Bronzefiguren, Fotografien und Zeichnungen von zur Strassen

Sonnenanbeterin nennt der Bildhauer Hermann zur Strassen diese Figur. Sie ist derzeit mit vielen kleinen Bronzefiguren des Künstlers im Altkönig-Stift ausgestellt. Foto: Wittkopf

Kronberg (pf) – „Ich verrate ihnen einen Trick: Lassen sie die Figur auf sich wirken. Schauen sie, was da passiert. Nehmen sie Beziehung auf, öffnen Sie sich – und dann kommt es wie eine Woge auf Sie zu.“ Diesen Rat gab der Kronberger Bildhauer Hermann zur Strassen den zahlreichen Vernissagegästen, die zur Eröffnung seiner Ausstellung ins Altkönig-Stift gekommen waren. „Es stimmt“, stellte wenig später beim Gang durch die Ausstellung eine Besucherin erfreut fest, nachdem sie eine Weile vor einer der Plastiken gestanden hatte.

Nicht zum ersten Mal stellt Hermann zur Strassen in Kronberg und im Altkönig-Stift aus. Aber jedes Mal wieder begeistern und bezaubern seine Bronzefiguren die Betrachter. „Sie kommen uns vollkommen vertraut vor“, meinte die Kunsthistorikerin Dr. Ursula Grzechca-Mohr in ihren einführenden Worten. Das liege vor allem daran, dass der Künstler seine Figuren, Menschen wie Tiere, auf ihre Grundformen und damit auf das Wesentliche zurück nimmt.

Hermann zur Strassen, 1927 in Frankfurt geboren, ist in Kronberg aufgewachsen, wo er seit 1982 wieder lebt und arbeitet. Seine Wohnung und sein Atelier befinden sich im Fritz-Best-Museum im Talweg. Das Talent sei ihm wohl schon in die Wiege gelegt worden, meinte die Kunsthistorikerin. Sein Großvater Melchior zur Strassen war Bildhauer in Leipzig, sein Vater Otto zur Strassen Zoologe, Direktor des Senckenbergmuseums und Direktor des Zoologischen Instituts der Universität Frankfurt. Das spiegele sich in seinen Tierplastiken wider, meinte Dr. Grzechca-Mohr. Er kenne das Wesen jedes Tieres und seinen Knochenbau genau, bringe daher mit sicherer Hand das Charakteristische seiner jeweiligen Figur hervor.

Den Beruf des Bildhauers hat Hermann zur Strassen von der Pike auf erlernt. Seine Ausbildung erhielt er nach einem dreijährigen Besuch der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Lima (Peru) an der Städelschule bei Professor Hans Mettel, dessen Meisterschüler er bis 1960 war, in den letzten beiden Jahren als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Seit 1960 arbeitet er als freischaffender Bildhauer und hat, wie Dr. Grzechca-Mohr hervorhob, zahlreiche Skulpturen und Plastiken für private und öffentliche Auftraggeber gemacht. Er hat auch für zahlreiche öffentliche Ausschreibungen Entwürfe hergestellt.

„Eine immense Arbeit, die viel Vorbereitung und zahlreiche Zeichnungen erfordert“, wie die Kunsthistorikerin betonte. Aber selbst wenn sein Entwurf nicht genommen wurde, sei die Arbeit nicht umsonst gewesen, denn sie habe ihn wieder in seiner Entwicklung weiter gebracht. „Es sind immer wieder Schritte, die aufeinander aufbauen“, so formulierte sie es.

In den fünf Vitrinen im Ausstellungsgang des Altkönig-Stifts ist eine Auswahl aus dem sehr umfangreichen Werk des Künstlers zu sehen. An der Wand gegenüber hängen Zeichnungen, die das Werden und die Idee zu den Plastiken deutlich machen. Im weiteren Verlauf des Ganges gibt es eine Reihe von Fotografien von den Plastiken des Bildhauers. Auch sie Kunstwerke, wie Dr. Grzechca-Mohr betonte, denn die Frankfurter Fotografin Ursula Edelmann, die die Plastiken fotografierte, versteht meisterlich das Spiel mit Licht und Schatten, weiß genau, wie eine Figur stehen muss, damit das Licht sie umfließt, modelliert und lebendig werden lässt.

Dass er heute in Bronze arbeitet, hat eine Vorgeschichte, erklärte der Künstler. Früher habe er in Stein gearbeitet. Vor vielen Jahren habe er aus einem großen Basalt den Kopf einer Peruanerin gearbeitet. Eines seiner Hauptwerke, wie er betonte. Es wurde zu einer Ausstellung im Louvre geschickt, wurde dort verkauft. Seitdem ist es verschollen und nie wieder aufgetaucht. Wenn heute einer seiner Bronzefiguren verkauft wird, könne er sie jederzeit wieder neu gießen lassen – übrigens ein sehr aufwändiges Verfahren, wie er schilderte.

Die Ausstellung im Altkönig-Stift läuft bis Ende November. Bis dahin können die Kunstwerke täglich angesehen werden.



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