Ein Freiwilliges Soziales Jahr – Lea Niehaus kann das nur empfehlen

Lea Niehaus macht bei der Kronberg Academy ein Kulturelles Freiwilliges Soziales Jahr und ist begeistert von den vielen interessanten Menschen, die ihr dabei begegnen.

Foto: Wittkopf

Kronberg (pf) – „Die Arbeit bei der Kronberg Academy, das ist genau mein Ding.“ Lea Niehaus ist 19 Jahre alt, kommt aus Heidelberg und hat im vergangenen Jahr ihr Abitur gemacht. Danach wollte sie noch nicht gleich an die Uni gehen und weiter lernen, zumal sie noch nicht genau wusste, was sie studieren sollte. Und so entschied sie sich, ein Kulturelles Freiwilliges Soziales Jahr zu machen. Alles Wissenswerte dazu fand sie im Internet und bewarb sich bundesweit. Aber einfach war es nicht, eine Stelle zu finden. „Ich hatte mich zunächst für Theater und Dramaturgie interessiert und zehn Absagen bekommen,“ erzählt sie.

Erst der elfte Versuch, dieses Mal mit dem Schwerpunkt Musik, hat geklappt. „Zum Glück“, meint Lea und strahlt. „Musik habe ich schon immer gemacht, Klavier gespielt und gesungen“, sagt sie. Musik war auch ihr Wahlfach im Abitur. Bereits im Juli vergangenen Jahres war sie in Kronberg bei den Vorbereitungen für das Kronberg Academy Festival dabei. „Das war sozusagen meine Feuertaufe.“

Seit September ist sie nun festes Mitglied im Team der Kronberg Academy. Ihr Arbeitsplatz ist in den Studios im Obergeschoss der Streitkirche. Dort trifft sie nicht nur die Jungen Solisten, die im Kronberg Academy Masters Studiengang ausgebildet und auf eine Solistenlaufbahn vorbereitet werden, sondern auch ihre Dozenten und Lehrer, alle selbst weltberühmte Musiker.

„Ich treffe wahnsinnig viele Leute, das ist unheimlich interessant“, schwärmt sie. Mit vielen der in Kronberg studierenden hochbegabten jungen Musikerinnen und Musiker hat sie inzwischen Freundschaft geschlossen. Aber die sind bereits viel in der Welt unterwegs, um Konzerte zu geben und nicht ständig in Kronberg. „Sie führen ein komplett anderes Leben als ich es bisher kannte.“

Während des Freiwilligen Sozialen Jahres bekommt Lea ein Taschengeld von 320 Euro. Nicht gerade viel. „Aber ich komme damit hin“, sagt sie. Denn sie hatte Glück und hat ein preiswertes Zimmer in Kronberg gefunden. Die meisten, die ein Freiwilliges Soziales Jahr machen, wohnen noch zuhause, weiß sie. Und wer nicht über die Runden kommt, kann für die Zeit Wohngeld oder sogar Hartz IV beantragen.

Acht Stunden Arbeit täglich, das ist für Lea eine ganz neue Erfahrung. „Das ist schon etwas anderes als die Schule“, lächelt sie. Dabei kommen ihre Hobbys etwas zu kurz. Seit sie in Kronberg lebt, singt sie jeden Mittwoch in Oberhöchstadt bei „Vox Musicae“ mit, denn Rock- und Pop-Musik liegt und gefällt ihr besonders gut. Zum Tennisspielen kommt sie dagegen eher selten und auch Klavier würde sie lieber öfter spielen und üben, obwohl sie dazu in den Studios durchaus Gelegenheit hätte. Derzeit ist sie vor allem mit den Schülermanager-Teams aus der Kronberger Altkönigschule, der Königsteiner St. Angela Schule und der Oberurseler Frankfurt International School beschäftigt. Denn die „Klassik Academy“, das Kooperationsprojekt mit der vielfach ausgezeichneten Hamburger Kulturinitiative TONALi, die mit ihrem erfolgreichen Tour-Programm schon zahlreiche Schulen in der Hansestadt zum Mitmachen und für klassische Musik begeistern konnte, ist „ihr“ Projekt. Sie begleitet es und wird es als Abschluss ihres Freiwilligen Sozialen Jahres für die Landesvereinigung Kulturelle Bildung (LKB) Hessen dokumentieren.

