Bundesrepublik würdigt Helga Schorrs Einsatz für die Jugend

Für ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement wurde Helga Schorr die Verdienstmedaille des Verdienstordens der BRD verliehen, hier die feierliche Übergabe durch Landrat Ulrich Krebs im Landratsamt.

Foto: privat

Schönberg (mw) – 

Viele Jahrzehnte lang hat sich Helga Schorr, die seit 1976 mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern nach Schönberg kam, auf vielfältiger Weise innerhalb und außerhalb Kronbergs für das Gemeinwohl engagiert. „Ihr unermüdliches und beispielgebendes Wirken ist vergangene Woche durch die Verleihung des Verdienstordnens der Bundesrepublik gewürdigt worden, den ihr Landrat Ulrich Krebs feierlich überreichte. Die Hauptrolle in ihrer ehrenamtlichen Laufbahn – die studierte Betriebswirtin blieb nach der Geburt ihrer beiden Töchter 1964 und 1965 zu Hause – spielte dabei zweifelsohne die Jugendarbeit: Bereits vor dem Umzug nach Kronberg hatte sich Helga Schorr für den Verein für „Internationale Jugendarbeit“ (VIJ) eingesetzt, der sich unter anderem für die Beratung, Vermittlung, Begleitung und Qualifizierung von ausländischen und deutschen Au-Pairs kümmert. „Schorr war von 1972 bis 1976 Mitglied im Vorstand des Ortsverbands Nürnberg und nahm dabei maßgeblichen Einfluss auf die inhaltliche Beratungs- und Begleitungsarbeit der Mitarbeiterinnen“, so heißt es in der Begründung für die Entscheidung des Bundespräsidialamtes, Helga Schorr die Verdienstmedaille des Verdienstordens der BRD zu verleihen. Sie organisierte dort Austauschtreffen und Tagungen für Au-pair-Beraterinnen und Veranstaltungen des Vereins. Den Aufgaben, denen sie sich seit dem Umzug nach Schönberg im Vorstand des vij-Frankfurt zunächst als Vorstandsmitglied, schließlich 27 Jahre lang als Vorsitzende widmete, ist der 80-Jährigen, auch heute als Ehrenmitglied noch eine Herzensangelegenheit. „Das Thema ist heute genauso wichtig wie damals“, weiß sie und macht sogleich Werbung für ihr Anliegen, sich selbst beim „VIJ“ nach seinen Fähigkeiten einzubringen. „Wir leben schließlich in einer Demokratie“, sagt sie, „und die lebt vom Mitmachen. Wenn keiner mitmacht, bricht sie zusammen.“ Schorr bemühte sich jahrzehntelang, ihre Stärken als Vorbild einzusetzen: Der Verein hatte bis 2006 die Trägerschaft für ein Wohn- und Begegnungszentrum für junge Menschen aus dem In- und Ausland, um sie kostengünstig aufzunehmen, wenn sie in einem Ausbildungsverhältnis standen. „Ich bin Betriebswirtin durch und durch“, gesteht sie. Ihr lag das Organisatorische und ein vernünftiger Umgang mit den Kosten war für sie eine Selbstverständlichkeit. Als das Wohnheim in Bommersheim aus nach langen Bemühungen wegen immer neuer kostenträchtiger Brandschutzauflagen abgestoßen werden muss, gelingt ihr die Neuausrichtung des Vereins mit der Gründung des Projekts „JUSTAment“, bei dem Haupt- und Realschüler rechtzeitig vor ihrem Abschluss an den Schulen über das Fach „Arbeitslehre“ ehrenamtlich von Seniorpartnern begleitet und unterstützt werden. 2008 an der Erich-Kästner-Schule in Oberursel gestartet, arbeiten heute rund 50 ehrenamtliche Seniorpartner mit verschiedenen Schulen in Oberursel, Bad Homburg und auch in Königstein zusammen. „Die Schüler werden von unseren Seniorpartnern, die allesamt eine erfolgreiche Berufslaufbahn hinter sich haben, in Kleingruppen auf das Berufsleben vorbereitet“, erzählt sie. Die Ehrenamtlichen nutzen ihre Netzwerke beispielsweise bei der Vermittlung von Praktika, helfen bei der Vorbereitung von Bewerbungen oder Bewerbungsgesprächen und erarbeiten mit den Schülern ein Stärken-Schwächenprofil. „Es kann auch sein, dass sie sie darin stärken, noch länger auf der Schule zu bleiben“, so Schorr. Oftmals fehle ihnen einfach der Mut oder der Rückhalt von zu Hause zum Weiterlernen, weil den Eltern selbst die nötige Bildung fehlt. Gerade im Zeitraum der Pubertät, in der sich die Schülerinnen und Schüler der Klassen sieben bis zehn befinden, könnten die Seniorpartner als neutrale Vermittler oftmals einfacher Türen öffnen, die Eltern und Lehrern vielleicht verschlossen bleiben. 

Wer sich also einbringen will, der kann sofort anfangen beim VIJ-Frankfurt, der mit seinem Projekt „JUSTAment wieder in Oberursel ansässig ist. „Wir freuen uns über Mitstreiter“, so Schorr. Jeder könne sich nach seinen Kapazitäten einbringen und erfährt selbstverständlich Hilfestellung bei der Einarbeitung durch die anderen Mitglieder und wird auch für seine Aufgaben geschult. 

Helga Schorr selbst hat sich auch noch an vielen anderen Stellen gerne eingebracht: Sie gehörte 20 Jahre lang dem Vorstand des Kronberger Kulturkreises als Schriftführerin und Schatzmeisterin an, war jahrelang für die CDU Kronberg aktiv, eine Zeit lang auch  als Stadtverordnete und Ortsvorsteherin und gehörte zu den Mitbegründern der Wählergemeinschaft „Kronberg für die Bürger“, deren Mitglied sie bis heute ist. 

„Nebenbei“ war sie von 1997 bis 2004 als Hauptschöffin beim Landgericht Frankfurt tätig und war beim Schiedsgericht Hochtaunus in Bad Homburg zwölf Jahre lang ebenfalls als Schöffin um die Schlichtung von Streitigkeiten bemüht. 

In ihrer Freizeit hat die gebürtige Berlinerin und Oma dreier Enkel eine weitere Leidenschaft entwickelt: Die Malerei. „Ich habe unzählige Aquarelle und Acrylbilder gemalt, aber auch Radierungen angefertigt“, erzählt sie. Sie hat ihre Stillleben, Blumen- und Landschaftsbilder in der Receptur, aber auch in Königstein und Frankfurt in zahlreichen Ausstellungen zeigen können. „Nachdem ich aus den Aktivitäten für die Jugendlichen seit 2012 draußen bin, freut es mich jetzt, in Rückbesinnung auf all die Jahre Einsatz, dass es keine großen Niederlagen gab, sondern alles in allem sehr gut gelaufen ist“, so Schorr über ihre Vorsitzjahre beim „VIJ“. „Das liegt natürlich an vielen Menschen im Verein, wir waren einfach ein gutes Team!“ Und auch, wenn es nicht ihre Art ist, um ihre Arbeit Aufhebens zu machen: „Natürlich freue ich mich über die Wertschätzung, die ich jetzt noch für meine ehrenamtlichen Aufgaben erfahren habe.“



X