunächst unter Kontrolle zu bringen und dann einzudämmen.“

Erfolgreiche Brandbekämpfung

Jeder trug sein Möglichstes dazu bei, der Flammen Herr zu werden. So auch der Angelsportverein Königstein, der dem Löschhubschrauber erlaubte, seinen Löschwasserbedarf quasi nebenan aus der Teichanlage an der Billtalhöhe zu decken, so dass dieser mit hoher Frequenz das Wasser über dem Brandgebiet ausschütten konnte. „Wir können stolz darauf sein, wie hier alle Kräfte Hand in Hand gearbeitet haben. Das ist in solchen schwierigen Zeiten, in denen wir gerade leben, keineswegs selbstverständlich. Es sollte uns aber Mut machen, dass wir vieles meistern können, wenn wir geschlossen zusammenstehen“, so Ulrich Krebs abschließend.Am Abend dann schließlich die erlösende Nachricht: Der Brand war gelöscht. Nach ca. 12 Stunden Dauereinsatz konnte der Königsteiner Feuerwehrchef Heiko Martens, der von Anfang bis Ende vor Ort war, „Feuer aus“ melden. Die Feuerwehren wässerten den Waldboden stark, um sicherzustellen, dass in dem Naturschutzgebiet, in dem sich sehr viel (knochentrockenes) Totholz auf dem Waldboden befindet, keine Glutnester mehr befinden. Über Nacht ließ die Freiwillige Feuerwehr die Wasserschläuche vor Ort zudem „ausgerollt“, um eventuell aufflammende Glut umgehend löschen zu können.

Am Freitagmorgen, so berichtete die Feuerwehr, habe man den Bereich dann nochmals kontrolliert und das sicherheitshalber noch vor Ort verbliebene Material wieder einsatzklar gemacht.

Brandursache

Das Feuer war, ersten Erkenntnissen zu Folge, in direkter Nähe zum Tillmannsweg ausgebrochen und hatte sich dann – aufgrund des vielen Totholzes und der vorherrschenden Trockenheit – rasant ausgebreitet. Die Brandursache ist noch unklar, Brandstiftung kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.

Zur Brandursache ermittelt die Bad Homburger Kriminalpolizei. Personen, die im genannten Bereich Beobachtungen gemacht haben, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer (06172) 1200 zu melden.



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