Tamino rettet Pamina: Wenn aus der Heinrich-Dorn-Halle ein „Opernhaus” wird

Schneidhain (kw) – „Zu Hilfe! Zu Hilfe! Sonst bin ich verloren, der listigen Schlange zum Opfer erkoren – barmherzige Götter! Schon nahet sie sich, ach rettet mich, ach rettet, schützet mich”, ruft Prinz Tamino, während er – verfolgt von einem Drachen – durch die Zuschauerreihen in der Heinrich-Dorn-Halle rennt. Gespannt blicken 280 Augenpaare, was als Nächstes passiert. Der Prinz flüchtet sich auf die Bühne, immer noch den Drachen auf den Fersen, unter dessen Kostüm drei Schüler der Grundschule am Kastanienhain stecken. Tamino fällt auf der Bühne in Ohnmacht, wird aber von drei Dienerinnen – ebenfalls Schülerinnen – der Königin der Nacht gerettet. Tosender Applaus vom Publikum aus der ausverkauften Turnhalle.

Oper Thema der Projektwoche

Nach dem Zirkus-Projekt im letzten Jahr wählten die Grundschule und der Förderverein auch in diesem Jahr wieder ein spezielles Thema für die Projektwoche aus: Mit ausgebildeten Opernsängern der Jungen Oper Detmold stand eine Schulwoche lang der Workshop „Die Zauberflöte“ auf dem Programm.

Alle 187 Kinder der fünf Jahrgangsstufen studierten eine speziell angepasste Variante der Oper von Wolfgang Amadeus Mozart ein, richteten die Bühne ein und bereiteten die beiden Aufführungen am vergangenen Freitag vor. „Alle Kinder waren mit Begeisterung dabei, auch wenn die Opernmusik am ersten Tag für sie doch noch etwas gewöhnungsbedürftig war”, erklärt Schulleiterin Bettina Bickmann mit einem Augenzwinkern dem Publikum.

Den Chor bildeten die Eingangsstufenklassen und die 2. Klassen. „Wir haben hier meiner Meinung nach eine Weltsensation, denn es hat noch nie einen so jungen Chor bei einer Zauberflötenaufführung gegeben”, sagt Stefan Lindemann, der den singenden Prinz Tamino spielt. Der Grund: In der Eingangsstufe der Grundschule sind fünfjährige Kinder. Die Sprechrollen der Hauptcharaktere wurden mehrfach besetzt und unter den restlichen Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Klassen verteilt. „So gibt es mehrere Prinzen Tamino, Prinzessinnen Tamina oder Vogelfänger Papageno und jeder Darsteller musste nur einen überschaubaren Textteil lernen”, erklärt Bickmann. Die zahlreichen professionellen Gesangseinlagen wurden von den drei ausgebildeten Opernsängern der Jungen Oper Detmold übernommen.

Viele Helfer werden eine Familie

„Dass so ein Projekt nicht ohne ein engagiertes Team umgesetzt werden kann, versteht sich von selbst”, erklärt Bickmann. Neben dem Lehrerkollegium, den Hausmeistern, den FSJlern und dem Team der Betreuung engagierten sich auch viele Eltern. „Wir sind wie eine große Familie. Besonders hervorzuheben ist die Arbeit der Vorsitzenden des Fördervereins, Nadine Bauer, die sich in den letzten Wochen hauptsächlich um die erfolgreiche Umsetzung gekümmert hat“, so Bickmann weiter.

Nadine Bauer schlüpfte bei den beiden Vorstellungen noch in eine besondere Rolle: Als Kamerafrau filmte sie beide Vorstellungen komplett, damit den Kindern und den Besuchern nachträglich eine bleibende Erinnerung erstellt werden kann. Der Förderverein war es auch, der einen Großteil der Kosten übernahm. Schulleiterin Bettina Bickmann weiter: „Zusammen mit einer größeren Spende der Mainova sowie Spenden der Eltern und dem Verkauf der Eintrittskarten konnte die gesamte Finanzierung des Projektes gestemmt werden.”

Zugabe

Nach rund 90 Minuten gab es nicht nur tosenden Applaus der mehr als 280 Zuschauer, sondern auch eine Besonderheit. Eigentlich gibt es bei einer Oper keine Zugabe. „Wir haben da aber etwas vorbereitet”, sagte Stefan Lindemann von der Jungen Oper, „aber nur unter einer Bedingung”. Das Publikum musste gemeinsam mit dem auf der Bühne versammelten Ensemble das Zauberflöten-Lied „Es klinget so herrlich” singen. Und das Publikum lieferte, sodass beide Aufführungen einen runden Abschluss fanden und alle Beteiligten erschöpft, aber stolz und freudestrahlend eine besondere Schulwoche beenden konnten.

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