„Wir machen alles Mögliche digital, gelebt wird aber analog!“

Bundestagsabgeordneter Prof. Heinz Riesenhuber und sein designierter Nachfolger, Norbert Altenkamp, gaben sich beim CDU-Neujahrsempfang die Ehre. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Zum Auftakt 2017 mit Bundestagswahl am 24. September gaben sie sich beim Kronberger CDU-Neujahrsempfang der Bundestagsabgeordnete Prof. Heinz Riesenhuber und sein designierter Nachfolger, der Bad Sodener Bürgermeister Norbert Altenkamp sowie der Europaabgeordnete Thomas Mann die Ehre in der Stadthalle. Und hatten anspornende Reden für die Kronberger Christdemokraten und alle interessierte Bürger, die Einladung der CDU und der Senioren Union gefolgt waren, im Gepäck. Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende, Reinhard Bardtke, der die zahlreichen Mitglieder und Gäste, unter ihnen auch die ehemalige Stadtverordnetenvorsteherin Blanka Haselmann (CDU) und Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) sowie Landrat Ulrich Krebs (CDU) begrüßte, legte das Augenmerk nach kurzem Blick auf kommunale Themen der Kronberger CDU auf die „besonderen Herausforderungen“, vor denen die Christdemokraten stehen. In Zeiten, in denen die Populisten auf dem Vormarsch seien, macht er sich nicht allein um die Zukunft Europas Sorgen. Europaabgeordneter Thomas Mann setzt in der aktuellen Situation auf Bürgernähe und auf Wahlkampf mit Inhalten, und davon habe die CDU einige vorzuweisen. Genauso stark wie Parteien anderer Couleur kämpften die CDU und er als Europaabgeordneter dafür, Steuerschlupflöcher, die große Unternehmen nutzten, zu stopfen und Mittelständler zu stärken. „Wir setzen auf Gerechtigkeit, aber nicht nur, die innere und äußere Sicherheit ist ebenso wichtig“, erklärte er. Zu der Aufstellung von Martin Schulz als Gegenkandidaten zu Angela Merkel betonte er: Der Hype um ihn sei gar nicht schlecht und er könne kämpfen, keine Frage. Für die Union sei das eine positive Dynamik, die nun in die Bundestagswahl komme. Denn auf diese Weise würden die Bürger wach und gingen raus, um zu wählen. „Entzaubern“ werde sich Schulz bis zur Wahl schon selbst, prognostizierte er.

Prof. Heinz Riesenhuber verstand es in seinem Redebeitrag, „trotz dunkler Wolken am Horizont“, die Bürger zu motivieren, sich weiter nach ihren Möglichkeiten für das Gemeinwohl einzusetzen. Und er machte ihnen bewusst: „Sie alle hier, die hier zusammengerufen worden sind und über die Jahre zusammenkommen, sind es, die die Bürgerlichkeit einer solch schönen Stadt begründen.“ Doch sei es angesichts der unabwägbaren Entwicklungen in Europa nicht leicht, sich seine Fröhlichkeit zu erhalten. „Wir wissen nicht, was in Frankreich passiert, auch in Griechenland haben wir noch nicht alle Probleme gelöst“, so Riesenhuber und wie es in Spanien weitergehe, sei auch nicht klar. Eine „gefährliche Sache“ sei außerdem der amerikanische Präsident Donald Trump, der Europa nicht wolle, und möglicherweise agiere, ohne alle Fakten und alle relevanten Tatsachen, so die Gewaltenteilung, anzuerkennen.

