Schulleiterin Barbara Salewski – „Adieu“ nach 40 Jahren

Barbara Salewski vor „ihrer“ Kronthal-Schule Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Auf 40 erfolgreiche Jahre im Schuldienst kann Barbara Salewski, seit 23 Jahren Schulleiterin der Kronthal-Schule, zurückblicken, wenn sie sich jetzt mit 62 Jahren zum Schuljahresende in den Ruhestand verabschiedet. Über 1.000 Kinder sind es, die sie im Unterricht erlebt hat und es sind viele, an die sie sich noch gut erinnern kann. „Ich habe noch viele Kinder vor Augen, gerade die vom Wesen her fröhlich, freundlich zugewandt, ja auch die besonders sozial waren“, sagt sie. „Aber auch die Schwierigeren, die, hatte man sie alleine vor sich, genauso liebenswert waren.“ Was sich gewandelt hat in den vier Jahrzehnten? Sehr viel, findet Salewski, die sich für die Kinder, Lehrer und Eltern zunächst einmal darüber freut, dass sich die äußeren Rahmenbedingungen für den Unterricht an der Kronthal-Schule in den letzten 20 Jahren stetig verbessert haben. Damals, als sie in Kronberg anfing, habe die Grundschule bei den Eltern einen schlechten Ruf genossen. Die Unterbringung in dem alten Langbau sei auch alles andere als einladend gewesen. Das ist nun schon lange Geschichte und ihr Ziel, dass die Schule von Eltern und Kindern gerne angesteuert wird, schon länger erfüllt. Eine ihrer ersten Amtshandlungen als neue Schulleiterin damals war, der Schule anhand eines langen demokratischen Abstimmungsprozesses einen Namen zu geben, damit sich die Kinder und Eltern mit ihrer Schule identifizieren können. Vor Augen hat sie auch heute noch die anhaltend starke Unterstützung durch den Förderverein mit über die Maßen engagierten Eltern, ohne den die Schule auch heute ganz anders dastehen würde, wie sie betont. Damals hatten die Eltern sich regelmäßig mit Putz- und Streichaktionen über das normale Maß hinaus engagiert, um den hässlichen alten Schulbau innen und außen in einen besseren Zustand zu versetzen. Ihr schlimmstes Erlebnis als Schulleiterin war 2007 der nächtliche Anruf der Feuerwehr: „Es brennt in ihrer Schule.“ Ursache war wohl ein Kabelbrand im Sekretariat gewesen. „Schüler-, Lehrerakten, Zeugnisse, alles war weg“, erzählt sie. Damals gab es noch keine zentrale Speicherung auf dem Hochtaunuskreis-Server. Eine Heidenarbeit sei es gewesen, die Akten wieder halbwegs komplett zu machen. Die Eltern wurden damals gebeten, doch bitte die Zeugnis-Kopie ihrer Kinder im Schulsekretariat abzugeben. Was jedoch viele hofften, dass aufgrund des Brandes und der nun fehlenden Räume schneller der Neubau realisiert werden würde, trat nicht ein. Im November 2007 war es dann soweit: Die Grundschule zog in Container in der Schönberger Straße ein: Auch hier ist Barbara Salewski heute noch dankbar für das Engagement der Eltern, die sich darum kümmerten, dass die Einrichtung eines Busverkehrs für die Grundschüler zur Container-Schule neben der Altkönigschule reibungslos funktionierte. Über die Kronberger Stadtverordneten habe sie sich damals schon ein wenig geärgert, gibt sie zu. Die hatten der Errichtung der Container-Schule eine Absage erteilt, obwohl die Kinder dorthin ohne aufwendigen Busshuttle hätten gelangen können. „Mit der Begründung, das Gelände werde gebraucht, weil da gebaut wird.“ Dabei sei es nur um die begrenzte Zeit der Bauphase gegangen und wie man sehe, sei bis heute am Bahnhof noch nichts gebaut, während die Kronthal-Schüler bereits seit Sommer 2009 in ihrem Neubau in der Heinrich-Winter-Straße sitzen. Die Mitplanung und Einrichtung der Kronthal-Schule war übrigens die kräftezehrendste Zeit innerhalb ihrer 23-jährigen Schulleitung, weiß Salewski. Gemeinsam mit zwei weiteren Lehrerinnen hatte sie zunächst viele andere Schulen besucht, um sich ein Bild zu machen, was sich bei anderen Neubauten bewährt hat. „Wir haben alles, angefangen bei der Farbe bis zum Mobiliar und den Waschbecken, mit ausgewählt“, berichtet sie. Und schon ist sie beim nächsten Punkt, was sich über die Jahrzehnte im Schulalltag gewandelt hat. „Früher hat eine Schulleiterin lange nicht so selbstständig gearbeitet wie heute.“ Schulen haben Stück für Stück sehr viele verwaltungsinterne Aufgaben übertragen bekommen. „Wir verwalten unser eigenes Budget, haben mehr Personalverantwortung.“ Das alles seien früher Aufgaben des staatlichen Schulamtes gewesen. Inhaltlich sieht es ähnlich aus mit der Selbstständigkeit: Wohl werden die Bildungsstandards gesetzt, doch wie die Schule pädagogisch die Standards, das heißt bestimmte Kompetenzen der Kinder erarbeite, anhand welcher Themen beispielsweise, ist Sache der Schule und werde innerhalb vieler gemeinsamer Fachkonferenzen erarbeitet. Über die Jahre, unter ihrer Leitung, sind an der Kronthal-Schule unter anderem auch die Projektwoche, die Autorenlesungen, die regelmäßigen Schülerkonferenzen, die Erarbeitung der Erziehungsvereinbarung mit den Eltern sowie die Klasse 2000 hinzugekommen.

