Ausstellung mit farbenfrohen Quilten und unterschiedlichen Bibeln

Oberhöchstadt (pf) – Leuchtend bunte Stoffe, Nadel und Faden sind die Utensilien, mit denen die beiden Künstlerinnen zu Werk gehen, deren Arbeiten in der aktuellen Ausstellung im Altkönig-Stift zu sehen sind. Helga Hüsing und Helga Meschede, beide seit einigen Jahren Bewohnerinnen des Stifts, sind nicht nur gleichaltrig. Sie haben auch beide vor 30 Jahren unabhängig voneinander mit dem Quilten begonnen.

Helga Hüsing ist in Bremerhaven auf die Welt gekommen, hat nach der Schule eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau gemacht und in einer Bank gearbeitet. Nach ihrer Heirat war sie Hausfrau und Mutter. Über Bremen, wo sie vierzehn Jahre wohnte, kam sie 1970 mit ihrer Familie nach Oberhöchstadt. 1972 begann sie wieder halbe Tage in Kronberg in einer Industrievertretung für Heimtextilien zu arbeiten, bis sie 1992 in den Ruhestand ging.

Mit ihrem Hobby begann sie 1997 an der Kronberger Kunstschule bei Jutta Briehn. 20 bis 25 Frauen trafen sich dort regelmäßig, um gemeinsam zu arbeiten. Die Kunstwerke, die während dieser Zeit entstanden, waren immer wieder in verschiedenen Ausstellungen zu sehen und 2002 wurde der Arbeitskreis Textiles Gestalten sogar mit dem Kulturpreis der Stadt Kronberg ausgezeichnet.

Viele ihrer Arbeiten hat sie im Laufe der Jahre für karitative Zwecke gespendet, so unter anderem für das Clementine Kinderhospital Frankfurt, für das Kinderhospiz Bärenherz in Wiesbaden und für die Hilfsprojekte in Himo und Sanya Juu in Tansania, die der Kronberger Architekt Max Werner Kahl ins Leben rief.

Helga Meschede stammt aus Wuppertal, erlernte nach der Schule den Beruf der Chemotechnikerin und war nach ihrer Heirat und der Geburt ihres Sohnes ebenfalls Hausfrau und Mutter. Kurz vor der Geburt ihrer Tochter zog sie 1968 nach Weißkirchen, heute Stadtteil von Oberursel, wo sie bis zu ihrem Umzug ins Altkönig-Stift lebte.

Handarbeiten hat sie schon immer gerne gemacht, viel gestrickt und genäht. Vor 30 Jahren entdeckte sie dann im Programm der Volkshochschule Oberursel einen Quilt-Wochenendkurs, meldete sich gemeinsam mit einer Freundin dazu an und stellte überrascht fest, dass ihre Freundin und sie die einzigen Anfänger unter lauter Fortgeschrittenen waren. Und dass Quilten etwas ganz anderes als normales Nähen ist.

Insiprierend

Das Wochenende war so inspirierend, dass sie dieses Hobby bis heute nicht mehr losgelassen hat. Aus Zeitschriften und Büchern eignete sie sich im Laufe der Jahre immer neue Methoden der Stoffverarbeitung an. In einem weiteren Wochenendkurs der Volkshochschule lernte sie Schneidetechniken. Alles andere brachte sie sich durch „learning by doing“ selbst bei.

Während Helga Hüsing in ihren Quilten Themen visualisiert, lässt sich Helga Meschede von Stoffen inspirieren, die sie zum überwiegenden Teil im Zimmersmühlenweg in Oberursel in der Resteboutique bei Taunus Textildruck findet und bei denen sie immer sofort überlegt, was passt zusammen, was kann man daraus machen.

Alte Technik

Quilten und Patchwork ist eine sehr alte Technik, deren Ursprung in China oder im Vorderen Orient vermutet wird. Die ältesten erhaltenen Patchwork-Quilts werden in einem Museum in Kairo ausgestellt und sind rund 3.000 Jahre alt. Man geht davon aus, dass Kreuzritter diese Handarbeit im nördlichen Europa verbreiteten. Denn im kalten Norden erfüllten die mehrlagigen Decken auf den Betten in den unbeheizten Schlafräumen ihre wärmende Funktion.

Das englische „to quilt“ bedeutet soviel wie „steppen – durchnähen – wattieren“ und genau so entsteht letztendlich ein Quilt. Er besteht in der Regel aus drei Lagen. Unter der Schauseite, zumeist einer Patchworkarbeit, befindet sich eine Zwischenlage aus wärmendem Vlies, Wolle, Baumwolle, Seide oder Synthetik. Die Rückseite bildet zumeist eine Stoffbahn. Diese drei Lagen werden mit Heftstichen zusammengenäht. Das ist das eigentliche Quilten, bei dem die Kunst darin besteht, diese drei Lagen so mit kleinen Quiltstichen zusammenzunähen, dass verschiedene plastische Muster entstehen.

In einem solchen Quilt steckt oft monatelange Arbeit. Schon allein die Schauseite herzustellen erfordert neben Geduld sehr exaktes Arbeiten. Manchmal sind es bis zu tausend einzeln zugeschnittene Teile, die nach dem jeweiligen Muster sehr genau zusammengenäht werden müssen. Denn pfuschen geht nicht. Jeder noch so kleinste Fehler macht sich bei den weiteren Näharbeiten bemerkbar. Ist diese Arbeit getan, müssen die drei Lagen miteinander verbunden und fixiert werden, damit in Handarbeit das eigentliche Quilten beginnen kann. Das dauert je nach Größe der Arbeit noch einmal einige Wochen. Würde man die Arbeitsstunden, die in einem solchen Kunstwerk stecken, mit dem Mindestlohn von acht Euro pro Stunde berechnen, wäre beispielsweise eine Tagesdecke für ein Doppelbett schier unbezahlbar.

Eine Bibelausstellung in den Vitrinen des Altkönig-Stifts ergänzt die Quilt-Ausstellung. Gesammelt hat sie Stifts-Pfarrer Christian Wiener, der zu den einzelnen Exponaten Wissenswertes zusammengestellt hat. Die Ausstellung ist noch bis zum 14. Januar täglich zu besichtigen.



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