„Wir haben ein geordnetes, solides Land, uns geht es gut!“, betonte er im zweiten Atemzug. Das sei, gerade in Zeiten populistischen Zuwachses wichtig, sich einmal klar zu machen. „Deutschland steht gut da, es gibt kein Land in Europa, das in diesem Maße im Wohlstand lebt wie wir.“ So viele Arbeitsplätze, wie derzeit, habe Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten nicht gehabt und dazu gebe es mit der Koalition aus CDU und SPD sogar eine Regierungskoalition, die „noch funktioniert“. „Was die Bürger verstanden haben ist, es ist uns in den letzten Jahren gelungen, den Laden zusammen zu halten, in Europa und in Deutschland!“

Und genau damit lasse sich gut arbeiten: auch in der politischen Arbeit für die Christdemokratie vor Ort: die entscheidende Aufgabe in Zeiten der digitalen Welt sei, das direkte Gespräch mit den Bürgern zu suchen. „Und zwar mit jedem, auch wenn er sich wehrt“, meinte er mit Augenzwinkern, natürlich „mit Sanftmut und Verständnis“. Mit Sachargumenten zu überzeugen, aber auch zuhören zu können. In Zeiten, in der die Qualitätspresse jährlich ein bis zwei Prozent an Auflage verliert und damit an Einfluss und stattdessen übers Internet häppchenweise Informationen verteilt würden, gehe Konsens verloren, befürchtet Riesenhuber. Ein offener demokratischer Diskurs gestalte sich zunehmend schwieriger. Es mache den Eindruck, als werde die öffentliche Diskussion von Einflüssen beherrscht, die nicht mitgestaltet werden können, aber zu Wahlergebnissen aus aktueller Gemütslage führen können. Der Glaube, aus dem Internet allumfassend informiert zu werden, ist gefährlich“, betonte Riesenhuber. Das Orientierungswissen der Zeitungen trete hier immer mehr in den Hintergrund. „Die digitale Welt ist aber mit der realen Welt nicht gleichzusetzen“, warb er für Wachsamkeit. „Wir machen alles Mögliche digital, gelebt wird aber analog!“ Diesem schleichenden Prozess der Weltveränderung sei mit noch mehr Tatkraft zu begegnen. Jeder Einzelne solle sich in der realen Welt noch mehr einsetzen, als irgendjemand von ihm verlangen könne. „Angela Merkel hat den Laden mit Sanftmut, Geduld und Entschiedenheit zusammengehalten – und: Deutschland blüht!“, befand er abschließend, nicht ohne Norbert Altenkamp, seinen designierten Nachfolger, noch schnnell wohlwollend anzukündigen: „Er steht für gerade, solide, kurz, für wertebegründete Politik.“ Altenkamp und Riesenhuber kennen sich bereits länger, wie CDU-Bundestagskandidat Altenkamp den Empfangs-Gästen verriet. Altenkamp warb in Zeiten von Populismus und Abschottungstendenzen dafür, sich möglichen Chancen zu stellen, – losgelöst vom Kummer. Denn in seinen 14 Jahren als Bürgermeister von Bad Soden habe er auch gelernt, dass Deutschland eine unglaublich positive Entwicklung hingelegt habe. Wenn sich Amerika tatsächlich abschotte, dann solle Deutschland die mögliche Chance nutzen, Innovationstreiber nach Deutschland zurückzuholen. Gleichzeitig gelte es, sich in Zeiten von Abschottung christdemokratischer Grundwerte zu besinnen und deutliche Zeichen zu setzen, frei nach dem Satz, den er aus seiner Kindheit kennt: „Was du nicht willst, dassman dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Altenkamp will der „Herausforderung, die digitale Welt mit der analogen zu schlagen“, mit „Hausbesuchen“ in Kronberg und in den Nachbarkommunen begegnen. Dazu sind die Christdemokraten aufgerufen, sich Freunde und Bekannte nachhause zum politischen Diskurs einzuladen. Erfahrungsemäß erreiche man auf diese Weise mehr Menschen, als auf Wahlkampfveranstaltungen, erklärt der Vater einer siebenjährigen Tochter und eines zehnjährigen Sohnes frei heraus.

Für den genussvollen Rahmen gab es nicht nur im Anschluss an die Reden Sekt und Häppchen, sondern bereits dazwischen musikalische Leckerbissen, souverän vorgetragen vom Nachwuchstalent, der Geigerin Anne Luisa Kramb, die seit Oktober letzten Jahres als Junge Solistin im Pre-College der Kronberg Academy in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt studiert.

Weitere Artikelbilder



X