„Eltern erwarten gesellschaftlich viel mehr als früher von der Schule und auch die Kinder brauchen viel mehr individuelle Ansprache als früher“, stellt sie fest, ohne zu werten. Jedes Kind sei heute erst einmal viel mehr mit sich selbst beschäftigt und eine individuelle Ansprache gewohnt. Der Weg, ihnen bei aller Individualität beizubringen, sich auch in der Gruppe zu bewegen und zuzuhören, sei definitiv ein längerer geworden.

Barbara Salewski ist kein Mensch mit der Einstellung „früher war alles besser“. Sie findet, jede neue Zeit hat ihre ganz eigenen Reize und Herausforderungen, denen man sich eben stellen muss. Und das tut sie, beispielsweise mit einem speziellen Elternabend diese Woche über den Umgang der Kinder mit Handy und Co. Sie kann sich noch gut an die Zeiten des Kabeltelefons und auch an die Zeit ohne Computer und ohne Internet erinnern. Sicher sei das bei der Kindererziehung – sie selbst hat zwei erwachsene Kinder – einfacher gewesen, ohne Kontrollfreak sein zu wollen, aber doch zu deren Schutz einen besseren Überblick darüber zu haben, mit wem sie gerade kommunizieren. Doch ein Leben ohne Computer möchte sie sich auch nicht mehr vorstellen, da dies eben auch so viele neue Möglichkeiten mit sich bringt.

Salewski ist nicht der Typ Schulleiterin, der sich in den Vordergrund drängt. Sie ist ruhig und zurückhaltend, wenn es zum ihre Person geht und behält ihr Privatleben auch zum „Finale“ lieber für sich. Was ihre Pläne für „nach der Schule“ betrifft, verrät sie nur so viel, dass sie sich auf mehr Zeit freue, die sie nun selbst gestalten könne.

Sie war und ist jederzeit Ansprechpartner für Lehrer, Eltern und Kinder, vor allem aber ist sie „eine vertrauensvolle Respektsperson, nicht jedoch mit drohendem erhobenen Zeigefinger“, wie sie es formuliert. Und doch hätten ihre Worte bei den Kindern mehr Gewicht als bei den Lehrern. Und ganz nebenbei hat sie jeweils über ein halbes Jahr 2006/7 die Viktoria-Schule und 2012 die Grundschule in Falkenstein aufgrund vakanter Schulleiter-Stellen mitgeleitet.

Es gibt noch einige Themen, über die sich sprechen und ausgiebig diskutieren ließe, beispielsweise das Thema Inklusion. Für Salewski jedenfalls zurzeit „noch keine runde Sache“. Derzeit hätten die Inklusions-Kinder innerhalb der Schulen einfach noch zu viele wechselnde Ansprechpartner, was für sie, mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen eine besondere Schwierigkeit darstelle. Auch die politische Entscheidung, Förderschulen ganz abschaffen zu wollen, hält sie für falsch, „die werden auch gebraucht“. Doch jetzt heißt es erst einmal offiziell Abschied von der Schule und ihren Kolleginnen nehmen. Die offizielle Verabiedung mit geladenen Gästen findet am 22. Juni vormittags in der Kronthal-Schule statt. Eine Entscheidung über ihre Nachfolgerin hat das staatliche Schulamt bereits getroffen, sodass sich die Eltern auf einen nahtlosen Übergang freuen dürfen, verrät sie, auch wenn sie den Namen der Dame zu diesem Zeitpunkt noch nicht nennen darf.



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