Die LKB Hessen betreut Lea während des gesamten Jahres. Neben ihrer Arbeit stehen ihr auch 25 Bildungstage zu. Vier Mal besucht sie jeweils für eine Woche Seminare zu bestimmten Themen. Erst in der vergangenen Woche war sie wieder bei einer dieser Veranstaltungen. „Das war total spannend mit 120 netten kreativen jungen Leuten“, erzählt sie begeistert. In Hessen machen derzeit 120 junge Menschen ein Kulturelles Freiwilliges Soziales Jahr. Sie hatten sich gemeinsam mit rund 1.000 Interessenten um eine der begehrten Stellen beworben und gehörten zu den Glücklichen, die genommen wurden.

Beim Workshop am 13. Juni in der Stadthalle lernte Lea erstmals persönlich die Schülerinnen und Schüler kennen, die in ihren Schulen Konzerte mit drei jungen Cellisten der Kronberg Academy veranstalten wollen. Der 27-jährige Benedict Kloeckner wird am 7. September in der St. Angela Schule auftreten, die 18 Jahre alte Hayoung Choi am 13. September in der Frankfurt International School und die 22-jährige Anastasia Kobekina, die im vergangenen Jahr den TONALi-Wettbewerb gewann - einen der höchstdotierten Preise für junge Musiker unter 25 Jahren -, hat ihr Konzert am 19. September in der Altkönigschule.

Lea Niehaus ist neben Lea Gollnast vom TONALi-Team in Hamburg Ansprechpartnerin für die drei Schülermanager-Teams. Und die haben sich seit dem Workshop schon öfter bei ihr gemeldet. „Es läuft gut“, berichtet Lea. „Die Schülerinnen und Schüler sind hoch motiviert und haben tolle Ideen.“ Es wird noch einen zweiten Workshop für die Teams geben. Der Termin steht noch nicht fest. Danach starten die Vorbereitungen für das Trio-Konzert der drei Cellisten, mit dem am 27. September die sechs Tage dauernden Cello Meisterkurse und Konzerte der Kronberg Academy eröffnet werden – und der damit verbundene Wettbewerb unter den drei Schulen. Wer die meisten Karten für das Konzert verkauft, bei dem ausschließlich Schülerinnen und Schüler der drei Schulen im Publikum sitzen werden, gewinnt als Preis eine Führung durch die Studios des Hessischen Rundfunks in Frankfurt und den Besuch einer öffentlichen Probe mit dem hr-Sinfonieorchester unter dem Dirigenten Christoph Eschenbach.

Lea ist überzeugt, dass das Freiwillige Soziale Jahr die richtige Entscheidung für sie war. „Die Erfahrung, acht Stunden am Tag zu arbeiten, ist Gold wert“, meint sie. Sie habe dabei Gelegenheit gehabt, sich zu orientieren und sich darüber klar zu werden: Was will ich eigentlich? „Ich bin selbstbewusster geworden, habe viele neue Dinge getan und Verantwortung übernommen, was ich vorher nie hatte“, stellt sie fest. „Und meine Arbeit wird geschätzt und ernst genommen.“

Inzwischen weiß sie auch, wie es mit ihrer Ausbildung weiter gehen wird. „Ich will Musikwissenschaften studieren und später ins Musikmanagement gehen“, sagt sie. Eine Bewerbung um einen entsprechenden Studienplatz hat sie bereits abgeschickt, weitere werden in den nächsten Tagen folgen. Und Abiturienten, die noch nicht genau wissen, welchen Beruf sie ergreifen und was sie studieren sollen, gibt sie den Rat, es ihr gleich zu tun und sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr im Bereich Kultur zu entscheiden. „Diese Erfahrungen kann ich jedem nur empfehlen.“



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