Volker Stumm legt sein Mandat als FDP-Stadtverordneter nieder

Volker Stumm bei der Ehrung zum Stadtältesten 2013 Foto: Westenberger / Archiv

Kronberg (mw) – Wer den FDP-Stadtverordneten kennt, und das sind viele, denn Volker Stumm war 24 Jahre ohne Unterbrechung als liberaler Stadtverordneter für die Kommune tätig, der weiß, dass Stumm seine Gedanken gerne in unterhaltsame Reime packt. Doch dieses Mal sind es keine Verse, die die Redaktion erreichen, sondern eine Pressemitteilung, von ihm selbst verfasst, in der er mitteilt, dass er in einem Schreiben an den Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU) Mandatsverzicht erklärt hat. „In den vergangenen Monaten hat sich meine Prioritätensetzung geändert“, so schreibt er darin zu seinen Beweggründen, inmitten der Wahlperiode, nach so vielen Jahren, nun zurückzutreten. „Alles hat seine Zeit – und es waren intensive, hochspannende Jahrzehnte mit unvergesslichen Momenten“, bemerkt Stumm. „Ob in den oft hitzigen, doch meist fruchtbaren und auch fröhlichen Debatten der parlamentarischen Gremien oder im Gespräch mit den Bürgern unseres geliebten Kronberg: Immer und überall durfte ich interessante und meinungsstarke Menschen kennen lernen, mit denen ein Gedankenaustausch oder auch ein Disput Erkenntnisgewinne brachte.“ Das klingt nach vielen gewinnbringenden Jahren für ihn in der Kommunalpolitik, in der der Denker und Dichter, der beharrlich für seine Überzeugungen eintrat, jedoch auch ein auf Ausgleich bedachter Mandatsträger war. Nun, nachdem die Freidemokraten nach ihrem Wahlerfolg plötzlich über fünf statt nur zwei Sitze im Stadtparlament verfügen, sieht er die Zeit gekommen, sich aus der aktiven Politik zurückzuziehen? Stumm hält sich zu möglichen weiteren Gründen – zwischenzeitlich war er vom Fraktionsvorsitzenden auf den Posten des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewechselt – bedeckt. Und dann verrät er doch noch etwas mehr über seine Beweggründe: „Ich bin keine beleidigte Leberwurst, sondern kann mich als Harmoniesüchtiger nicht mit dem Konfrontationskurs der neuen Fraktion identifizieren.“ Den konfrontativen Kurs stellt der Fraktionsvorsitzende Walther Kiep gar nicht in Abrede. Beziehungsweise, dem stimmen Holger Grupe, Dietrich Kube und Kristina Fröhlich zu, „der politische Ton ist schärfer geworden“. „Wir machen aber keine Konfrontation um der Konfrontation willen“, betont Kiep. „Wir müssen uns klipp und klar positionieren und gehen dabei auch Konfrontationen nicht aus dem Weg.“ „Und manchmal sind wir auch unbequem“, fügt Fröhlich hinzu. „Fraktion und der Ortsverband bedauern diese Entscheidung sehr“, betonen sie. Obwohl oft nur zu zweit, sei es Volker immer gelungen, sich Gehör zu verschaffen und der FDP in der Kronberger Politik durch seine Persönlichkeit und seine von Liberalität geprägte Leidenschaft ein Gewicht zu verschaffen, dass über die tatsächliche Stärke der Fraktion hinaus ging,“ unterstreicht Kiep. „Volker Stumm war und ist ein Vorbild für politisches Engagement und freiheitliche Werte.“ „Ohne Menschen wie Volker Stumm würde unsere Bürgergesellschaft und die kommunale Selbstverwaltung nicht funktionieren“, stellt Grupe, Vorsitzender des FDP-Ortsverbands fest. „Wir und damit meine ich nicht nur die FDP Kronberg, sind ihm sehr dankbar für seinen Einsatz, seine Energie und die vielen gemeinsam verbrachten Stunden.“

Am Ende sei es vor allem der dreifache Arbeitsaufwand gewesen, der zu Stumms Rücktritt geführt habe. Innerhalb kürzester Zeit seien viele gemeinsame Termine zu koordinieren. Eine ganz neue Dynamik sei entstanden. „Und dass wir, gerade auch im Ausschuss, hundertprozentigen Arbeitseinsatz fordern, waren wir uns einig im Vorstand“, sagt Kiep. Stumm habe sich extrem fair“ verhalten, in dem er der Partei sein Mandat zurückgeben habe.

Volker Stumm gehörte der Stadtverordnetenversammlung seit 1993 ohne Unterbrechung an und ist seit 2013 der erste und bisher einzige Stadtälteste in der Geschichte der FDP Kronberg. Dem FDP-Vorstand gehörte er seit 1991 an – anfangs als Vorsitzender der Jungen Liberalen, dann als Beisitzer und von 1997 bis 1999 sowie von 2006 bis 2016 als Fraktionsvorsitzender. „Ich habe die FDP in sämtlichen Gremien des Stadtparlaments vertreten – und in den zehn Jahren, in denen sie lediglich über zwei Mandate verfügte, als Fraktionsvorsitzender zahlreiche Ausschüsse, Kommissionen und Verbände gleichzeitig betreut“, blickt er zurück. „Ja, man verbringt unglaublich viel Zeit in Sitzungen, über Akten und bei Ortsterminen. Jedoch lernt man, wie die Meinungsbildungs-Prozesse in Politik und Verwaltung ablaufen, wie hart auch um kleinste Details gerungen wird, bis ein demokratischer Beschluss zu Protokoll genommen werden kann.“ Sein Appell an die Bürger, „die sich ja leider nur selten in die – öffentlichen – Sitzungen der Gremien verirren: Engagieren Sie sich! Und nicht erst, wenn die Entscheidungen gefallen sind.“ Und er fügt hinzu: „Es gibt nicht nur eine Bring-Schuld der Politiker, sondern auch eine Hol-Schuld der Wähler, damit Transparenz und Mitbestimmung gelingen.“ Belohnt werde man für die vielen Stunden für die Kommunalpolitik „mit einem ungemein befriedigendem Gefühl, nach heftigem Argumenten-Austausch und siegreicher Abstimmung etwas bewegt und das Gemeinwesen einen Schritt voran gebracht zu haben. Bringen Sie sich ein!“, wirbt er für neue politische Mitstreiter.

Er selbst zieht es nun nach sechs Kommunalwahlkämpfen vor, sich zurückzuziehen. Er will die Entwicklungen in Kronberg auch weiterhin verfolgen, aber jetzt von der Warte eines interessierten Bürgers: „Und wer weiß: Vielleicht kommentiere ich – wenn mir danach sein sollte – den einen oder anderen Vorgang mit einem Gedicht“, so Stumm schmunzelnd. „Ein inniger Dank geht an die vielen FDP-Mitstreiter, die mich in all den Jahren begleitet haben.“ Bereits anlässlich der Verleihung der Theodor-Heuss-Medaille für 25 Jahre FDP-Mitgliedschaft im Oktober 2016 hatte Stumm in seinen launigen Reimen „Wie die Zeit vergeht...“ die Namen seiner Wegbegleiter Revue passieren lassen. „Es wird nicht wenige Anlässe geben, bei denen wir uns wieder über den Weg laufen werden“, kündigt Stumm an. Ins Stadtparlament nachrücken für ihn wird Brigitte Bremer, die sich für die FDP mit dem Thema Wirtschaftsförderung in Kronberg beschäftigen soll. (mw)



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