Mammolshain trauert um Erhard Heil

Mit dem Tod von Erhard Heil verliert Mammolshain eine umtriebige, stets mit ganzer Seele engagierte Persönlichkeit, die eine große Lücke hinterlässt. Foto: privat

Mammolshain (hhf) – „Wer die Menschen gewinnen will, muss sein Herz zum Pfand geben“. Dieser Satz Adolph Kolpings kann sicher als das Lebensmotto von Erhard Heil gelten, der am 1. Juli im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Erhard Heil war Mitglied in zahlreichen Mammolshainer Vereinen, besonders prägte er aber die Kolpingfamilie, in die er 1975 eintrat.

Zunächst engagierte er sich dort in der Jugendarbeit, organisierte Jugendfreizeiten und die Teilnahme an Kolping-Fußballmeisterschaften, die sogar mit der deutschen Meisterschaft belohnt wurde. „In Zusammenarbeit mit der Stadt nahmen auch fussballbegeisterte Jugendliche der städtischen Ferienfreizeiten an diesem Erlebnis im münsterländischen Riensenbeck teil“, erinnert sich Hermann-Josef Lenerz, der als Jugend-Sozialarbeiter und später Sozialamtsleiter viel mit dem Mammolshainer gemeinsam auf die Beine stellte – und dabei durchaus profitieren konnte, zum Beispiel 1982: „Viele Ideen schwirrten im Vorfeld des 1. Open-Air-Festivals auf der Königsteiner Burg um diese Veranstaltung – nur Erfahrung hatte niemand! Und so wurde auch das Thema Essen/Getränke in epischer Breite diskutiert. Mit Erhard Heil, den ich von einigen Veranstaltungen als Verantwortlichen der Kolpingjugend Mammolshain kannte, hatte ich dann gesprochen, er wiederum mit seiner Jugendgruppe und der Firma Elzenheimer. Innerhalb kürzester Zeit waren Essen und Getränke mit seinem tatkräftigen Engagement gesichert. Über viele Jahre hat Jungkolping Mammolshain diese Aufgabe dann weiter kompetent und bravourös gemeistert.“

Ernst mit Fröhlichkeit

Von 1982 bis 2003 stand Heil als Vorsitzender an der Spitze der Kolpingfamilie, anschließend blieb er dem Vorstand als Ehrenvorsitzender erhalten. Damit wurde er auch für Manfred Colloseus, der 2019 für sagenhafte 50 Jahre Vorstandstätigkeit in der Königsteiner Kolpingfamilie geehrt worden ist, zu einem „Weggefährten, bei dem Adolph Kolping bei allem Denken und Handeln stets Leitbild war. Mir kommt bei der Erinnerung an Erhard Adolph Kolpings wegweisendes Wort ‚Beten, lernen und arbeiten, alles mit Ernst und doch mit Fröhlichkeit‘ in den Sinn. Für Erhard war das keine leere Worthülse. So hat er es in allen Lebensbereichen, nicht zuletzt in unserem gemeinsamen Kolpingwerk, gelebt.“

„Wir können uns eine Kolpingfamilie und Mammolshain ohne Erhard gar nicht vorstellen“, sagt Wolfgang Buckel, aktuell Vorsitzender der dortigen Kolpingfamilie. „Sein Wirken hat unsere Kolpingfamilie stark geprägt und viele Menschen berührt und begeistert.“ Neben der Organisation und Durchführung zahlreicher Studienreisen und Senioren-Werkwochen blieb Erhard Heil stets der Jugend verbunden und hatte nicht nur immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Kolpingjugend, sondern unterstützte über viele Jahre hinweg Jugendliche in der Berufsausbildung mit Beratung und der Vermittlung von Ausbildungsplätzen. Nicht zuletzt für dieses Engagement wurde Erhard Heil, der sich selbst bei der Hoechst-AG zum Ingenieur hochgearbeitet hatte, mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet.

Auch in der Kirchengemeinde St. Michael hinterließ Erhard Heil Spuren, als Mitglied in Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat war er lange Zeit unter anderem der Verwalter des Hauses St. Michael, erfand zum Beispiel die „Kirchbergaktion“ zur Grünpflege des Kirchbergs und war Mitorganisator des Pfarrfestes. In Sachen Kindergarten traf er dann wieder auf Hermann-Josef Lenerz: „Jahrelang war Erhard Heil Vertreter der Mammolshainer Kirchengemeinde in diesem Gremium mit mir als Stadtvertreter. Wir haben stets vertrauensvoll zusammengearbeitet und vor allem in seiner ruhigen, sachlichen und zielorientierten Art wurde nach dem Motto: ‚Nicht Probleme diskutieren, sondern Lösungen aufzeigen/erarbeiten‘, mit Eltern und Kindergartenteam einiges erreicht.“

Als nachhaltig prägend können sicherlich die Mitbegründung und der kontinuierliche Ausbau der Partnerschaft zwischen Kolpingfamilie und katholischer Kirchengemeinde St. Michael einerseits und der Niederlassung der 1950 vom damaligen Mammolshainer Pfarrer Bernhard Bendel gegründeten Heilig-Geist-Schwestern in Rauya/Tansania ab 1964 andererseits bezeichnet werden.

Von Beginn an setzte sich Erhard Heil für diese Partnerschaft und die Menschen in Tansania ein. Er organisierte 1982 den ersten Jugendpartnerschaftsbesuch in Tansania sowie weitere Partnerschaftsbesuche, die er gerne auch begleitete, oft mit Johannes Schießer gemeinsam, den er mehr und mehr für die Projektleitung begeistern konnte. So lag ihm die Sicherung der Trinkwasserversorgung besonders am Herzen, ein weiterer Schwerpunkt war der Bau und Ausbau des Charlotte Health Centres zu einem Krankenhaus. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Partnerschaft konnte Erhard Heil im Dezember 2014 noch einmal nach Tansania reisen, bis zuletzt war ihm die „Eine Welt“ eine Herzensangelegenheit.

Seine Tatkraft setzte er natürlich auch zu Hause immer wieder für die Förderung der Partnerschaft ein, sei es beim alljährlichen Pfarrfest oder Adventsbasar, bei der Rekrutierung von Sponsoren oder beim Nikolausrundgang – dann unter Bart und Kostüm vielleicht nicht für alle erkennbar. Am Montag, 20. Juli, werden um 14 Uhr auf dem Friedhof in Mammolshain nun seine Freunde und Weggefährten vielleicht nicht gleich am Gesicht erkennbar sein, denn die Trauerfeier und Beisetzung findet natürlich gemäß den geltenden Corona-Regeln statt.



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